Der Wehrbericht legt einmal mehr eklatante Mängel bei der Bundeswehr offen. Abhilfe ist nicht in Sicht.

Die Bundeswehr bleibt in einem bedingt abwehrbereiten Zustand. Das ist, kurz zusammengefasst, der Inhalt des aktuellen Wehrberichtes. Beim Personalbestand liegt die Truppe unter Soll, die Kasernen sind marode, das Material reicht nicht für das Anforderungsprofil aus und die Bürokratie ist überbordend. Im Grunde genommen unterscheidet sich die Bundeswehr also nicht von Schulen, Kindergärten oder der Verkehrsinfrastruktur.

Anders als für die Bildung oder den Verkehr gibt es aber für das Militär ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen, für das nach dem russischen Überfall auf die Ukraine flugs das Grundgesetz angepasst wurde. Dieser so üppig gefüllte Topf wird jedoch in drei Jahren leer sein, und an den Kernproblemen der Truppe wird sich dann voraussichtlich wenig geändert haben.

Die Bundeswehr ist kein attraktiver Arbeitgeber, auch jenseits von Sold, Arbeitszeiten oder Unterbringung. In Zeiten, in denen Kriegseinsätze kein unvorstellbares Szenario mehr sind, überlegen es sich junge Menschen offensichtlich dreimal, ob sie einen Vertrag unterschreiben, der sie im Ernstfall dazu verpflichtet, auf andere zu schießen – oder sich selbst feindlichem Feuer auszusetzen. Dass nach der Invasion Putins die Zahl der Kriegsdienstverweigerer unter den aktiven Soldaten gestiegen ist, spricht Bände.

Für das Personalproblem gibt es derzeit keine Lösung; es ist kein Zufall, dass die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert wird.

Der quantitative und qualitative Mangel an Material wird sich nicht allein durch das Einspeisen von Milliarden ins militärische System beheben lassen. Das Beschaffungswesen muss grundlegend reformiert werden. Am zielführendsten wäre eine europäische Beschaffungspolitik, ebenso wie eine europäische Sicherheitspolitik. Aber davon ist Europa trotz der unsicheren geopolitischen Lage noch weit entfernt.

QOSHE - Die Bundeswehr - eine Trümmertruppe - Jan Jessen
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Die Bundeswehr - eine Trümmertruppe

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12.03.2024

Der Wehrbericht legt einmal mehr eklatante Mängel bei der Bundeswehr offen. Abhilfe ist nicht in Sicht.

Die Bundeswehr bleibt in einem bedingt abwehrbereiten Zustand. Das ist, kurz zusammengefasst, der Inhalt des aktuellen Wehrberichtes. Beim Personalbestand liegt die Truppe unter Soll, die Kasernen sind marode, das Material reicht nicht für das Anforderungsprofil aus und die Bürokratie ist überbordend. Im Grunde genommen unterscheidet sich die Bundeswehr also nicht von Schulen,........

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