Hannover. Es ist ein Befund, der aufmerken lässt: Ein Drittel aller Menschen fühlt sich in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sicher – das hat eine Studie der niedersächsischen Polizei ergeben. Nachts an Haltestellen sind es sogar zwei Drittel aller Befragten. Die Befragungen haben in ganz Niedersachsen stattgefunden, aber sie decken sich mit früheren Untersuchungen, in denen auch die Menschen in Hannover erklärt haben, sich in bestimmten Bereichen rund um den Hauptbahnhof und in der Innenstadt nicht wohl und nicht sicher zu fühlen. Diese Zahlen sind erschreckend.

Für die Politik muss das ein Alarmsignal sein. Alle Ideen und Pläne, die Innenstadt attraktiv und zukunftsfähig zu machen, sind in den Wind gesprochen, wenn die Menschen die City nicht als sicheren Ort ansehen. Das Gleiche gilt für öffentliche Verkehrsmittel. Was nützen mehr Bus- und Bahnverbindungen, wenn die Menschen diese aus Angst nicht nutzen?

Sicherheit ist grundlegend, und wenn der Staat diese nicht gewährleisten kann, hat er seinen Job nicht gemacht. Es bleibt nur eine Frage: Wie bekämpft man Unsicherheit und Angst?

Denn Sicherheitsgefühl entzieht sich der Steuerbarkeit, zumindest in einem gewissen Maß. Natürlich hilft es, wenn die Kriminalitätsrate niedrig ist und die Wahrscheinlichkeit gering, auf offener Straße überfallen zu werden. Doch Menschen können sich in einer Gegend auch dann unwohl fühlen, wenn es dort wenig Kriminalität gibt. Dazu kommt, dass verschiedene Menschen eine und dieselbe Situation unterschiedlich bewerten können. Für viele zeigt die wachsende Szene von Drogenabhängigen auf der Nordseite des Hauptbahnhofs ein bedauernswertes Elend – doch sie fühlen sich davon nicht bedroht. Andere hingegen schon. Die Frage ist: Wie schaffen wir es, dass beide sich sicher fühlen?

Ein Baustein, aber nicht der einzige: Sicherheitsdienste in den Bahnstationen können ein Mittel gegen Angst und Unsicherheit sein.

Quelle: Tim Schaarschmidt

Für die Politik und die Stadtgesellschaft ist das eine schwierige, vielleicht nie ganz lösbare Aufgabe. Aber trotzdem muss sie angegangen werden. Und weil sie so komplex ist, darf sie nicht einer Instanz allein überantwortet werden. Sicherheitsgefühl ist nicht nur eine Aufgabe für Polizei und Ordnungsdienst. Sondern auch eine Frage von Sauberkeit, Gemeinschaft und Kümmern.

Man kann nicht jedem Fahrgast in der Stadtbahn einen eigenen Sicherheitsbeamten an die Seite stellen. Aber man kann mit Kameras in den Bahnen, Notrufknöpfen, die verlässlich besetzt sind und gelegentlichen Ansprachen in den Bahnen zeigen, dass es immer eine Möglichkeit gibt, Hilfe zu rufen. Wenn es Dreck und Müll gibt, kann man den schnell wegräumen. Und gerade hinter dem Bahnhof kann man dafür sorgen, dass die Hilfsangebote für Drogenabhängige und Obdachlose besser ineinandergreifen.

Das alles sind vergleichsweise kleine Schritte, die aber gemeinsam dem Gefühl der Unsicherheit etwas entgegensetzen können: das Signal, dass sich jemand kümmert.

HAZ

QOSHE - Sicherheit in der Stadt: Hannover braucht ein Signal gegen die Angst - Heiko Randermann
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Sicherheit in der Stadt: Hannover braucht ein Signal gegen die Angst

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16.03.2024

Hannover. Es ist ein Befund, der aufmerken lässt: Ein Drittel aller Menschen fühlt sich in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht sicher – das hat eine Studie der niedersächsischen Polizei ergeben. Nachts an Haltestellen sind es sogar zwei Drittel aller Befragten. Die Befragungen haben in ganz Niedersachsen stattgefunden, aber sie decken sich mit früheren Untersuchungen, in denen auch die Menschen in Hannover erklärt haben, sich in bestimmten Bereichen rund um den Hauptbahnhof und in der Innenstadt nicht wohl und nicht sicher zu fühlen. Diese Zahlen sind erschreckend.

Für die Politik muss das ein Alarmsignal sein. Alle Ideen und Pläne, die Innenstadt attraktiv und zukunftsfähig zu machen, sind in den Wind gesprochen, wenn die Menschen........

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