Die Autorin ist begeistert ob der weissen Pracht. Und geniesst die Adventszeit genüsslich ohne Hektik, selbst im Bus.

Stellen Sie sich vor, was die holde Frau Holle alles zu hören bekäme, wenn sie denn ein Handy hätte. Sicher ist, sie hätte ein Dauerklingeln am Ohr. Für die einen hat es zu viel Schnee, für andere könnte es noch mehr sein und weitere könnten gar ganz auf die weisse Decke verzichten. Wetter eben. Der Schnee hat meine Velosaison definitiv beendet, ich fahre wieder Bus.

So warte ich beim Luzernerhof geduldig auf meinen 6er-Bus. Feierabendverkehr, Chaos und Wetter rauben der Chauffeuse kostbare Minuten. Doch dieses Mal ist kein Murren an der Bushaltestelle zu hören. Die Blicke gehen nicht Richtung Seebrücke und werden mit «wann kommt er endlich» kommentiert, sondern sie richten sich meist auf den geschmückten Weihnachtsbaum mitten auf der Verkehrsinsel.

Der geschmückte Baum regt an, die Weihnachtsdekoration in den eigenen vier Wänden zu thematisieren. So fragt ein Mann eine Bekannte: «Wie schmückst du eigentlich den Baum dieses Jahr?» Sie antwortet: «Oh, ich habe mich für knallrote Kugeln entschieden, die Lilakugeln bleiben dieses Jahr im Keller.» Eine andere Frau erläutert ihren Plan: «Ich hänge die Weihnachtskugeln einzeln über dem Tisch auf, wir haben keinen Baum mehr.» Das gefällt der Angesprochenen, sie antwortet: «Das ist eine gute Idee, das mach ich auch.»

Der Bus kommt, wir steigen ein, und weiter geht’s mit den Deko-Tipps. «Draussen habe ich so eine Lichterkette, die macht warmes Licht, auch wenn es dunkel ist», erzählt die Frau weiter. «Ja, das habe ich auch, das macht richtig gemütlich.» Gemütlich ist für einmal auch die Busfahrt. Die weisse Pracht hat eine beruhigende Wirkung. Eine Hetzerei ist naturgegeben aktuell gar nicht möglich. Das Tempo ist gedrosselt. Selbst das Aussteigen wird nicht durch Drängler torpediert.

Hatte ich Glück bei dieser Fahrt? Das kann gut sein. Denn die Adventszeit kennt eigentlich andere Attribute. Schnell noch dies oder das erledigen, da ein Geschenk, dort eine Karte, und so weiter … Da mache ich nicht mit und nehme es umso gelassener. Karten und Geschenke kommen von mir über das ganze Jahr verteilt und nicht nur, weil Weihnachten angesagt ist. Gelegenheiten für ein herzliches Dankeschön gibt es immer. So auch für Frau Holle, die Überraschung mit dem grandiosen Winterstart ist gelungen, danke.

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QOSHE - Ein Märchen in sattem Weiss: Danke, Frau Holle - Sandra Monika Ziegler
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Ein Märchen in sattem Weiss: Danke, Frau Holle

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04.12.2023

Die Autorin ist begeistert ob der weissen Pracht. Und geniesst die Adventszeit genüsslich ohne Hektik, selbst im Bus.

Stellen Sie sich vor, was die holde Frau Holle alles zu hören bekäme, wenn sie denn ein Handy hätte. Sicher ist, sie hätte ein Dauerklingeln am Ohr. Für die einen hat es zu viel Schnee, für andere könnte es noch mehr sein und weitere könnten gar ganz auf die weisse Decke verzichten. Wetter eben. Der Schnee hat meine Velosaison definitiv beendet, ich fahre wieder Bus.

So warte ich beim Luzernerhof geduldig auf meinen 6er-Bus. Feierabendverkehr, Chaos und Wetter rauben der Chauffeuse........

© Luzerner Zeitung


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