Es wäre nicht das erste Mal, dass Filmschaffende aus dem Iran nicht zur Berlinale kommen können, weil die Mullahs sie nicht lassen: Nun trifft es das Ehepaar Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeh, dessen Film „Keyke mahboobe man“ („My Favourite Cake“) im Wettbewerb gezeigt wird. Die Berlinale machte am Donnerstag mit einer Forderung nach Meinungs- und Reisefreiheit für die beiden Filmschaffenden darauf aufmerksam, dass genau diese eben nicht gegeben sind.

Gegen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha sei ein Reiseverbot verhängt, ihre Pässe konfisziert worden, ihnen drohe in Bezug auf ihre Arbeit ein Gerichtsverfahren. Das Festival sei schockiert und bestürzt, dass die beiden daran gehindert werden könnten, zum Festival zu reisen, um ihren Film zu präsentieren und ihr Publikum in Berlin zu treffen. „Wir fordern die iranischen Behörden auf, die Pässe zurückzugeben und alle Beschränkungen aufzuheben, die Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha daran hindern, im Februar nach Berlin zu reisen“, erklärt das Leitungsduo der Berlinale Carlo Chatrian und Mariëtte Rissenbeek.

Ganz überrascht dürften die beiden aber von der Situation nicht sein: Die Pässe von Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeh sind bereits im September 2023 eingezogen worden, als sie nach Paris fliegen wollten, um die Postproduktion von „Keyke mahboobe man“ zu überwachen. Es war also seit Monaten unklar, ob sie nach Berlin kommen können. Dass Carlo Chatrian ihren Film in den Wettbewerb und damit auch sie eingeladen hat, hat insofern auch eine politische Dimension. Eine solche Einladung stellt eine Möglichkeit dar, die Mullahs für den Umgang mit iranischen Künstlerinnen und Künstlern zu kritisieren und internationale Aufmerksamkeit darauf zu lenken.

Maryam Moghaddams und Behtash Sanaeehas vorheriger Film „Ballad of a White Cow“ wurde 2021 im Wettbewerb der Berlinale gezeigt, damals durften sie nach Berlin kommen.

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In der Branche wird spekuliert, ob der neue Film die Mullahs verärgert hat, geht es doch um das Leben einer alternden Frau, die es wagt, ihre eigenen Wünsche zu verfolgen, in einem Land, in dem Frauenrechte stark eingeschränkt sind. Wahrscheinlich sind die Maßnahmen gegen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeh auch Teil des scharfen Vorgehens gegen Künstlerinnen und Künstler im Zusammenhang mit der Protestbewegung „Woman Life Freedom“, die im September 2022 entstand und bis heute anhält, während die Mullahs versuchen, sie mit aller Gewalt zu unterdrücken.

Die Berlinale pflegt eine langjährige Tradition der Solidarität mit Filmschaffenden aus dem Iran. Es fand kaum ein Festival statt, bei dem nicht auch Filme aus dem Iran gezeigt wurden. 2015 erhielt der in seiner Heimat mit Berufsverbot belegte Regisseur Jafar Panahi den Goldenen Bären für seinen Film „Taxi“, Mohammad Rasoulof erhielt ihn 2020 für seinen Film „Es gibt kein Böses“. Der mit Berufsverbot und Hausarrest belegte Rasoulof durfte ebenfalls nicht nach Berlin kommen. Und Panahi wurde die Reise verwehrt, als er 2011 Mitglied der Wettbewerbsjury war. Sein Stuhl blieb demonstrativ leer.

QOSHE - Pässe eingezogen: Die Mullahs lassen iranisches Filmemacher-Paar nicht zur Berlinale - Susanne Lenz
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Pässe eingezogen: Die Mullahs lassen iranisches Filmemacher-Paar nicht zur Berlinale

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01.02.2024

Es wäre nicht das erste Mal, dass Filmschaffende aus dem Iran nicht zur Berlinale kommen können, weil die Mullahs sie nicht lassen: Nun trifft es das Ehepaar Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeh, dessen Film „Keyke mahboobe man“ („My Favourite Cake“) im Wettbewerb gezeigt wird. Die Berlinale machte am Donnerstag mit einer Forderung nach Meinungs- und Reisefreiheit für die beiden Filmschaffenden darauf aufmerksam, dass genau diese eben nicht gegeben sind.

Gegen Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha sei ein Reiseverbot verhängt, ihre Pässe konfisziert worden, ihnen drohe in Bezug auf ihre Arbeit ein Gerichtsverfahren. Das Festival sei schockiert und bestürzt, dass die beiden daran gehindert werden könnten, zum Festival zu reisen, um ihren Film zu präsentieren und ihr Publikum in Berlin zu treffen. „Wir........

© Berliner Zeitung


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