Essen. Moskau überzieht die Ukraine mit schweren Luftangriffen. Die westlichen Unterstützer Kiews müssen darauf reagieren.

In der Nacht zum Dienstag mussten erneut viele Menschen in der ukrainischen Hauptstadt in Korridoren oder Luftschutzräumen schlafen, wenn überhaupt an Schlaf zu denken war. Moskau hat Kiew wieder einmal massiv angegriffen, mit Drohnen, Marschflugkörpern und Hyperschallraketen. In der Neujahrsnacht flogen Drohnen um kurz vor Mitternacht über die Hafenstadt Odessa. Am 29. Dezember starben in der Ukraine bei den heftigsten Luftangriffen seit Kriegsbeginn landesweit 53 Menschen. An den Fronten im Osten und Süden lässt Putin seine Soldaten ohne Rücksicht auf Verluste angreifen.

Es scheint, als wolle der russische Präsident vor den Wahlen im März vor seinen Landsleuten die Muskeln spielen lassen und mit Brachialgewalt Erfolge auf dem Schlachtfeld erzwingen. Die mörderischen Attacken auf die ukrainischen Städte folgen dabei dem gleichen Kalkül wie im vergangenen Winter. Sie sollen die Moral der ukrainischen Bevölkerung brechen.

Zugleich dienen sie einem militärischen Zweck. Sind Luftabwehrsysteme für den Schutz der Städte gebunden, können sie nicht an der Front eingesetzt werden, um die ukrainischen Soldaten dort zu decken. Eine weitere konsequente Belieferung der Ukraine mit solchen Systemen ist also dringend geboten. Sie retten Menschenleben.

Gleichzeitig sollten sich die internationalen Unterstützer Kiews – allen voran Deutschland – dazu durchringen, den ukrainischen Streitkräften mehr Waffen zu liefern, mit denen die russischen Nachschublinien unterbrochen werden können. Stichwort: Taurus-Marschflugkörper. Vor März wird sich Putin auf keinen Fall auf irgendwelche Verhandlungen einlassen.

Sollten ihm bis dahin aufgrund der westlichen Zaghaftigkeit militärische Erfolge gelingen, wird er aus einer Position der Stärke heraus verhandeln können – wenn er das überhaupt will. Um die Jahreswende hat die russische Führung schließlich noch einmal klargemacht, worum es ihr noch immer geht: die Niederwerfung der Ukraine.

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Putin versucht es jetzt mit Brachialgewalt

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02.01.2024

Essen. Moskau überzieht die Ukraine mit schweren Luftangriffen. Die westlichen Unterstützer Kiews müssen darauf reagieren.

In der Nacht zum Dienstag mussten erneut viele Menschen in der ukrainischen Hauptstadt in Korridoren oder Luftschutzräumen schlafen, wenn überhaupt an Schlaf zu denken war. Moskau hat Kiew wieder einmal massiv angegriffen, mit Drohnen, Marschflugkörpern und Hyperschallraketen. In der Neujahrsnacht flogen Drohnen um kurz vor Mitternacht über die Hafenstadt Odessa. Am 29. Dezember starben in der Ukraine bei den heftigsten Luftangriffen seit Kriegsbeginn landesweit 53 Menschen. An den........

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