In der Mark Brandenburg stand seine Wiege. Und an der muss ihm jemand vorgesungen haben, dass er dereinst Deutschlands renommierter Videokunst- und Bauhaus-Fachmann werden würde.

Wulf Herzogenrath, am 23. März 1944 in Rathenow geboren, jung in den Westen gegangen und brennend neugierig auf zeitgenössische Kunst, absolvierte sein Studium der Kunstgeschichte und Archäologie in Kiel, Bonn und West-Berlin. Er hat sie alle kennengelernt, ihre Werke ausgestellt, über sie geschrieben – die großen Künstler dieser Welt des letzten halben Jahrhunderts. Zuerst war das 1976 der koreanische Video-Pionier Nam June Paik mit einer ersten Schau in Europa.

Herzogenrath wirkte im Kunsthaus Bielefeld, im Museum Folkwang Essen, im Kölnischen Kunstverein. Er war Hauptkustos der Neuen Nationalgalerie Berlin. Er erstellte das Konzept der Nationalgalerie der Gegenwart im Hamburger Bahnhof. Deren Leiter wurde er nicht, weil es einen Riesenkrach gab mit Heiner Bastian, dem Privatkurator der privaten Sammlung Marx. Der Klügere gibt nach. Herzogenrath nahm die Berufung als Direktor der Bremer Kunsthalle an, lehrte an der dortigen Kunsthochschule. 2007 wählte ihn die Akademie der Künste zum Mitglied, er wurde in wichtige Kunstgremien der Republik berufen, auch ins neue Bauhaus-Kuratorium Weimar. Seit 2011 ist er Pensionär im Unruhestand, inzwischen als ehrenamtlicher Direktor der AdK, Sektion Bildende Kunst.

Zu seinem 80. Geburtstag beschenkt er sich selber: „Gastgeschenke-Kunst seit 1966“ ist der Titel aus dem Alexander-Verlag Berlin. Darin vereint sind seine Texte zu 160 internationalen Künstlerinnen und Künstlern quer durch die Stile seit den Sechzigern bis heute. Und dazu spontane, witzige Gästebucheinträge, humorige bis satirische Skizzen, Collagen, Fotos.

Was immer als Marotte des Kunst-Mannes mit der eleganten Fliege am Hemdkragen galt, ist jetzt ein Zeitzeugen-Kunst-Fundus: Herzogenrath legte sein Gästebuch nicht nur Besuchern seines Büros, seiner Ausstellungen und privaten Dinner an seinen wechselnden Lebensstationen an Herz; er nahm es sogar mit zu Atelier-Visiten und Vernissagen.

•vor 4 Std.

19.03.2024

19.03.2024

•gestern

20.03.2024

Wiederentdeckt: Das verschollene Original aus Jürgen Wittdorfs DDR-Zyklus „Jugend und Sport“

20.03.2024

Leipziger Buchmesse öffnet: Scholz wird angeschrien, Zuhörer sollen Demokratie-Schilder hochhalten

gestern

QOSHE - Wulf Herzogenrath zum Achtzigsten: Er kennt sie alle, die großen Künstler dieser Welt - Ingeborg Ruthe
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Wulf Herzogenrath zum Achtzigsten: Er kennt sie alle, die großen Künstler dieser Welt

16 10
22.03.2024

In der Mark Brandenburg stand seine Wiege. Und an der muss ihm jemand vorgesungen haben, dass er dereinst Deutschlands renommierter Videokunst- und Bauhaus-Fachmann werden würde.

Wulf Herzogenrath, am 23. März 1944 in Rathenow geboren, jung in den Westen gegangen und brennend neugierig auf zeitgenössische Kunst, absolvierte sein Studium der Kunstgeschichte und Archäologie in Kiel, Bonn und West-Berlin. Er hat sie alle kennengelernt, ihre Werke ausgestellt, über sie geschrieben – die großen Künstler dieser Welt des letzten halben Jahrhunderts. Zuerst war das 1976 der koreanische Video-Pionier Nam June Paik........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play