Der Fall Signa wird keine Immobilienkrise auslösen. Die wackelnde Signa-Holding des schillernden René Benko dient nicht als Dominostein für den nahenden Kollaps einer ganzen Branche. Doch Signa ist durchaus eine Blaupause – für mehr. Die Holding steht für das, was so manchen Unternehmen jetzt drohen könnte – branchenübergreifend und ungeachtet jeder betriebswirtschaftlichen Ungenauigkeit, die es noch zu überprüfen gilt. Die Mischung aus Selbstüberschätzung von Managern und billigem Geld in der Zeit der Niedrigzinsen könnte sich noch als sehr toxisch erweisen.

Über Jahre hinweg haben die Zen­tralbanken die Märkte mit billigem Geld geflutet. Durch die Verwerfungen der Finanzkrise 2008 fühlten sie sich dazu gezwungen, gilt die Zinsschraube doch als ein effektives In­strument, die Konjunktur wieder anzukurbeln. Allein die Tatsache, dass billiges Geld in Massen zur Verfügung steht, verpflichtet aber keinen Unternehmer dazu, es zu nehmen. Und keine Bank muss allzu komplexe Projekte finanzieren. Abermals wird sich nun bewahrheiten, dass es sich in den seltensten Fällen lohnt, Renditeerwägungen über Risikoparameter zu stellen. Wer in einer Zeit der praktisch abgeschafften Zinsen die Zinswende nicht schon mitdenkt, versteht sein Geschäft nicht.

Im Frühjahr waren es amerikanische Regionalbanken, die die Finanzwelt erzittern ließen. Ihr Geschäftsmodell war auf niedrige Zinsen ausgelegt. Die raschen Erhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed kamen für sie zur Unzeit. Überraschend aber erfolgten die Zinsschritte keineswegs. Zu kämpfen hat nun etwa auch die Start-up-Szene, die in den vergangenen Jahren sehr viel Kapital erhielt. Der Zoo der „Einhörner“, der Unternehmen, die mit einer Milliardenbewertung immer weitere Investoren anlockten, wurde von Tag zu Tag größer. Prominentes Beispiel: Wework. Die US-Gesellschaft, die noch 2019 rund 47 Milliarden Dollar „wert“ gewesen sein soll, verstolperte erst den Börsengang und stellte vor Kurzem den Insolvenzantrag. Überbewertet.

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„Denk nicht groß, denk größer“ soll Benkos Lebensmotto sein. Er wird sich schon bald ein neues zulegen müssen. Das wird auch für viele andere Unternehmenslenker gelten. Signa – eine Blaupause.

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Blaupause Signa

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26.11.2023

Der Fall Signa wird keine Immobilienkrise auslösen. Die wackelnde Signa-Holding des schillernden René Benko dient nicht als Dominostein für den nahenden Kollaps einer ganzen Branche. Doch Signa ist durchaus eine Blaupause – für mehr. Die Holding steht für das, was so manchen Unternehmen jetzt drohen könnte – branchenübergreifend und ungeachtet jeder betriebswirtschaftlichen Ungenauigkeit, die es noch zu überprüfen gilt. Die Mischung aus Selbstüberschätzung von Managern und billigem Geld in der Zeit der Niedrigzinsen könnte sich noch als sehr toxisch erweisen.

Über Jahre hinweg haben die........

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