Mit einer neuen Schulbaugesellschaft will Frankfurts Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) den Sanierungsstau an den Schulen in den Griff bekommen. Ist das der ersehnte Befreiungsschlag, auf den Schulleiter, Lehrer und Eltern schon so lange warten? Es ist zumindest der Versuch.

Und es ist die späte Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann. Inzwischen ist in den Frankfurter Schulen ein Sanierungsstau von einer Milliarde Euro aufgelaufen. Viele Schulen sind in einem miserablen Zustand. Zuletzt häuften sich die Hiobsbotschaften über kaputte Turnhallendächer, stinkende Pinkelrinnen und nicht mehr tragfähige Klassenzimmer. Die Stadt kommt nicht mehr hinterher: Das Sanierungstempo hält mit dem Verfall nicht Schritt.

Der Brandbrief der Schulleiter an den Oberbürgermeister hat noch einmal deutlich gemacht, wie dramatisch die Lage an den Frankfurter Schulen ist. Die Pädagogen sehen sich wegen des schlechten Zustands der Gebäude zunehmend außer Stande, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen. Und sie fürchten um die Sicherheit der Kinder und Kollegen.

Es muss sich etwas ändern. Das Amt für Bau und Immobilien, gegründet in der Hoffnung, dass sich durch eine Reform der Stadtverwaltung auch die Abläufe verbessern, ist überlastet. Mitarbeiter berichten, dass ständig neue Aufträge eingehen, die kaum noch abgearbeitet werden können. Es ist daher dringend nötig, die Aufgaben anders zu verteilen.

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Die Baugesellschaft soll sich um Sanierungen kümmern, das Amt bleibt für Neubauten zuständig. Viele Fragen sind aber noch offen: Woher kommt das Personal? Wo beginnt die Zuständigkeit, wo endet sie? Wie lassen sich Doppelstrukturen vermeiden? Die Dom-Römer-GmbH hat beim Bau der Altstadt vorgemacht, dass eine kleine Gesellschaft mit fähigen Köpfen effizienter arbeiten kann als eine große Behörde. Sie kann freier über ihr Budget verfügen und muss sich nicht jede Änderung von den Stadtverordneten genehmigen lassen. Aber sie muss auch regelmäßig Rechenschaft ablegen. Die Bildungsbaugesellschaft ist einen Versuch wert. Es kann nur besser werden.

QOSHE - Webers Befreiungsschlag - Rainer Schulze
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Webers Befreiungsschlag

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11.02.2024

Mit einer neuen Schulbaugesellschaft will Frankfurts Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) den Sanierungsstau an den Schulen in den Griff bekommen. Ist das der ersehnte Befreiungsschlag, auf den Schulleiter, Lehrer und Eltern schon so lange warten? Es ist zumindest der Versuch.

Und es ist die späte Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann. Inzwischen ist in den Frankfurter Schulen ein Sanierungsstau von einer Milliarde Euro aufgelaufen. Viele Schulen sind in einem miserablen Zustand. Zuletzt häuften sich die Hiobsbotschaften über kaputte Turnhallendächer, stinkende........

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