Am Montag, den 5.2., veröffentlichten die Künstlerinnen Banu Cennetoğlu und Pilvi Takala auf ihren Instagram-Accounts eine Erklärung, nach der sie ihre jeweiligen Solo-Ausstellungen im n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein e.V. absagen.

In der Erklärung heißt es, sie hätten „versucht, mit der n.b.k. in einen Dialog zu treten, um unsere Bedenken und Forderungen in Bezug auf den anhaltenden Völkermord in Palästina zu erörtern.“ Dies sei aber gescheitert. Weiter heißt es: „Trotz unserer Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit zeigten unsere Gespräche, dass der n.b.k. nicht gewillt ist, seine derzeitige interne Politik zu ändern, um zu zeigen, dass er mit der repressiven Politik des deutschen Staates nicht einverstanden ist. Darüber hinaus lehnte der n.b.k. eine von uns vorgeschlagene künstlerische Geste ab, die sich an der kollektiven Solidarität mit Palästina orientieren sollte.“

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Den Künstlerinnen blieb so nach eigener Aussage nichts übrig, als ihre Projekte zurückzuziehen, denn ein „business as usual“ sei für sie heute kein gangbarer Weg mehr. Sie würden daher nun die Initiative #strikegermany unterstützen.

Die beiden Künstlerinnen haben durchaus Gewicht. Takala hat einen Pavillion bei der Venedig-Biennale bespielt und im MoMA PS1 und New Museum ausgestellt. Banu Cennetoğlu ist Documenta-Teilnehmerin und hat ihre Arbeit auch bei der Biennale in Berlin und Venedig gezeigt. Den n.b.k. bringen die Absagen nun womöglich in Bedrängnis. Die Solo-Ausstellung von Pilvi Takala sollte bereits am 2. März beginnen, die Ausstellung von Banu Cennetoğlu sollte von Juni bis August einen Teil des Hauses in der Chausseestraße bespielen. Aber vor allem fragt sich natürlich: Wie konnte es so weit kommen? Wieso wurde das Gespräch von den Künstlerinnen abgebrochen? Und gehen ihre Forderungen, einer Kunstinstitution den politischen Weg vorgeben zu wollen, nicht doch zu weit?

Der 1969 in Berlin gegründete Kunstverein, der schon jahrelang unter der Leitung von Marius Babias steht, gilt als offener, politisch sehr versierter und diskursiv hochkarätiger Kunstraum, in dem Hito Steyerl und viele andere Künstler regelmäßig wichtige Ausstellung zeigen.

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Allgemein fällt auf: Während nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 deutsche Institutionen zum Teil aus hanebüchenen Gründen Künstler ausluden, weil diese ihnen zu israelkritisch waren – siehe etwa Masha Gessen oder Candice Breitz –, geht es seit neuestem andersherum.

Unter dem Hashtag #strikegermany melden sich gerade einige Künstler eigenhändig ab, machen nicht mehr mit, canceln ihre Shows und wollen nicht mehr in Deutschland ausstellen. Weil sie die deutsche, für sie zu unkritische, von der „Staatsräson“ geleitete Politik nicht mittragen möchten und sich aufseiten Gazas positionieren. Zuletzt hatte mit viel Effet die Avantgarde-Künstlerin und zweimalige Documenta-Teilnehmerin Laurie Anderson wegen ihrer Haltung zu Israel ihre Gastprofessur an der Essener Folkwang-Universität abgesagt.

QOSHE - Streit um Gaza-Krieg: Zwei Künstlerinnen canceln ihre Ausstellungen in Berlin - Timo Feldhaus
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Streit um Gaza-Krieg: Zwei Künstlerinnen canceln ihre Ausstellungen in Berlin

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06.02.2024

Am Montag, den 5.2., veröffentlichten die Künstlerinnen Banu Cennetoğlu und Pilvi Takala auf ihren Instagram-Accounts eine Erklärung, nach der sie ihre jeweiligen Solo-Ausstellungen im n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein e.V. absagen.

In der Erklärung heißt es, sie hätten „versucht, mit der n.b.k. in einen Dialog zu treten, um unsere Bedenken und Forderungen in Bezug auf den anhaltenden Völkermord in Palästina zu erörtern.“ Dies sei aber gescheitert. Weiter heißt es: „Trotz unserer Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit zeigten unsere Gespräche, dass der n.b.k. nicht gewillt ist, seine derzeitige interne Politik zu ändern, um zu zeigen, dass er mit der repressiven Politik des deutschen Staates nicht einverstanden ist. Darüber hinaus lehnte der n.b.k. eine von uns vorgeschlagene künstlerische Geste ab, die sich........

© Berliner Zeitung


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