Vor einer Welle an Insolvenzen im traditionell als krisensicher geltenden Gesundheitswesen hatten vergangenes Jahr schon der Gravenbrucher Kreis führender Insolvenzverwalter und die Krankenhausgesellschaft gewarnt. Eine Studie durch die Restrukturierungsberatung Falkensteg bestätigt die Befürchtungen nun: Kliniken und Pflegeanbieter leiden demnach von allen Branchen unter den meisten der größeren Insolvenzen. Aber auch in anderen wichtigen Bereichen häufen sich die Schieflagen, etwa im Immobiliensektor, im Maschinenbau und unter Autozulieferern.

Denn das als sicher geglaubte Betongold glänzt längst nicht mehr überall, die mittelständischen Weltmarktführer leiden unter Investitionsstau sowie hohen Energiepreisen, und mit den Motorenherstellern schließlich ächzt auch noch Deutschlands Leitindustrie unter den Lasten der Mobilitäts- und Energiewende.

Dass die wirtschaftlichen Bastionen Gesundheit, Immobilien, Hidden Champions und Auto zu Insolvenzbrennpunkten werden, liegt weniger am üblichen Auf und Ab der Konjunktur als vielmehr an strukturellen Brüchen. Die deutschen Automarken hatten ihren Zenit eigentlich schon auf der Schwelle in das 21. Jahrhundert überschritten, als die gewaltige Nachfrage neureicher Chinesen und Russen den Nobelmarken made in Germany eine vorerst letzte Blüte bescherte. Nun aber überschwemmen konkurrenzfähige und digital hochgerüstete Elektroautos chinesischer Hersteller die Märkte.

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Einen ähnlich schwerwiegenden Umbruch erlebt die Immobilienbranche. So ist die Zinswende nur der Anlass für viele Pleiten von Projekten, die sich nur mit billigem Geld lohnten. Noch schwerer wiegt, dass die Pandemie das Homeoffice salonfähig und die Digitalisierung das mobile Arbeiten technisch möglich gemacht hat. Die Nachfrage nach Büros und Kongresshallen bricht daher ein.

Im Gesundheitswesen liegt die Schieflage vor allem am Fachkräftemangel, dessen Ursache die Alterung der Gesellschaft ist, die sich nicht zurückdrehen lässt. Heerscharen arbeitswilliger Pflegekräfte häufig aus dem Ausland haben Krankenhäuser und Seniorenheime am Laufen gehalten, doch ihr Zustrom stockt, weil auch in ihren Herkunftsländern die Bevölkerung gealtert ist. Die steigende Zahl an Pleiten zeigt, dass viele Anbieter in führenden Branchen noch keine Idee haben, wie sie die Umbrüche bewältigen könnten.