Die Älteren unter uns werden sich noch an den Ausspruch des früheren SPD-Vorsitzenden Müntefering erinnern, wonach Opposition Mist sei. Die meisten derzeitigen Oppositionspolitiker dürften freilich froh sein, nicht die Schuldensuppe auslöffeln zu müssen, die sich SPD, FDP und Grüne eingebrockt haben. Selbst Ministerpräsidenten der CDU zweifeln schließlich daran, dass eine Haushaltskrise wie die gegenwärtige ohne Lockerung der Schuldenbremse bewältigt werden könne.
Da will einer aber nicht mitmachen: der bayerische Regierungschef und CSU-Vorsitzende Söder. Er bietet der SPD einen anderen Ausweg an: eine vorgezogene Bundestagswahl im Sommer und danach eine Neuauflage der Koalition mit der Union. Da Letztere in den Umfragen doppelt so stark ist wie die SPD, musste Söder nicht extra hervorheben, dass diese Regierung von einem Kanzler aus den Reihen der Union angeführt werden würde. An wen er dabei wohl gedacht hat? In einer solchen nationalen Not müssten auch persönliche Opfer gebracht und Schwüre gebrochen werden.
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Der Söder-Plan hat allerdings kleinere Schwächen. Scholz wäre nicht Scholz, wenn er vor dem Ende seiner ersten Amtszeit freiwillig aufgäbe, ob durch Rücktritt oder eine absichtlich verlorene Vertrauensfrage. Und warum sollten FDP und Grüne ihn stürzen, indem sie zusammen mit der Union einen anderen Kanzler wählten, wo Söder ihnen doch die Regierungsfähigkeit abspricht? Opposition ist nicht nur Mist, sondern manchmal auch ganz lustig.