Kopfballverbot. Gewalt im Amateurfußball. Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern zur finanziellen Entlastung von Sportvereinen in der Energiekrise. Packende Schlagzeilen aus der großen, weiten Sportwelt von Klopp und Tuchel sind das zwar nicht. Wer wollte sie vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages auch erwarten?

Doch das Informationszen­trum des Hohen Hauses informiert nicht nur die Abgeordneten parteipolitisch neutral, sachlich objektiv, schnell und profund. Seit 2016 werden seine Arbeiten, die im Auftrag der Volksvertreter entstehen, veröffentlicht. Mit gut einem Dutzend Arbeiten in den vergangenen drei Jahren hat der Wissenschaftliche Dienst auch im Sport Grundlagen geschaffen zur Information, Meinungs- und Willensbildung. Dauerbrenner sind die 50+1-Regelung der Deutschen Fußball Liga und der Umgang des Sports mit Transgender-Sportlern. Zu den Perlen gehören die Arbeit zur (nicht existenten) Förderung des Flugsports und der von den Grünen in Auftrag gegebene Vergleich der Spitzensportförderung in verschiedenen europäischen Ländern.

Zum Jahresbeginn hat die Bundestagsverwaltung, wie sie gerade in einer Hausmitteilung bekannt gemacht hat, das bisher für Kultur, Medien und Sport zuständige Referat WD10 „aufgehoben“. Von Sport ist nun in keinem Referat mehr die Rede. Dem WD9 – Gesundheit, Familie, Bildung und Forschung, Lebenswissenschaften – ist er geradezu gönnerhaft angehängt worden: „(dabei auch Sport)“.

Gewiss gibt es wichtigere Themen als den Sport. Doch gegenüber internationalen Verbänden, die sich bei der Vergabe von Großveranstaltungen mal mehr, mal weniger um Menschenrechte scheren, gegenüber einer Regierung, die seit zehn Jahren ziellos an einer Reform des Spitzensports werkelt und sich in Person von Innenministerin Nancy Faeser für eine Olympiabewerbung Deutschlands ausspricht, gegenüber einem Volk, in dem Bewegungsmangel und Adipositas für viele so etwas wie Normalzustand werden, bedürfen Abgeordnete wie Öffentlichkeit eines Rückhalts durch seriöse Aufklärung.

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Der Bedeutung des Sports wird der Wissenschaftliche Dienst nicht gerecht, indem er das Thema aus der Palette seiner Angebote, und nichts anderes sind die Bezeichnungen der Referate, verschwinden lässt.

QOSHE - Sport? Nur noch in Klammern! - Michael Reinsch
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Sport? Nur noch in Klammern!

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19.01.2024

Kopfballverbot. Gewalt im Amateurfußball. Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern zur finanziellen Entlastung von Sportvereinen in der Energiekrise. Packende Schlagzeilen aus der großen, weiten Sportwelt von Klopp und Tuchel sind das zwar nicht. Wer wollte sie vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages auch erwarten?

Doch das Informationszen­trum des Hohen Hauses informiert nicht nur die Abgeordneten parteipolitisch neutral, sachlich objektiv, schnell und profund. Seit 2016 werden seine Arbeiten, die im Auftrag der Volksvertreter entstehen, veröffentlicht. Mit gut einem Dutzend Arbeiten in den vergangenen........

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