Verständlich, dass Thomas Tuchel die Frage auf der Pressekonferenz nach der 0:1-Pleite im Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom nicht gefiel. „Machen Sie sich nach dieser sehr schwachen Leistung Sorgen um Ihren Job als Bayern-Trainer?“ Tuchel blickte starr auf den Fragesteller, schüttelte den Kopf und meinte kurz und knapp: „Nein!“ Nachfrage des Reporters: „Warum denken Sie, dass Sie der richtige Trainer in diesem Moment für den FC Bayern sind? Was gibt Ihnen Grund zur Hoffnung?“ Die Antwort nun: „Ich würde gerne übers Spiel sprechen.“

Doch alle sprechen über ihn. Über den Mann, der vor nicht einmal elf Monaten als Heilsbringer gekommen war, weil die Münchner Bosse im März 2023 alle Saisonziele in Gefahr wähnten – wohlgemerkt in allen drei Wettbewerben: Im DFB-Pokal wie in der Champions League hatte die Mannschaft unter Trainer Julian Nagelsmann das Viertelfinale bereits erreicht. Hat Tuchels Team diese Saison im Pokal nicht, in der Meisterschaft liegt man nach der 0:3-Demütigung am Samstag bei Tabellenführer Bayer Leverkusen mit fünf Punkten Rückstand abgeschlagen auf Platz zwei und international droht der Abgang im Achtelfinale. Steht der 50-Jährige nun auch selbst vor dem Aus? Handeln die Verantwortlichen, Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Sportdirektor Christoph Freund, nun ähnlich schnell und risikobereit wie damals Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic?

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Sollten sie. Denn nur sofort würde eine Trennung von Tuchel trotz dessen Vertrages bis 2025 Sinn ergeben. Erstens, um mit einem ganz anderen Schwung sowie einem inhaltlich anderen Ansatz ins Rückspiel gegen Lazio Rom zu gehen und doch noch das Viertelfinale zu erreichen. Die Bosse müssen rasch analysieren, ob das Verhältnis zwischen dem immer ratloser wirkenden Tuchel und der gehemmten, verkrampften Mannschaft für einen Stimmungs- und Ergebnisumschwung noch intakt genug ist. Und über die Champions League definiert sich der FC Bayern. Hier erspielt man sich internationales Renommee und die Millionen an Zusatzeinnahmen, die in den Kader investiert werden, um Topstars wie Harry Kane verpflichten zu können.

Macht man jetzt keinen Cut, dann lautet die Entscheidung unausgesprochen: Augen zu und durch mit Tuchel bis Saisonende. Im Anschluss wäre eine einigermaßen friedliche Trennung für alle Beteiligten sinnvoll und verträglich, da die Situation zu verfahren ist. Damit wäre der Weg frei für einen Neuen und einen Neuanfang mit überarbeitetem Kader. Diesen zu planen wird die Aufgabe des designierten Sportvorstands Max Eberl, der spätestens zum 1. März seinen Job antritt. Sollte Eberl in ein paar Wochen mit einer seiner ersten Amtshandlungen Tuchel entlassen müssen, würde er als „bad guy“ auftreten. Ob sein Mentor Uli Hoeneß dieses Szenario haben möchte?

QOSHE - Eine Trennung von Tuchel würde nur sofort Sinn ergeben - Patrick Strasser
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Eine Trennung von Tuchel würde nur sofort Sinn ergeben

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15.02.2024

Verständlich, dass Thomas Tuchel die Frage auf der Pressekonferenz nach der 0:1-Pleite im Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom nicht gefiel. „Machen Sie sich nach dieser sehr schwachen Leistung Sorgen um Ihren Job als Bayern-Trainer?“ Tuchel blickte starr auf den Fragesteller, schüttelte den Kopf und meinte kurz und knapp: „Nein!“ Nachfrage des Reporters: „Warum denken Sie, dass Sie der richtige Trainer in diesem Moment für den FC Bayern sind? Was gibt Ihnen Grund zur Hoffnung?“ Die Antwort nun: „Ich würde gerne übers Spiel sprechen.“

Doch alle sprechen über ihn. Über den Mann, der vor nicht einmal elf Monaten als Heilsbringer gekommen war, weil die Münchner Bosse........

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