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Rentner als Einpeitscher: General a. D. Stanisław Koziej (Warschau, 26.6.2013)
Manche pensionierten Generäle werden auf ihre alten Tage zu Bedenkenträgern oder Friedensmahnern – etwa Harald Kujat oder Mark Milley. Andere drehen ohne die Beschränkungen durch offizielle Funktionen erst richtig auf. Beispiele dafür sind in den USA Philip Breedlove oder David Petraeus, aus Polen hat sich dieser illustren Gruppe jetzt General a. D. Stanisław Koziej, angeschlossen. Der ehemalige Chef des Nationalen Sicherheitsbüros hat laut der Tageszeitung Rzeczpospolita vom Donnerstag vorgeschlagen, Polen solle die Luftverteidigung eines grenznahen Streifens des ukrainischen Luftraums von etwa 50 Kilometern Tiefe übernehmen und dort eventuell herumfliegende russische Raketen abschießen. Koziej gab zu, dass das noch eine Menge praktischer Fragen aufwerfen würde, zum Beispiel, wer für Schäden durch aus Polen über der Ukraine abgeschossene Raketentrümmer aufkommen müsse. Aber dem stehe der Gewinn für Polen durch eine solche Erklärung gegenüber: Warschau könne sich als »aktiver strategischer Akteur« profilieren. Derzeit wisse man nie, so Koziej, ob eine nach Polen einfliegende russische Rakete zufällig oder gezielt den polnischen Luftraum verletzt habe. Das könne sich ändern, wenn Polen offiziell ankündige, solche Raketen gegebenenfalls abzuschießen. Dann müsse Russland entscheiden, ob es das riskieren wolle.
Ganz neu sind Koziejs Äußerungen offenbar nicht. Die Rzeczpospolita hatte schon Zeit, ein Meinungsforschungsinstitut mit einer Umfrage zu beauftragen, was die Polen von einer solchen Eskalation hielten. Und siehe da: Fast 70 Prozent der etwa 1.000 bis 1.200 Befragten sprachen sich dafür aus, nur 17 Prozent waren »stark« oder »eher« dagegen. Die »Ja«-Schreier waren demnach überwiegend Anhänger der polnischen Linken und Liberalen. Kennen wir das nicht irgendwoher, diesen Moralmilitarismus?