Ursprünglich stammt Thomas Koch aus Hamburg, er lebt seit 22 Jahren in Berlin und hat 2015 einen Laden mit griechischen Lebensmitteln in der Bürknerstraße in Neukölln aufgemacht: Olea.

Angefangen hat er ganz klein, mit nur 45 Produkten, vor allem Olivenöl und Oliven, jetzt sind es 480 Produkte. Wir sprechen mit ihm über die Gründe für den stark gestiegenen Olivenölpreis.

Herr Koch, wie kommt es, dass Olivenöl so teuer geworden ist?

Die massive Steigerung im letzten Jahr haben die massiven Ernteausfälle in Spanien bewirkt. Dort gab es nur 30 Prozent der normalen Ernte, also 70 Prozent weniger als sonst. Und Spanien ist nun mal der größte Olivenölproduzent in Europa. Wenn das spanische Öl am Markt fehlt, dann steigt der Preis für Olivenöl in der gesamten Europäischen Union beziehungsweise weltweit. Das ist einfach eine Verknappung.

Warum ist die Ernte in Spanien so schlecht ausgefallen?

Wegen der Dürre. Dort hat es nicht geregnet, die Olive ist nicht aufgegangen. Und aus einer fleisch- und saftlosen Olive kommt kein Öl. In Italien war es so ähnlich, dort ist die Ernte auch viel kleiner ausgefallen.

Und in Griechenland?

Dort war es auch weniger, allerdings minimal. Durch Waldbrände, wie es sie jedes Jahr gibt, und durch die heftigen Überschwemmungen in der Umgebung von Larissa. Dort ist ein ganzer Landstrich durch heftigen Niederschlag innerhalb von drei Tagen geflutet worden. Zig Bauern sind dabei pleitegegangen.

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08.04.2024

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08.04.2024

Können Sie den Ernteausfall in Griechenland beziffern?

Etwa zehn Prozent. Wobei die ganzen vergangenen Jahre schon nicht gut waren. Die Olivenbäume wachsen nun mal im Mittelmeerraum, und wenn das Meer sich aufwärmt aufgrund des Klimawandels, hat man heftigere Regenfälle. Es muss gar keine Überschwemmung sein. Manchmal werden dadurch auch die Blüten zerstört, auch das war letztes Jahr in Griechenland ein Problem.

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Aber so einen krassen Preisanstieg gab es doch noch nie, oder?

Nein, es gab noch nie einen so krassen Preisanstieg wie jetzt im Moment.

Wie konkret sieht das bei Ihnen im Laden aus?

Ich habe das Olivenöl im November um 40 bis 50 Prozent teurer gemacht und im Dezember noch mal um 20 bis 30 Prozent. Die 0,5-Liter-Flasche hier oben im Regal zum Beispiel mit einem ganz besonderen Öl aus Oliven, die sehr früh geerntet werden, und das fast dreimal so viele Phenole enthält wie normales Öl und wenig Säure, hat früher 9,99 Euro gekostet. Jetzt kostet es 14,99 Euro. Und eigentlich müsste die Flasche 19,99 Euro kosten, aber ich dachte mir, dann kauft das keiner mehr. Deshalb habe ich die Marge extrem zusammengeschrumpft. Das Öl ist fast doppelt so teuer geworden. Der Fünf-Liter-Kanister für 72,90 Euro, der andere für 75,90 Euro, die hier unten im Regal stehen, haben vorher 38,90 Euro gekostet. Das war der Preis, den ich hatte, als ich den Laden aufgemacht habe, und den konnte ich die ganzen Jahre mehr oder weniger halten.

Wonach richtet sich der Preis?

Man kauft immer zum Weltmarktpreis ein, der wird alle zehn Tage festgelegt. Und da muss man als Laden mitgehen. Und wenn der runtergeht, hat man Pech gehabt, denn dann muss man mit dem Preis für das Öl, das man teuer gekauft hat, runtergehen. Denn alle anderen machen das auch.

Wie haben Ihre Kunden reagiert?

