Angesichts der dritten Insolvenz in kurzer Zeit kann man schon von einem eingeübten Prozess sprechen: Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof veröffentlicht eine Liste der Filialen, die geschlossen werden müssen. Dieses Mal sind es 16 der noch verbliebenen 92 Warenhäuser, die zu Ende August für immer dicht machen sollen.

Damit setzt der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus den Vermietern, mit denen die Verhandlungen bislang nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben, die Pistole auf die Brust. Und er sagt: Wenn du uns nicht nochmal mit Zugeständnissen entgegen kommst, dann wird ein großes Einkaufshaus in einer zentralen Innenstadtlage einen wichtigen Mieter verlieren. Dadurch wiederum stehen nicht nur jeweils Dutzende, manchmal Hunderte Arbeitsplätze auf dem Spiel – es vergrößert auch in den Kommunen die Sorgen vor einer Verödung der Innenstadt.

Mit diesem Argument hatte es Galeria in den vergangenen Sanierungen immer wieder geschafft hat, doch noch mehr Filialen vor der Schließung zu bewahren, als der Warenhauskonzern ursprünglich angekündigt hatte. Auch wenn das kurzfristig ein Aufatmen für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet hat, kann man nicht sagen, dass das langfristig die beste Strategie war.

Unter der Führung von René Benko, der 2019 Karstadt und Kaufhof fusioniert hatte, waren in den zwei Insolvenzen in der Corona-Zeit zwar jeweils dutzende Filialen geschlossen worden. Doch an vielen eigenen Warenhäusern mit ertragreichen Mieten hat der Immobilieninvestor stets festgehalten. Das hat die Lage des ohnehin seit Jahren mit sinkenden Umsätzen und hohen Verlusten kämpfenden Unternehmens nicht verbessert. Letzlich kam Galeria trotz 680 Millionen Euro Staatshilfe und einem mehrfachen Verzicht von Gläubigern auf Milliardensummen nie richtig aus der Krise.

All das lässt berechtigte Zweifel daran zu, wie nachhaltig die jetzigen Fortführungspläne unter den neuen Eigentümern der Warenhauskette sind. Immerhin: Offenbar ist es gelungen, für alle Häuser nun einen Mietkorridor zwischen 7 und 11 Prozent des Umsatzes zu verhandeln, um die Filialen rentabel betreiben zu können. Der Unternehmer Bernd Beetz und der Investor Richard Baker glauben an die Zukunft des Warenhauses und der Geschäftsführer Olivier van den Bossche hat einige Pläne, um wieder mehr Kunden in die Häuser zu locken. Dazu gehören der Fokus auf die lokalen Gegebenheiten sowie Partnerschaften mit anderen Unternehmen – und natürlich Modernisierungen.

Dafür muss nun aber wirklich investiert werden, denn an solchen Ankündigungen hat es auch in der Vergangenheit nicht gemangelt. Von 92 Warenhäusern wurden in den letzten Jahren erst 10 umgebaut. Die laufen zwar besser als vergleichbare noch nicht modernisierte Filialen, doch muss nun eben das Tempo deutlich erhöht werden. Selbst wenn, wie es aus dem Unternehmen heißt, 60 der wohl bald 76 Warenhäuser profitabel arbeiten, muss sich dort einiges tun. Die Markenstrahlkraft von Karstadt und Kaufhof alleine reicht schon lange nicht mehr aus.

Die neuen Eigentümer müssen also gehörig Geld in die Hand nehmen. Weil das Warenhausgeschäft keines mit besonders hohen Margen ist, brauchen sie Geduld, bis sich ihre Investments rechnen. Der Staat lässt hoffentlich mit den Erfahrungen aus früheren Verlusten die Finger vom Rettungsabenteuer Warenhaus.

QOSHE - Die Rettung der Kaufhäuser braucht Geld und Geduld - Jonas Jansen
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Die Rettung der Kaufhäuser braucht Geld und Geduld

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27.04.2024

Angesichts der dritten Insolvenz in kurzer Zeit kann man schon von einem eingeübten Prozess sprechen: Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof veröffentlicht eine Liste der Filialen, die geschlossen werden müssen. Dieses Mal sind es 16 der noch verbliebenen 92 Warenhäuser, die zu Ende August für immer dicht machen sollen.

Damit setzt der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus den Vermietern, mit denen die Verhandlungen bislang nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben, die Pistole auf die Brust. Und er sagt: Wenn du uns nicht nochmal mit Zugeständnissen entgegen kommst, dann wird ein großes Einkaufshaus in einer zentralen Innenstadtlage einen wichtigen Mieter verlieren. Dadurch wiederum stehen nicht nur jeweils Dutzende, manchmal Hunderte Arbeitsplätze auf dem Spiel – es vergrößert auch in den Kommunen........

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