27 – die Zahl steht für ein Versäumnis: So viele Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel musste der Bund letztes Jahr erteilen, um Ernten zu retten.

Dieser Rekord verrät einiges darüber, was in der Agrarpolitik schiefläuft. Bundesrat und Parlament wollen weniger Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, bis 2027 sollen deren Risiken um 50 Prozent sinken. So nötig dieser Schritt ökologisch gesehen ist: Er braucht flankierende Massnahmen.

Doch hier hapert es. Wenn immer mehr Spritzmittel vom Markt verschwinden, weil sie verschärfte Umweltanforderungen nicht erfüllen, brauchen die Bauern bessere Alternativen. Doch diese lassen viel zu lange auf sich warten; mehr als 700 Gesuche stapeln sich mittlerweile beim Bund.

Das Problem hat sich über viele Jahre aufgebaut. Nun, endlich, will der Bundesrat den Gesuchsberg verkleinern – unter anderem mit mehr Personal, das er über massiv höhere Zulassungsgebühren für die Pflanzenschutzmittel finanzieren will. Unternehmen, die Pestizide vertreiben, bekämpfen die Aufschläge vehement; das letzte Wort scheint hier nicht gesprochen.

Unbesehen davon ist der geplante Abbau des Gesuchsbergs aber eminent wichtig: Wollen Bundesrat und Parlament die Landwirtschaft umweltfreundlicher machen, dürfen sie die Bauern mit dem Auftrag nicht allein lassen.

Gleichzeitig muss die Bundespolitik sicherstellen, dass der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft tatsächlich zurückgeht. In den letzten Jahren hat es Fortschritte gegeben, gewiss. Nun aber warnen Umweltschützer vor dem Import von «Problem­pestiziden» aus dem benachbarten Ausland. Der Grund: Der Bundesrat will das Zulassungsverfahren an die EU angleichen und Pflanzenschutzmittel unter gewissen Voraussetzungen erleichtert zulassen.

Die Sorge muss man ernst nehmen. Die zuständigen Stellen beim Bund müssen auch unter dem neuen Regime die Umwelt schützen. Eine Zulassungspraxis ohne ökologisches Korrektiv liefe nicht nur dem gesetzlichen Auftrag zuwider, sie würde auch die Grundlage der Landwirtschaft gefährden.

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QOSHE - So ist es eine Zumutung für die Bauern - Stefan Häne
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So ist es eine Zumutung für die Bauern

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05.02.2024

27 – die Zahl steht für ein Versäumnis: So viele Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel musste der Bund letztes Jahr erteilen, um Ernten zu retten.

Dieser Rekord verrät einiges darüber, was in der Agrarpolitik schiefläuft. Bundesrat und Parlament wollen weniger Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, bis 2027 sollen deren Risiken um 50 Prozent sinken. So nötig dieser Schritt ökologisch gesehen ist: Er braucht flankierende Massnahmen.

Doch hier hapert es. Wenn immer mehr Spritzmittel vom........

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