Am Anfang waren viele geschockt. Kunden, die seit Jahren kommen, haben gesagt: „Nee, das ist mir zu teuer, ich geh woanders gucken, da kriege ich es billiger.“ Irgendwann sind die meisten wiedergekommen, weil sie gemerkt haben, dass es überall so teuer ist. Aber zwei Monate lang habe ich deutlich weniger Öl verkauft. Bis dann die Supermärkte nachgezogen haben. Klar wird gespart. Einige, die früher eine große Flasche geholt haben, holen nur noch eine kleine Flasche.

Wird der Preis irgendwann wieder sinken?

Ich gehe davon aus, dass er hoch bleibt, denn es wird weiter Dürre und Überschwemmungen geben. Das Mittelmeer wird immer wärmer, und irgendwo kommt der Regen dann runter, ob das in Spanien, Italien oder Griechenland ist. Griechenland wird vermehrt mit Medicanes zu tun haben, das sind mediterrane Wirbelstürme, analog zu Hurrikans. In Griechenland hat man das im Moment alle vier bis fünf Jahre, aber das wird mehr werden. Sobald das Meer 27 Grad hat, kann sich so ein Sturm bilden. Ein Klimaleugner bin ich jedenfalls nicht. Im Lebensmittelhandel bekommt man sehr genau mit, was passiert. Und je heftiger es wird, desto höher steigen die Preise.

Das Besondere an Ihrem Geschäft ist, dass Sie selbst nach Griechenland fahren zu Ihren Erzeugern, oder?

Ich fahre vier- bis sechsmal im Jahr nach Griechenland, fahre zu verschiedenen Höfen und suche mir die Sachen selbst aus. Nicht alles, aber das Öl, die Oliven, Kräuter, Tee. Eine Spedition bringt die Produkte nach Berlin. Einiges hole ich auch aus dem Großmarkt.

Die griechischen Olivenbauern freuen sich wahrscheinlich. Sie hatten keine schweren Ernteausfälle und können ihr Öl teurer verkaufen.

Im Prinzip ja. Wobei ich finde, dass sie vorher im Grunde unterbezahlt waren, denn Oliven zu ernten, ist eine heftige Arbeit. Im Grunde war das Öl die ganze Zeit 50 Prozent zu billig. Nur jetzt sind es 200 Prozent Preisanstieg, seit ich 2015 angefangen habe.

QOSHE - Neuköllner Ladenbesitzer über Olivenöl: „So einen krassen Preisanstieg gab es noch nie“ - Susanne Lenz
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Neuköllner Ladenbesitzer über Olivenöl: „So einen krassen Preisanstieg gab es noch nie“

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10.04.2024

Ursprünglich stammt Thomas Koch aus Hamburg, er lebt seit 22 Jahren in Berlin und hat 2015 einen Laden mit griechischen Lebensmitteln in der Bürknerstraße in Neukölln aufgemacht: Olea.

Angefangen hat er ganz klein, mit nur 45 Produkten, vor allem Olivenöl und Oliven, jetzt sind es 480 Produkte. Wir sprechen mit ihm über die Gründe für den stark gestiegenen Olivenölpreis.

Herr Koch, wie kommt es, dass Olivenöl so teuer geworden ist?

Die massive Steigerung im letzten Jahr haben die massiven Ernteausfälle in Spanien bewirkt. Dort gab es nur 30 Prozent der normalen Ernte, also 70 Prozent weniger als sonst. Und Spanien ist nun mal der größte Olivenölproduzent in Europa. Wenn das spanische Öl am Markt fehlt, dann steigt der Preis für Olivenöl in der gesamten Europäischen Union beziehungsweise weltweit. Das ist einfach eine Verknappung.

Warum ist die Ernte in Spanien so schlecht ausgefallen?

Wegen der Dürre. Dort hat es nicht geregnet, die Olive ist nicht aufgegangen. Und aus einer fleisch- und saftlosen Olive kommt kein Öl. In Italien war es so ähnlich, dort ist die Ernte auch viel kleiner ausgefallen.

Und in Griechenland?

Dort war es auch weniger, allerdings minimal. Durch Waldbrände, wie es sie jedes Jahr gibt, und durch die heftigen Überschwemmungen in der Umgebung von Larissa. Dort........

© Berliner Zeitung


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