Hannover. Die Rundfunkanstalten müssen sparen. Das ist grundsätzlich wohl unvermeidlich und sinnvoll. In diesem Wahljahr geschieht es aber vielleicht auch, um weiterer Kritik am öffentlichen Rundfunk – vor allem von der AfD – den Wind aus dem Segel zu nehmen. Die unabhängigen Sendeanstalten reagieren also durchaus auf öffentlichen Druck.

Das macht die Lage der Rundfunkorchester gerade nicht besser. Denn es ist erschreckend, wie wenig öffentlichen Widerspruch der drastische Vorschlag erntet, die Zahl der Klangkörper zu halbieren. Und dieser Vorschlag kommt nicht von der AfD, sondern vom bayerischen Ministerpräsidenten. Natürlich erscheint sein Vorschlag derzeit noch reichlich unrealistisch. Aber er ist vielleicht auch nur ein Test, wie weit man im Ernstfall gehen kann. Und es ist zu befürchten: sehr weit.

Denn das öffentliche Interesse an der Lage der Orchester, Bigbands und Chöre ist derzeit offenkundig nicht besonders hoch. Und wahrscheinlich geht es noch gar nicht um die Abwicklung von ganzen Klangkörpern, sondern um ein schleichendes Abschleifen der Substanz. Doch da gibt es nicht viele Reserven: Ein Sinfonieorchester wie die Radiophilharmonie ist deswegen exzellent, weil dort viele exzellente Musikerinnen und Musiker spielen. Reduziert man deren Stellen, wird aus dem Orchester irgendwann eine Kurkapelle – und die wäre eines Tages wohl wirklich überflüssig.

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Noch aber ist die Radiophilharmonie überhaupt nicht überflüssig. Wer Zweifel hat, braucht sie nur einmal anzuhören. Das tun zwar regelmäßig viele Menschen in Hannover und den anderen Spielorten des Orchesters – die Auslastung der Konzertsäle ist nur selten ein Problem. Wichtig ist jetzt aber, den Kreis derer, die überhaupt ins Konzert gehen, zu erweitern. Das ist eine wichtige Aufgabe für das Orchester und seine Leitung, und es gibt wohl auch noch viele Möglichkeiten, sie zu lösen.

Es könnte aber auch eine schöne Aufgabe für jeden Einzelnen sein. Für alle Unentschlossenen wäre jetzt eine gute Gelegenheit, es einmal mit einem Konzert zu versuchen. Es lohnt sich für die Besucher – und für die Besuchten.

HAZ

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31.01.2024

Hannover. Die Rundfunkanstalten müssen sparen. Das ist grundsätzlich wohl unvermeidlich und sinnvoll. In diesem Wahljahr geschieht es aber vielleicht auch, um weiterer Kritik am öffentlichen Rundfunk – vor allem von der AfD – den Wind aus dem Segel zu nehmen. Die unabhängigen Sendeanstalten reagieren also durchaus auf öffentlichen Druck.

Das macht die Lage der Rundfunkorchester gerade nicht besser. Denn es ist erschreckend, wie wenig öffentlichen Widerspruch der drastische Vorschlag erntet, die Zahl der Klangkörper zu........

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