Es wirkt sonderbar: Die Berliner DJ-Plattform HÖR will Geld für Gaza spenden – doch das präferierte Hilfswerk Heal Palestine will das Geld gar nicht haben. HÖR aus Kreuzberg, weltbekannt durch Streams von DJ-Sets, hatte eigens eine Compilation kuratiert: „HÖR for Palestine“ heißt der Electro-Sampler mit elf Tracks.

Sonderlich berühmt sind die meisten Acts darauf nicht. Keine Superstars. Aber die kanadische Produzentin AADJA (die schon auf dem großen italienischen Techno-Label Pushmaster releaste) und mehr noch Charles McCloud Duff alias Matrixxman (der einst an der amerikanischen Westküste als Gangsterrapper begann und nun auf den Spuren von Chicago House und Detroit Techno wandelt) sind zumindest Szene-Größen.

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„In Solidarität mit dem palästinischen Volk und für Frieden im Nahen Osten“ steht auf Englisch auf der Charity-Platte geschrieben. Die Einnahmen sollten als Spenden an das Hilfswerk Heal Palestine fließen, das sich selbst als nicht-politische humanitäre Organisation beschreibt, mit dem Ziel, Hilfsprojekte in Palästina aufzubauen. Doch Heal Palestine lehnt das Geld von HÖR aus Berlin ab. Wie das Team von HÖR auf seinem Instagram-Kanal schreibt, sei man von Heal Palestine kontaktiert worden: Die Spende werde abgelehnt.

Das Zurückweisen der Spendengelder hat inzwischen auch Heal Palestine dem einflussreichen Partyportal Resident Advisor gegenüber bestätigt: „Wir haben der Organisation, mit der wir in keiner Weise verbunden sind, bereits mitgeteilt, dass wir keine Gelder von ihr annehmen.“ Zu den Gründen äußert sich Heal Palestine bislang nicht, auch nicht auf Anfrage der Berliner Zeitung.

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Es gibt jedoch eine Vorgeschichte. Tatsächlich stand die Kreuzberger DJ-Plattform HÖR Ende des vergangenen Jahres in der Kritik, ausgerechnet bei „Free Palestine“-Aktivisten: Die warfen HÖR vor, palästinische Symbole in ihren Videos zu zensieren. Die beiden HÖR-Betreiber Ori Itshaky und Charly Mastey, zwei Berliner Israelis, sehen das ganz anders. Das HÖR-Team habe den Eindruck gehabt, schrieben die beiden damals, dass die fraglichen Symbole der Kleidung möglicherweise zur Auslöschung Israels aufgerufen hätten. Deshalb habe man interveniert. Palästinensische Kleidung wie die Kufiya durften aber weiterhin problemlos in den Videos von HÖR getragen werden.

Weil sie anti-israelische Propaganda unterband: Berliner DJ-Plattform HÖR wird angefeindet

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Schon damals bekundeten die beiden israelischen HÖR-Chefs Solidarität mit den Palästinensern: Man hoffe auf das baldige Ende dieser humanitären Krise und unterstütze „von ganzem Herzen“ das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung und Freiheit. Und auch heute heißt es auf dem Instagram-Kanal von HÖR in ähnlichem Tenor: „Wir fordern einen dringenden und dauerhaften Waffenstillstand, ein Geiselabkommen und ein Ende der Besatzung, Unterdrückung und Gewalt, die dem palästinensischen Volk angetan wird.“

Eigentlich sollte das doch passen zu den offiziell verkündeten Zielen von Heal Palestine: Auf deren Webseite heißt es, man wollte an einer Welt arbeiten, in der Gazas Jugend eine Chance auf ein besseres Leben habe. Final geklärt ist die Frage also nicht: Wieso weist man dann die Überweisung aus Berlin zurück?

QOSHE - Berliner DJ-Plattform HÖR macht Charity-Album für Gaza-Hilfe, doch die wollen das Geld nicht - Stefan Hochgesand
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Berliner DJ-Plattform HÖR macht Charity-Album für Gaza-Hilfe, doch die wollen das Geld nicht

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23.04.2024

Es wirkt sonderbar: Die Berliner DJ-Plattform HÖR will Geld für Gaza spenden – doch das präferierte Hilfswerk Heal Palestine will das Geld gar nicht haben. HÖR aus Kreuzberg, weltbekannt durch Streams von DJ-Sets, hatte eigens eine Compilation kuratiert: „HÖR for Palestine“ heißt der Electro-Sampler mit elf Tracks.

Sonderlich berühmt sind die meisten Acts darauf nicht. Keine Superstars. Aber die kanadische Produzentin AADJA (die schon auf dem großen italienischen Techno-Label Pushmaster releaste) und mehr noch Charles McCloud Duff alias Matrixxman (der einst an der amerikanischen Westküste als Gangsterrapper begann und nun auf den Spuren von Chicago House und Detroit Techno wandelt) sind zumindest Szene-Größen.

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„In Solidarität mit dem palästinischen Volk und für........

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