Brüssel. Für kriminelle Banden ist die Europäische Union ein Glücksfall. Der Flickenteppich aus nationalen Polizeibehörden, unterschiedlichen Zuständigkeiten und Korruption in Hafenbehörden und anderen Logistikumschlagplätzen lässt das organisierte Verbrechen in Europa florieren wie selten zuvor. Dass es bis zu dieser Woche kein gemeinsames Bild über das Ausmaß der gefährlichsten Mafia-, Clan- und Bandennetzwerke in der Europäischen Union gab, zeugt von einem massiven Versagen Europas bei der Verbrechensbekämpfung.

Gleich mehrfach bekräftigte nun Europol-Direktorin Catherine De Bolle bei der Vorstellung des ersten Berichts über die mehr als 800 gefährlichsten Banden, Clans und Mafiaorganisationen in der EU: Europol hat euch im Auge - so ihre Botschaft an alle verbrecher. Fühlt euch nicht zu sicher, wir wissen alles über euch.

Warum die international agierenden Gruppen dennoch nicht zerschlagen wurden, ließ sie offen. Fakt ist, dass nationale Grenzen für Kriminelle längst keine Rolle mehr spielen. Europäische Banden müssen daher auch europäisch bekämpft werden. Dass Brüssels Sparkurs auch vor Europol nicht Halt macht und viele Stellen nicht oder erst nach langer Zeit wieder besetzt werden, ist daher inakzeptabel.

Was in Brüssel passiert und Europa bewegt: Unser RND-Korrespondent liefert EU-Insights und Hintergründe – immer donnerstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Während in den letzten Jahren immer mehr Grenzkontrollen weggefallen sind und der internationale Handel boomt, ist der Ausbau der europäischen Sicherheitsarchitektur lange auf der Strecke geblieben. Nach Schätzungen von Europol erwirtschaften kriminelle Banden jährlich Millionengewinne, einige sogar bis zu einer Milliarde Euro. Gewinne, die zulasten der Bevölkerung gehen und ein Vielfaches an volkswirtschaftlichem Schaden hinterlassen.

Mehr zum Thema

Es liegt daher in aller Interesse, bei der Bekämpfung internationaler Kriminalität nicht länger zu sparen. Europol muss finanziell und personell besser ausgestattet und internationale Polizeikooperationen ausgebaut werden. Denn wir dürfen Europa nicht den Kriminellen überlassen.

QOSHE - KostenpflichtigKostenpflichtig Europa nicht den Kriminellen überlassen - Sven Christian Schulz
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

KostenpflichtigKostenpflichtig Europa nicht den Kriminellen überlassen

6 0
05.04.2024

Brüssel. Für kriminelle Banden ist die Europäische Union ein Glücksfall. Der Flickenteppich aus nationalen Polizeibehörden, unterschiedlichen Zuständigkeiten und Korruption in Hafenbehörden und anderen Logistikumschlagplätzen lässt das organisierte Verbrechen in Europa florieren wie selten zuvor. Dass es bis zu dieser Woche kein gemeinsames Bild über das Ausmaß der gefährlichsten Mafia-, Clan- und Bandennetzwerke in der Europäischen Union gab, zeugt von einem massiven Versagen Europas bei der Verbrechensbekämpfung.

Gleich mehrfach........

© HAZ


Get it on Google Play