An diesem Dezembervormittag bietet die Gegend hinter dem Potsdamer Platz ein trostloses Bild. Das Areal vor dem Musical-Palast, in dem im Februar die Berliner Filmfestspiele stattfinden, ist eine Baustelle, wie so vieles in der niemals fertig werdenden Hauptstadt. Das Hyatt-Hotel, in dem die Pressebüros des Festivals und viele seiner Gäste untergebracht sind, wirkt bedrückend leer. Auch die Cinemaxx-Kinos, in denen die Berlinale den Großteil ihres Programms zeigt, haben bessere Zeiten erlebt, genauso wie die „Potsdamer Platz Arkaden“, die jetzt „The Playce“ heißen und, wie andere Shoppingmalls, vorweihnachtlich beleuchtet sind, nur nicht so gut besucht. Die goldenen Sterne auf dem Mittelstreifen der Neuen Potsdamer Straße, der einmal der Hollywood Boulevard des Deutschen Films werden sollte, versinken im Regen. Viele sind unbeschriftet und werden es bleiben.

Das ist die Situation, in der Tricia Tuttle die Intendanz des größten deutschen Filmfestivals übernimmt. Tuttle hat zehn Jahre lang das London Film Festival geleitet und zuvor am British Film Institute, der britischen Filmakademie und der National Film School gearbeitet; derzeit leitet sie deren Abteilung für Spielfilmregie. Ins Anforderungsprofil von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die im Berlinale-Aufsichtsrat den Vorsitz führt, passt Tuttle ideal, denn sie hat sich als Festivalchefin besonders um die LGBTQ-Community gekümmert, für die sie einen eigenen Ableger des Londoner Filmfests und ein Mentorenprogramm gründete.

QOSHE - Lichtgestalt aus London - Andreas Kilb
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Lichtgestalt aus London

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13.12.2023

An diesem Dezembervormittag bietet die Gegend hinter dem Potsdamer Platz ein trostloses Bild. Das Areal vor dem Musical-Palast, in dem im Februar die Berliner Filmfestspiele stattfinden, ist eine Baustelle, wie so vieles in der niemals fertig werdenden Hauptstadt. Das Hyatt-Hotel, in dem die Pressebüros des Festivals und viele seiner Gäste untergebracht sind, wirkt bedrückend leer.........

© Frankfurter Allgemeine


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