Cornelius Poppe/NTB Scanpix/REUTERS
Mutmaßliche Flüchtlinge an der Grenze zwischen Norwegen und Russland
Dass Radler nicht automatisch bessere Menschen sind – obwohl sie oft so tun als ob und sich deshalb einiges herausnehmen –, wird jeder bestätigen, der schon mal als Fußgänger um ein Haar von einem heransausenden Fahrradkurier umgenietet worden ist. Jetzt hat die finnische Grenzwacht diese Maxime aufgegriffen und seit dem vergangenen Wochenende die Einreise aus Russland mit dem Fahrrad verboten – nachdem noch zwischen 2018 und 2021 für zwei Millionen Euro EU-Mittel die Radweginfrastruktur im russisch-finnischen Grenzgebiet ausgebaut und Radfahren als umweltfreundliche Mobilitätsform beworben worden war.
Zugegeben: Die Begründungen waren etwas konfus. Russische Medien sprachen davon, dass Finnland eine bisher bestehende Lücke in den EU-Sanktionen geschlossen habe, die nur die Einreise mit in Russland registrierten Autos verboten hätten, während von Fahrrädern keine Rede gewesen sei. Aus Finnland wurde dagegen der Vizekommandant der Grenztruppen mit der Aussage zitiert, es hätten sich die Fälle gemehrt, in denen Radler ohne den vorgeschriebenen Helm und ohne Beleuchtung am Rad einzureisen versucht hätten. Nämlich auf geschlagene 30 innerhalb einer Woche. Und wenig später kam aus Finnland die Erläuterung, es habe sich bei den Grenzradlern um »illegale Migranten« aus Drittländern gehandelt, nicht um Russen.
Man muss natürlich sagen, dass das Einreiseverbot für Radler aus Russland zum falschen Zeitpunkt kommt: Im beginnenden Winter dürfte sich das Problem schon aus klimatischen Gründen eher von selbst erledigen. Obwohl: Statt die Einreise auf seeuntüchtigen Schaluppen oder in verschlossenen Kühlcontainern nur ohne Helm und Licht im skandinavischen Schneeregen zu versuchen, könnte sich noch als eine Migrationsform mit relativ geringem Risiko für Leib und Leben erweisen.