Weil Postfilialen immer weniger genutzt werden, setzt die Schweizerische Post vielerorts auf Agenturen, zum Beispiel in Dorfläden. Aber jetzt machen pro Jahr auch mehr als siebzig davon zu, weil der Service wegen der hohen Anforderungen der Post nicht rentabel betrieben werden kann.

Es braucht keine seherischen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass die Problematik sich verschärfen wird. Es werden immer weniger Briefe versandt und es wird immer häufiger bargeldlos bezahlt. Die Digitalisierung verändert das Geschäft radikal. Aber die Post hält an ihrem Grundversorgungsauftrag fest. Die Politik will es so. Der Bund ist Eigentümer, Regulator und Auftraggeber für Leistungen. Ziel- und Interessenkonflikte sind damit programmiert.

Wie sie gelöst werden könnten, zeigen die OECD-Leitsätze zur Corporate Governance in Staatsunternehmen. Diese werden von der Schweiz jedoch in wichtigen Punkten ignoriert. So fehlt eine Priorisierung der teils widersprüchlichen Ziele, und der Verwaltungsrat ist nach politischen Kriterien zusammengesetzt, mit dem Gewerkschafter Christian Levrat an der Spitze.

Die Post muss gemäss Gesetz ein flächendeckendes Filial- und Agenturnetz unterhalten, das sämtliche Dienstleistungen des Post- und Zahlungsverkehrs anbietet. Diese Grundversorgung orientiert sich an den Bedürfnissen des letzten Jahrhunderts. Länder wie Schweden, aber auch ein Expertenbericht des Bundes zeigen, wie ein Auftrag im Zeitalter der Digitalisierung aussehen könnte.

Es braucht kein flächendeckendes Poststellennetz. Es genügt die Definition der Leistung, ob sie mit Bauten oder digital erfüllt wird, bleibt der Post überlassen. Für den Zahlungsverkehr braucht es im Bankenland Schweiz keine Postfinance.

Aber weder Politik noch Postführung sind daran wirklich interessiert. Sie wollen einen Personalabbau verhindern und sich in neue Geschäftsfelder einkaufen, um Verluste im Kerngeschäft zu kompensieren. Die Post wurde deshalb zu einem grossen Mischkonzern aufgebläht, mit mehr als hundert Konzerngesellschaften.

Der Bund muss klare Ziele setzen und die Leistungen abgelten, die die Bevölkerung will, aber Private nicht erbringen. Darauf zu hoffen, dass ein politisch geführtes Unternehmen dank Erträgen aus neuen Geschäftsfeldern ein nicht mehr zeitgemässes Poststellennetz quersubventioniert, wird das Ganze für die Steuerzahler teurer machen.

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QOSHE - Die Post hat die falschen Ziele - Armin Müller
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Die Post hat die falschen Ziele

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13.01.2024

Weil Postfilialen immer weniger genutzt werden, setzt die Schweizerische Post vielerorts auf Agenturen, zum Beispiel in Dorfläden. Aber jetzt machen pro Jahr auch mehr als siebzig davon zu, weil der Service wegen der hohen Anforderungen der Post nicht rentabel betrieben werden kann.

Es braucht keine seherischen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass die Problematik sich verschärfen wird. Es werden immer weniger Briefe versandt und es wird immer häufiger bargeldlos bezahlt. Die Digitalisierung verändert das Geschäft radikal. Aber die Post hält an ihrem Grundversorgungsauftrag fest. Die........

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