Die Muskelspiele zwischen Israel und dem Iran gehen weiter. In der Nacht zu Freitag wurde in der Nähe der Stadt Isfahan die iranische Luftabwehr aktiviert.

Wie amerikanische und israelische Medien berichten, habe es sich um einen Luftschlag der israelischen Armee gehandelt. Die iranische Seite erklärte, es habe sich nicht um Raketenangriffe gehalten. Lediglich „mehrere kleine Flugobjekte“ seien über Isfahan gesichtet und von der iranischen Verteidigung unschädlich gemacht worden. In Isfahan befinden sich unter anderem eine Urananreicherungsanlage und ein Militärstützpunkt der iranischen Armee.

Video shows the moment Iran's air defense shot down several mini quadcopters near Isfahan. pic.twitter.com/93dwwtAzPz

In den letzten Tagen wurde mit einem israelischen Militärschlag gegen den Iran gerechnet. Am vergangenen Wochenende hatte die iranische Armee Israel mit mehr als 300 Raketen und Drohnen attackiert. Der Angriff galt als Rache für den israelischen Angriff auf die iranische Botschaft im syrischen Damaskus.

Die Nahost-Expertin Kristin Helberg ordnete im Gespräch mit der Berliner Zeitung die Geschehnisse ein: „Sollten sich die Angriffe als Drohnenangriffe des Mossad von iranischem Gebiet oder aus den Nachbarländern mit beschränkten Folgen und ohne Tote herausstellen, würde sich Israel damit an die alten Spielregeln halten und den Konflikt nicht weiter eskalieren.“ Schließlich habe es solche Angriffe in den vergangenen Jahren schon gegeben, sagte Helberg. „Die Botschaft wäre: Wir können den Iran überall und jederzeit treffen, ohne auf größere offene Schläge zurückgreifen zu müssen.“

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Verbündete Staaten Israels, wie die USA und Deutschland, hatten die israelische Regierung aufgefordert, die Lage nicht weiter zu eskalieren. „Bleibt es bei diesen Angriffen, bedeutet das, dass die israelische Regierung keine weitere Eskalation anstrebt“, sagte Kristin Helberg, die viele Jahre als einzige westliche Journalistin für deutschsprachige Fernsehsender aus Syrien berichtet hat. Die Tatsache, dass das iranische Regime die Angriffe bereits herunterspiele, weise in diese Richtung.

Doch die Lage bleibt angespannt, eine weitere Eskalation ist noch nicht vom Tisch. „Der Angriff könnte nur der erste von mehreren eskalierenden israelischen Vergeltungsangriffen auf den Iran und die Achse des Widerstands sein“, sagte Helberg. Die Achse des Widerstands umfasst die Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gazastreifen, die Huthi-Rebellen im Jemen sowie den Iran und dessen Milizen im Irak.

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Die Tatsache, dass beide Seiten niemanden getötet und keine größeren Schäden oder Zerstörungen an militärischen Einrichtungen verursacht haben, biete der jeweils anderen Seite einen Ausweg. „Sowohl der Iran als auch Israel können aus der akuten Spirale der Gewalt aussteigen“, sagte Helberg.

Doch damit das passiert, muss auch der Druck internationaler Staaten, die nicht unmittelbar in den Krieg involviert sind, steigen. Andernfalls könnte die israelische Regierung für die Zurückhaltung gegenüber dem Iran freie Hand in Gaza fordern und an der geplanten Offensive in Rafah festhalten, erläuterte Helberg. Die Verbündeten Israels sollten deshalb bis auf weiteres keine Kriegswaffen mehr nach Israel liefern. „Diese helfen nicht gegen den Iran, sondern kommen in Gaza in einem Krieg zum Einsatz, der nach Einschätzung von UN-Gremien, Menschenrechtsorganisationen und Völkerechtsexperten nicht den Regeln des humanitären Völkerrechts entspricht“, so Helberg.

Die aktuelle Kriegsführung in Gaza schade nicht nur den Palästinensern, sondern gefährde auch die Sicherheit Israels. „Deshalb sollte die Bundesregierung ihre Unterstützung an Bedingungen knüpfen: eine sofortige Waffenruhe in Verbindung mit der Freilassung der Geiseln und eine bessere humanitäre Versorgung der Menschen in Gaza.“

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Luftangriff auf Isfahan: Sind die Erzfeinde Iran und Israel quitt, oder eskaliert die Gewalt?

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19.04.2024

Die Muskelspiele zwischen Israel und dem Iran gehen weiter. In der Nacht zu Freitag wurde in der Nähe der Stadt Isfahan die iranische Luftabwehr aktiviert.

Wie amerikanische und israelische Medien berichten, habe es sich um einen Luftschlag der israelischen Armee gehandelt. Die iranische Seite erklärte, es habe sich nicht um Raketenangriffe gehalten. Lediglich „mehrere kleine Flugobjekte“ seien über Isfahan gesichtet und von der iranischen Verteidigung unschädlich gemacht worden. In Isfahan befinden sich unter anderem eine Urananreicherungsanlage und ein Militärstützpunkt der iranischen Armee.

Video shows the moment Iran's air defense shot down several mini quadcopters near Isfahan. pic.twitter.com/93dwwtAzPz

In den letzten Tagen wurde mit einem israelischen Militärschlag gegen den Iran gerechnet. Am vergangenen Wochenende hatte die iranische Armee Israel mit mehr als 300 Raketen und Drohnen attackiert. Der Angriff galt als Rache für den israelischen Angriff auf die iranische Botschaft im syrischen........

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