Den Jahreswechsel begehen die Frankfurter Fußballprofis mit einem guten Gefühl. Der Grund ist die große Emotionen weckende Wende im Heimspiel gegen Gladbach, als den lange offensivschwachen Hessen in der Nachspielzeit doch noch zwei Treffer zum 2:1-Sieg gelangen. Das Publikum im voll besetzten Waldstadion tobte trotz der davor dürftigen Darbietung vor Begeisterung. Für Abwehrchef Robin Koch war das späte Glück der am seidenen Faden hängende „perfekte Abschluss“ in diesem Jahr.

Nach 16 Bundesliga-Spieltagen ist die Eintracht Sechster mit 24 Punkten, Dortmund auf dem Rang davor hat drei Punkte mehr. Nur Champions-League-Platz vier ist schon neun Punkte entfernt. Im Hinblick auf den großen Umbruch im vergangenen Sommer mit dem Abgang von fünf leistungsstarken Spielern und dem komplizierten Saisonstart ist das eine ordentliche Platzierung. Die Eintracht kann zufrieden sein.

Allerdings sollten sich die Frankfurter von ihrem Abschneiden nicht blenden lassen. Denn die Lage trügt. Ohne den vollen Ertrag gegen Gladbach wäre die Eintracht lediglich Achter – mit sechs Punkten Rückstand auf den BVB. Der Frust der Frankfurter, die von den letzten neun Pflichtspielen dieses Jahres nur zwei gewinnen konnten, wäre rund um das Weihnachtsfest groß gewesen.

Die Frankfurter würden einen Fehler machen, wenn sie sich jetzt in Sicherheit wiegen. Das bisher von der Eintracht Erreichte steht auf wackligen Füßen. Der wankelmütigen Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller fehlte in der ersten Saisonhälfte die Konstanz. Immerhin war sie zur Stelle, als in prekären Momenten die Stimmung zu kippen drohte. So folgte dem blamablen Pokal-Aus in Saarbrücken das triumphale 5:1 über die Bayern.

Außerdem steht die Eintracht beim Aufbruch ins neue Jahr vor großen Herausforderungen. Die Frankfurter sehen sich mit Unwägbarkeiten konfrontiert, die sie fordern werden. Vom Arbeitsbeginn an am 2. Januar bis womöglich in den Februar hinein müssen die Hessen auf drei ihrer besten Spieler (Ellyes Skhiri, Fares Chaibi und Omar Marmoush) verzichten. Das Trio ist mit den jeweiligen Heimatländern beim Afrika Cup vertreten. Chaibi und vor allem der Ägypter Marmoush mit seinen sieben Saisontoren prägen das Offensivspiel des Pokalsiegers von 2018. Alle anderen Angreifer im Kader trafen zusammen nur einmal.

Dementsprechend groß ist der Handlungsdruck, der auf Markus Krösche lastet. Der Sportvorstand muss besonders im Angriff Neuverpflichtungen mit hoher Qualität generieren, die als Soforthilfe ohne Anlaufschwierigkeiten einschlagen. Weil die Transferperiode im Winter anspruchsvoller ist, wird Krösche viel Geschick beim Gewinn neuen Personals abverlangt. Kandidaten sind Sheraldo Becker (Union Berlin), der Athener Fotis Ioannidis sowie der ehemalige Mainzer Jean-Philippe Mateta (Crystal Palace).

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Ohne Verstärkungen droht den Frankfurtern ein Fehlstart ins neue Jahr. Mit den bisher gesammelten 24 Punkten haben sie sich wenigstens ein solides Fundament geschaffen. Die Eintracht täte dennoch gut daran, ihr instabiles Leistungsvermögen abzustellen. Dann wäre sie im Kampf um die internationalen Plätze wahrscheinlich auf der sicheren Seite.

QOSHE - Trügerische Lage bei der Eintracht - Jörg Daniels
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Trügerische Lage bei der Eintracht

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26.12.2023

Den Jahreswechsel begehen die Frankfurter Fußballprofis mit einem guten Gefühl. Der Grund ist die große Emotionen weckende Wende im Heimspiel gegen Gladbach, als den lange offensivschwachen Hessen in der Nachspielzeit doch noch zwei Treffer zum 2:1-Sieg gelangen. Das Publikum im voll besetzten Waldstadion tobte trotz der davor dürftigen Darbietung vor Begeisterung. Für Abwehrchef Robin Koch war das späte Glück der am seidenen Faden hängende „perfekte Abschluss“ in diesem Jahr.

Nach 16 Bundesliga-Spieltagen ist die Eintracht Sechster mit 24 Punkten, Dortmund auf dem Rang davor hat drei Punkte mehr. Nur Champions-League-Platz vier ist schon neun Punkte entfernt. Im Hinblick auf den großen Umbruch im vergangenen Sommer mit dem Abgang von fünf leistungsstarken Spielern und dem komplizierten Saisonstart ist das eine ordentliche........

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