Die Europäische Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA kommt nach Frankfurt. Dass die Ansiedlung erfolgreich war, lag auch an einer ausgeklügelten Bewerbung. Unter den vielen Pluspunkten, mit denen die Stadt für sich geworben hat, war auch die soziale Infrastruktur. Die Zukunft der Europäischen Schule wurde mit den schönsten Farben gemalt: „Um seine Wertschätzung und Unterstützung für die wachsende Europäische Schule zu zeigen, hat Frankfurt einen neuen und sehr attraktiven Standort für einen größeren Neubau angeboten.“

So heißt es in den Bewerbungsunterlagen. Dann werden die Vorzüge des Geländes am Ratsweg aufgezählt: die Nähe zur EZB und zur AMLA-Zentrale in der Innenstadt, das benachbarte Schwimmbad und der Ostpark. Wer mit solchen Worten derart unumstößlich für den Neubau der Europäischen Schule auf dem Festplatz wirbt, kommt nicht mehr dahinter zurück. Die Stadt ist nun in der Bringschuld.

Allenfalls wenn die Verkehrs- und Umweltgutachten zu einem negativen Ergebnis kämen, dürften diese Pläne noch scheitern.

Das bedeutet aber auch, dass die Stadt ihre Suche nach einem neuen Festplatz intensivieren und zum Abschluss bringen muss. Die Idee, den Messe-Parkplatz am Rebstock in Teilzeit als Festplatz zu nutzen, ist offenbar gescheitert. Die Terminkalender der Messegesellschaft und der Kirmesveranstalter lassen sich nicht so abstimmen, dass alle glücklich sind. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Messe abgesagt werden muss, weil ein Volksfest stattfindet oder ein Zirkus gastiert – und umgekehrt. Beide Veranstalter, die Messe und die Tourismus und Congress GmbH, müssen ganzjährig planen können.

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Deshalb läuft die Suche nach einem Festplatz nun auf einen Standort hinaus, der bisher nur als „Plan B“ gehandelt wurde. Die Fläche am Kaiserlei kann ganzjährig bespielt werden und ist mit zwei S-Bahn-Linien bestens angebunden. Fachleute haben das Areal schon geprüft und für geeignet befunden. Die Stadt sollte nun einen Deckel darauf machen.

Die Schausteller sollten ihre Skepsis überwinden. Die Dippemess läge im Einzugsgebiet zweier Großstädte. Sie wäre von der A 661 aus bestens zu sehen: Wer den Main überquert, sähe vor der Kulisse der Skyline das Riesenrad. Wen stört es, wenn ein Zipfel auf Offenbacher Gemarkung läge? Auch Offenbacher können feiern.

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Frankfurts Bringschuld gegenüber der EU

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05.03.2024

Die Europäische Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA kommt nach Frankfurt. Dass die Ansiedlung erfolgreich war, lag auch an einer ausgeklügelten Bewerbung. Unter den vielen Pluspunkten, mit denen die Stadt für sich geworben hat, war auch die soziale Infrastruktur. Die Zukunft der Europäischen Schule wurde mit den schönsten Farben gemalt: „Um seine Wertschätzung und Unterstützung für die wachsende Europäische Schule zu zeigen, hat Frankfurt einen neuen und sehr attraktiven Standort für einen größeren Neubau angeboten.“

So heißt es in den Bewerbungsunterlagen. Dann werden die Vorzüge des Geländes am Ratsweg aufgezählt: die Nähe zur........

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