Goodbye London. Nach den Enttäuschungen rund um Linde, Biontech oder auch der Kultmarke Birkenstock, die sich alle fernab der deutschen Heimat an anderen Börsenplätzen um Investoren bemühen, ist das TUI-Comeback nach zehn Jahren ein Lichtblick für den Finanzplatz Frankfurt.

Der TUI-Konzern beweist mit seiner Rückkehr aber mitnichten eine besondere Standortverbundenheit. Die schlichte Notierung in Deutschland ist kein Wert an sich. TUI zeigt auf, dass Unternehmen wenig anderem als der Attraktivität eines Kapitalmarktes und dem Geld der Kapitalgeber folgen. Als der inzwischen untergegangene britische Reisekonzern Thomas Cook noch ein harter TUI-Konkurrent und in London notiert war, wollten sich die Hannoveraner nicht im Fernduell messen. Die Investoren versammelten sich an der Themse, am Main fühlten sie sich fremd. TUI zog die Konsequenz und ließ sich ebenfalls in London listen – als Erstnotiz und sehr zum Leidwesen interessierter, deutscher Privatanleger. So lässt sich die sehr spärlich ausgebildete deutsche Aktienkultur nicht kultivieren.

Seitdem die Musik für Thomas Cook verklungen ist, war auch für TUI die Messe dort gesungen. Die Aktie führte ein Schattendasein „Die Konzentration auf den deutschen Börsenplatz mache die TUI-Aktie attraktiver für globale Investoren“, sagte TUI-Chef Ebel beim Glocke läuten in Frankfurt. Ebel wird Recht behalten. Schon in wenigen Wochen wird der Touristikkonzern in den M-Dax aufsteigen. Die Präsenz in den Portfolios von Anlegern wird dann schon durch den Automatismus der den Index abbildenden Fonds und ETFs erhöht. TUI taucht auf.

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Für den Finanzplatz London ist der Verlust verschmerzbar. Obwohl schon nicht mehr in der Europäischen Union präsent, ist der englischsprachige, tiefe Kapitalmarkt noch immer der Mittelpunkt der europäischen Finanzwelt. So kurz vor den Europawahlen ist in die Diskussion über die Kapitalmarktunion, die Finanzgeschäfte in Europa sehr vereinfachen würde, wieder Bewegung gekommen. Politiker wissen aber, dass mit diesem spröden Thema keine Wahlen zu gewinnen sind. Die europäischen Finanzplätze haben das Nachsehen. Daran ändert die Rückkehr von TUI nichts.

QOSHE - Es braucht mehr als nur TUI - Inken Schönauer
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Es braucht mehr als nur TUI

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09.04.2024

Goodbye London. Nach den Enttäuschungen rund um Linde, Biontech oder auch der Kultmarke Birkenstock, die sich alle fernab der deutschen Heimat an anderen Börsenplätzen um Investoren bemühen, ist das TUI-Comeback nach zehn Jahren ein Lichtblick für den Finanzplatz Frankfurt.

Der TUI-Konzern beweist mit seiner Rückkehr aber mitnichten eine besondere Standortverbundenheit. Die schlichte Notierung in Deutschland ist kein Wert an sich. TUI zeigt auf, dass Unternehmen wenig anderem als der Attraktivität eines Kapitalmarktes und dem Geld der Kapitalgeber folgen. Als der inzwischen........

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