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Frauenstreik: Österreich würde stillstehen

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25.10.2025

Am 24. Oktober 1975, also genau heute vor 50 Jahren, streikten die Frauen Islands. Sie legten nicht nur ihre bezahlte Arbeit nieder, sondern auch – und das war und ist noch viel wichtiger, denn sie übersteigt die bezahlte in ihrem Volumen in aller Regel um einiges – ihre unbezahlte.

Für einen Tag im Oktober 1975 kochten die Frauen Islands nicht. Sie putzten nicht. Sie wuschen keine Wäsche und spülten kein Geschirr. Sie machten keine Betten. Sie erledigten den Familieneinkauf nicht. Sie weigerten sich, sich um ihre Kinder zu kümmern. 90 Prozent der Isländerinnen blieben ihrer Erwerbsarbeit fern. Die wenigen Arbeitgeber, die Frauen mit Entlassung drohten, zogen ihre Drohungen recht schnell wieder zurück, nachdem sie sahen, wie breit die Unterstützung für den Frauenstreik in der Gesamtbevölkerung war.

Und jenen Männern, die den Streik im Vorfeld belächelt hatten, verging das Lächeln recht schnell, denn sie waren nun mit Haushalt und Kindern und Vereinbarkeit von Job und Familie beschäftigt. Wie ihre Frauen das ganze Jahr über. Wie wenig Anlass diese das ganze Jahr über zum Lächeln haben, hatte bislang wenig interessiert.

Ohne die Arbeit der isländischen Frauen musste ein Großteil der Geschäfte am 24. Oktober 1975 schließen. Schulen und Kindergärten und Banken und Restaurants und Theater und Kinos ebenso. Der Telefondienst kam zum Erliegen. Fluggesellschaften konnten ohne Flugbegleiterinnen nicht abheben. Zeitungen konnten nicht oder nicht zur Gänze produziert und gedruckt werden.

Ein Absatzplus bedeutete der Frauenstreik, so heißt es, lediglich für Süßigkeiten und Hotdogs – diese........

© Wiener Zeitung