Der britische Regisseur Jonathan Glazer, dessen Film „Zone of Interest“ den Oscar für den besten internationalen Film gewann, sprach in seiner vorbereiteten Dankesrede den Israel-Hamas-Krieg an. Glazer, selbst Jude, sagte, er lehne es ab, dass das Jüdischsein und der Holocaust als Rechtfertigung für eine Besatzung gekapert würden, die für so viele unschuldige Menschen Konflikt bedeute. „Ob es um die Opfer des 7. Oktober in Israel geht oder die anhaltenden Angriffe auf Gaza, alle Opfer der Entmenschlichung – wie leisten wir Widerstand?“

Und weiter: „Wir haben den Film nicht gemacht, um uns damit zu konfrontieren, was man damals gemacht hat, sondern was heute geschieht. Unser Film zeigt, wohin die Entmenschlichung in ihrer schlimmsten Form führt. Das hat unsere Vergangenheit geprägt, es prägt unsere Gegenwart.“ In seinem Film gehe es darum, was Menschen einander antun. „Wenn wir andere als geringer ansehen, als anders als wir selbst, dann führt das Schritt für Schritt zu Grausamkeit.“ Seine Rede bekam Applaus und Jubel.

Glazers Film „Zone of Interest“ mit Sandra Hüller als Frau des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (Christian Friedel) war für fünf Oscars nominiert.

Auch andere Gäste der Oscar-Verleihung drückten sich politisch aus. Die Sängerin Billie Eilish, die Schauspieler Mark Ruffalo, Mahershala Ali und Ramy Youssef aus „Poor Things“ trugen einen roten Anstecker, mit dem zum Waffenstillstand in Gaza aufgerufen wird. Die Anstecker kommen von „Artists4Ceasefire“, eine Gruppe von Prominenten, die auch einen Offenen Brief an US-Präsident Biden geschrieben haben, in dem sie ihn auffordern, sich für einen Waffenstillstand einzusetzen. Zu den rund 400 Unterzeichnern gehören Bradley Cooper and America Ferrera, Cate Blanchett, Drake and Jennifer Lopez.

09.03.2024

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08.03.2024

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Wie US-Medien berichteten, blockierten vor dem Veranstaltungsort, dem Dolby Theatre in Los Angeles, rund 1000 Menschen, die für einen Waffenstillstand protestierten, den Verkehr.

Waffenstillstandsforderungen und israelkritische Bemerkungen bei der Preisverleihung der Berlinale Ende Februar hatten Empörung ausgelöst.

QOSHE - Oscars 2024: Jonathan Glazer wendet sich gegen Kapern des Holocaust als Rechtfertigung - Susanne Lenz
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Oscars 2024: Jonathan Glazer wendet sich gegen Kapern des Holocaust als Rechtfertigung

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11.03.2024

Der britische Regisseur Jonathan Glazer, dessen Film „Zone of Interest“ den Oscar für den besten internationalen Film gewann, sprach in seiner vorbereiteten Dankesrede den Israel-Hamas-Krieg an. Glazer, selbst Jude, sagte, er lehne es ab, dass das Jüdischsein und der Holocaust als Rechtfertigung für eine Besatzung gekapert würden, die für so viele unschuldige Menschen Konflikt bedeute. „Ob es um die Opfer des 7. Oktober in Israel geht oder die anhaltenden Angriffe auf Gaza, alle Opfer der Entmenschlichung – wie leisten wir........

© Berliner Zeitung


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