Es ist ein Anfang, und ein zäher noch dazu. Ein starkes Zeichen ist die längst überfällige Vereinbarung über die Ausbildung von Imamen in Deutschland gleichwohl.

Sie sollen Schritt für Schritt an die Stelle der von der türkischen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsandten Moschee-Vorbeter mit einem Diplom in sunnitischer Theologie treten und dem Islam hierzulande ein anderes religionskulturelles Gepräge geben.

Um dieses stand es in den vergangenen Jahren nicht gut, und dies nicht allein weil die Skripte der Freitagspredigten mitunter in Ankara geschrieben wurden. Manch ein Imam fühlte sich eher der für Erdoğans Staatsislam charakteristischen Melange aus türkischem Nationalismus und ländlich-traditioneller Religiosität verpflichtet als den Sorgen und Nöten türkischer Einwanderer und ihrer in Deutschland geborenen Kinder und Kindeskinder.

Mangels Deutschkenntnissen, oft aber auch aus fehlender theologischer Sprachfähigkeit heraus sahen sich die Imame nicht als Dolmetscher zwischen religiöser Minderheit und Mehrheitsgesellschaft, sondern als Diplomaten eines Staates, dessen Oberhaupt Assimilation als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gilt.

Bis es aber so weit sein wird, dass in Moscheen in Deutschland auf Deutsch gepredigt wird, dürften Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen. Zwar ist der deutsche Staat mit der Einrichtung von Ausbildungsstätten für islamische Theologen längst in Vorleistung getreten. Doch sind deren Kapazitäten viel zu gering, um in überschaubarer Zeit Hunderte, wenn nicht Tausende Seelsorger ausbilden zu können.

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Zudem fehlt es an einer Antwort auf die Frage, wer für die Kosten aufkommen soll, die mit der Anstellung von Imamen einhergehen. Bislang sind die Moscheegemeinden als Vereine organisiert und können anders als die als Körperschaft verfassten Religionsgemeinschaften keine Steuern erheben. Doch steht ihnen dieser Weg in unserem offenkundig nach wie vor religionsfreundlichen Gemeinwesen prinzipiell offen.

QOSHE - Ein Anfang ist gemacht - Daniel Deckers
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Ein Anfang ist gemacht

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14.12.2023

Es ist ein Anfang, und ein zäher noch dazu. Ein starkes Zeichen ist die längst überfällige Vereinbarung über die Ausbildung von Imamen in Deutschland gleichwohl.

Sie sollen Schritt für Schritt an die Stelle der von der türkischen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsandten Moschee-Vorbeter mit einem Diplom in sunnitischer Theologie treten und dem Islam hierzulande ein anderes religionskulturelles Gepräge geben.

Um dieses stand es in den vergangenen Jahren nicht gut, und dies nicht allein weil die Skripte der........

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