Rechenzentren sind wirklich keine herausragenden architektonischen Schönheiten. Wer aber im Internet unterwegs sein will, ist auf die Leistung der großen grauen Kästen angewiesen. Internet kommt nun einmal ebenso wenig schlicht aus der Steckdose wie Strom, sondern verlangt eine raumgreifende Infrastruktur, die irgendwo hingebaut werden muss. Und wer hat nicht schon einmal über ruckelnde Videos und Datenübertragung in Zeitlupe geschimpft? Eben.

In Hattersheim entstanden schon zahlreiche Rechenzentren. Sie bereichern das Stadtbild nicht unbedingt. Es ist daher verständlich, dass Anwohner rund um das Gewerbegebiet Nord nun ihre Meinung kundtun, der bisher dort befindliche Acker sei deutlich dekorativer. Dieser Acker fällt allerdings weg, wenn das Gewerbegebiet um zwei Rechenzentren erweitert wird. Der regionale Flächennutzungsplan wird wohl dahingehend abgeändert.

Allerdings sollte man auch das Gesamtbild sehen: Der Acker liegt in ei­nem Zwickel neben A 66 und L 3011 samt Ausfahrtsschleife. Die beiden geplanten Rechenzentren schließen sich direkt an das Gewerbegebiet an und beginnen hinter dem Fressnapf-Markt, der Friedhof sorgt für gebührenden und begrünten Abstand zur Wohnbebauung. Hinter Au­tobahn und Landesstraße erstrecken sich noch immer kilometerweit die Felder bis Marxheim im Westen und Eddersheim im Süden, Platz für Spaziergänge mit und ohne Hund ist dort noch reichlich.

Eine Überraschung sollte die Bebauung der Felder eigentlich auch nicht darstellen, denn sie war lange geplant. Landwirtschaftliche Nutzflächen sind auch nur selten artenreiche Umweltparadiese. Und zuletzt bringen die Rechenzentren der Stadt ordentliche Gewerbesteuererträge ein, von denen alle profitieren. Auch die anderen Gewerbe, die sich in den vergangenen Jahren gern in und um Hattersheim niedergelassen haben.

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Den Bürgern sei nun angeraten, der Stadt bei der Verwirklichung der Pläne auf die Finger zu schauen. Die kostenlose Abwärme aus den Rechenzentren muss so bald wie möglich den Anwohnern zur Verfügung stehen und sollte nicht wirkungslos verpuffen. Es kann sicher nicht schaden, den Bau des Wärmenetzes ebenso kritisch zu begleiten wie die Auflagen für die Betreiber hinsichtlich Photovoltaik und Umwelt. Wer mit günstiger Fernwärme versorgt ist, erträgt den grauen Klotz am Ortsrand dann gleich viel leichter.

QOSHE - Rechenzentren sind nicht schön, aber nützlich - Andrea Diener
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Rechenzentren sind nicht schön, aber nützlich

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07.02.2024

Rechenzentren sind wirklich keine herausragenden architektonischen Schönheiten. Wer aber im Internet unterwegs sein will, ist auf die Leistung der großen grauen Kästen angewiesen. Internet kommt nun einmal ebenso wenig schlicht aus der Steckdose wie Strom, sondern verlangt eine raumgreifende Infrastruktur, die irgendwo hingebaut werden muss. Und wer hat nicht schon einmal über ruckelnde Videos und Datenübertragung in Zeitlupe geschimpft? Eben.

In Hattersheim entstanden schon zahlreiche Rechenzentren. Sie bereichern das Stadtbild nicht unbedingt. Es ist daher verständlich, dass Anwohner rund um das Gewerbegebiet Nord nun ihre........

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