Selbst für jahrzehntelang im Lesen in trüben Wässern geübte „vaticanisti“ ist es kaum noch möglich, den Überblick über das zu behalten, was Papst Franziskus selbst oder sein engstes Umfeld gerade noch oder gerade wieder einmal umtreibt.

So wird das Verbot der Segnung von Partnerschaften, die sich nicht in das Raster der katholischen Sakramentenlehre fügen, erst unter Berufung auf den Papst wortreich eingeschärft, dann unter Berufung auf denselben Papst nicht weniger wortreich relativiert, dann aber wiederum im Auftrag des Papstes oder auch ohne so wortreich interpretiert, dass am Ende nur klar ist, dass eigentlich nichts klar ist.

Ein vergleichbares Verwirrspiel trägt den Titel „Zölibat“. Zu Beginn der Adventszeit erfuhr die Welt aus dem Mund des von Papst Franziskus höchstselbst mandatierten Kardinalstaatssekretärs, dass die Verpflichtung der Priester der lateinischen Kirche auf die Ehelosigkeit ebenso mystisch wie unaufgebbar sei.

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Kaum ist die Weihnachtszeit zu Ende, spricht ein Erzbischof, der oft das Vertrauen des Papstes genossen, aber über dem Thema Missbrauch auch viele Schattenseiten der priesterlichen Lebensform kennengelernt hat, davon, dass die Kirche doch eigentlich nur gewinnen könne, würde sie es ihren Priestern freistellen, eine Ehe einzugehen.

So bühnenreif dieses Verwirrspiel mittlerweile ist – der Wahrheitsfindung dient dieser vatikanische Mummenschanz nicht.

QOSHE - Zölibatärer Mummenschanz - Daniel Deckers
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Zölibatärer Mummenschanz

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09.01.2024

Selbst für jahrzehntelang im Lesen in trüben Wässern geübte „vaticanisti“ ist es kaum noch möglich, den Überblick über das zu behalten, was Papst Franziskus selbst oder sein engstes Umfeld gerade noch oder gerade wieder einmal umtreibt.

So wird das Verbot der Segnung von Partnerschaften, die sich nicht in das Raster der katholischen Sakramentenlehre fügen, erst unter Berufung auf den Papst wortreich........

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