Wieder einmal haben fast 60.000 Eltern in Hessen die Qual der Wahl. Mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule werden im Leben eines Schülers die Weichen neu gestellt. Der ­gewählte Bildungsgang entscheidet zwar noch nicht darüber, welchen Schulabschluss das Kind einmal erwerben wird. Auch mit einem mittleren Abschluss kann man noch die Hochschulreife erlangen. Aber die Wahl des Bildungsgangs ist durchaus eine wichtige Vorentscheidung für den weiteren Lebensweg.

Diese Wahl liegt in der Verantwortung der Eltern. Sie bekommen dabei Unterstützung: Die Klassenlehrer an den Grundschulen beraten sie und empfehlen einen Bildungsgang für jedes Schulkind. Die Lehrer wissen schließlich am besten, wie sich die Kinder im Unterricht verhalten. Sie kennen auch ihren Leistungsstand, ihre Arbeitseinstellung und ihre Bereitschaft, sich anzustrengen. Das ist wichtig, denn die Anforderungen in den drei Bildungsgängen (Hauptschule, Realschule, gymnasialer Bildungsgang) unterscheiden sich deutlich. Eltern, die sich über die Empfehlung der Grundschule hinwegsetzen, sollten sich reiflich überlegen, ob das wirklich im Interesse des Kindes ist.

Die Eltern haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass ihnen der gewählte Bildungsgang auch garantiert wird. Allerdings gibt es in Hessen keine Garantie dafür, dass ein Kind auch die gewünschte Schulform erhält oder einen Platz auf der Wunschschule bekommt. Die Staatlichen Schulämter und die Schulträger versuchen zwar, so viele Wünsche wie möglich zu erfüllen. Aber gerade in den Großstädten ist das nicht immer leicht.

Mehr zum Thema

1/

Schulwechsel in Frankfurt : Was Eltern und Schüler vor dem Schulwechsel beachten sollten

Schulbau in Frankfurt : „Die Leidtragenden sind am Ende die Schüler“

Mehr Schulen in Frankfurt : Ziehen zwei Gymnasien in die Neue Börse?

Besonders schlimm ist die Lage in Frankfurt. Immerhin 460 Kinder mussten zu Beginn des aktuellen Schuljahres zugewiesen werden. Das sind zwar „nur“ 7,5 Prozent aller Viertklässler, aber für jedes dieser Kinder ist es zunächst einmal eine harte Botschaft, keinen Platz auf der Wunschschule zu erhalten.

Mit dem schon etablierten Losverfahren hat die Stadt inzwischen eine rechtssichere Methode gefunden, wie diese Zuweisung ablaufen muss. Sie sollte sich darauf aber nicht ausruhen. Es muss der Anspruch der Stadt Frankfurt sein, möglichst jeden Erst- oder Zweitwunsch zu erfüllen, zumindest jedoch die gewünschte Schulform zu garantieren. Mit den beiden neuen Gymnasien, die in dem Bürogebäude Neue Börse ihre Arbeit aufnehmen werden, hat die Stadt Frankfurt zwei zusätzliche Bildungseinrichtungen geschaffen, die im allgemeinen Andrang auf die Gymnasien für etwas Entspannung sorgen dürften. Das ist ein wichtiges Etappenziel.

QOSHE - Frankfurt erfüllt zu wenige Schulwünsche - Rainer Schulze
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Frankfurt erfüllt zu wenige Schulwünsche

3 0
31.01.2024

Wieder einmal haben fast 60.000 Eltern in Hessen die Qual der Wahl. Mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule werden im Leben eines Schülers die Weichen neu gestellt. Der ­gewählte Bildungsgang entscheidet zwar noch nicht darüber, welchen Schulabschluss das Kind einmal erwerben wird. Auch mit einem mittleren Abschluss kann man noch die Hochschulreife erlangen. Aber die Wahl des Bildungsgangs ist durchaus eine wichtige Vorentscheidung für den weiteren Lebensweg.

Diese Wahl liegt in der Verantwortung der Eltern. Sie bekommen dabei Unterstützung: Die Klassenlehrer an den Grundschulen beraten sie und empfehlen einen Bildungsgang für jedes Schulkind. Die Lehrer wissen schließlich am........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play