Der sogenannte Lyst-Index spiegelt zwar nur Tendenzen des Käuferinteresses an bestimmten Luxusartikeln wider, doch weil die Auswertung auch als Stimmungsbarometer bezüglich des weltweiten Konsums taugt, wird er von der Modebranche sehr ernst genommen. Auf lyst.com sind Produkte unterschiedlicher Marken und Onlineshops „gelistet“, die man über eine Weiterleitung beim Anbieter kaufen kann. Regelmäßig werden die Sucheingaben analysiert, derzeit nutzen die Plattform nach Unternehmensangaben circa 200 Millionen User.

Die Ergebnisse werden vierteljährlich als Produkt- und Marken-Rankings im Lyst-Index veröffentlicht, darunter eine Top 20 der meistgesuchten Marken, in der Prada regelmäßig ganz oben auftaucht. Im vierten Quartal 2023 schaffte es die Mailänder Marke erneut auf den ersten Platz, vor so populären Labels wie Louis Vuitton, Dior oder Loewe. Aber woran liegt das? Die Antwort: Prada hat ein makelloses Image.

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Wir leben in einem gesellschaftlichen Klima der Anspannung; was man darf und was nicht, ist eine extrem wichtige Frage. Auch Marken müssen sensibler auf ihre Kundschaft reagieren. Trifft ein Designer, ein Produkt oder eine Kampagne nicht den richtigen Ton, kann das eine Lawine der Empörung auslösen. Über die sozialen Medien wird der Shitstorm zudem meist von Menschen verursacht, die gar nicht als Zielgruppe im Fokus der Industrie stehen. Das ist besonders bitter, da die von ihnen erzeugten negativen Schlagzeilen die reale Kundschaft tatsächlich nachhaltig beeinflussen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert – das gilt heute schon lange nicht mehr.

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Bestes Beispiel dafür, welche verheerenden Konsequenzen ein Imageschaden haben kann, ist Balenciaga. Die Marke erholt sich nur langsam von den kapitalen Folgen, die eine missglückte Werbekampagne in den sozialen Medien auslöste. Eine missratene Kollektion oder mangelhafte Qualität hätte niemals ein solches Maß an Abwendung hervorgerufen.

Doch immer nur auf Nummer sicher zu gehen, ist vor allem in der Mode keine Lösung – dadurch gehen wertvolle Momente der Aufmerksamkeit verloren. Umso erstaunlicher ist es, wie es gelingen kann, eine weiße Weste zu bewahren – und trotzdem als interessant und edgy zu gelten. Das Mailänder Familienunternehmen Prada bewegt sich bereits seit geraumer Zeit stilsicher zwischen den Extremen: Einerseits werden die Werte des traditionsreichen Hauses mit einer stabilen ästhetischen Linie bewahrt, gleichzeitig lanciert man treffsicher Aktionen am Puls der Zeit. Begleitet wird das Ganze mit zurückhaltendem Schweigen und einer zurückhaltenden Führungsriege; das gibt wenig Angriffsfläche.

Miuccia Prada, die das Geschäft Mitte der 70er-Jahre von ihrer Mutter übernahm, machte nie viel Aufhebens um ihre Person. Bis heute gibt sie nur sehr selten Interviews. Mit der Gründung des Museums Fondazione Prada und Filmförderprojekten wie den „Miu Miu Women’s Tales“ stärkt die promovierte Politikwissenschaftlerin zudem das gesellschaftlich-kulturelle Standing von Prada. Als sie sich 2020 den Belgier Raf Simons als Co-Designer an ihre Seite holte, gab es neue subkulturelle Impulse in den Kollektionen, die das Modehaus weiter nach vorne brachten. Passend ist, dass Simons ebenfalls als eine stille, intellektuelle Persönlichkeit bekannt ist.

Und auch wenn das Prada-Logo inzwischen präsenter auf einigen Taschen zu sehen ist als früher, so hat man sich doch nie vollkommen mitreißen lassen, das Terrain des alten Geldes aus den Augen zu verlieren, sowohl den stillen Luxus anzubieten als auch Statement-Mode für die junge Generation. Dieser Balanceakt ist dem Unternehmen in den vergangenen Jahren äußerst gut gelungen. Nicht zuletzt, als man K-Pop-Stars zu Testimonials machte und damit die TikTok-Generation abholte.

Und noch etwas hat Prada bravourös gemeistert: den Einstieg in diverse Nachhaltigkeitsprojekte. Allein die ikonische Nylon-Linie ist inzwischen zu 100 Prozent aus Plastik, das aus Meeren recycelt wird. Ein Teil der Erlöse der Re-Nylon-Produkte fließt seit 2023 regelmäßig in ein Bildungsprogramm namens „Sea Beyond“, das 2019 von der Prada Group und IOC/Unesco ins Leben gerufen wurde.

In Zeiten, in denen das „Richtige“ ein Balanceakt ist, zählt Prada zu den Gewinnern. Und das ist auch der Grund, warum die Marke im Lyst-Index wieder einmal auf Platz eins gelandet ist.

QOSHE - Lyst-Index als Kommentar zur Zeit: Warum Prada die beliebteste Modemarke der Welt ist - Sabine Röthig
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Lyst-Index als Kommentar zur Zeit: Warum Prada die beliebteste Modemarke der Welt ist

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04.02.2024

Der sogenannte Lyst-Index spiegelt zwar nur Tendenzen des Käuferinteresses an bestimmten Luxusartikeln wider, doch weil die Auswertung auch als Stimmungsbarometer bezüglich des weltweiten Konsums taugt, wird er von der Modebranche sehr ernst genommen. Auf lyst.com sind Produkte unterschiedlicher Marken und Onlineshops „gelistet“, die man über eine Weiterleitung beim Anbieter kaufen kann. Regelmäßig werden die Sucheingaben analysiert, derzeit nutzen die Plattform nach Unternehmensangaben circa 200 Millionen User.

Die Ergebnisse werden vierteljährlich als Produkt- und Marken-Rankings im Lyst-Index veröffentlicht, darunter eine Top 20 der meistgesuchten Marken, in der Prada regelmäßig ganz oben auftaucht. Im vierten Quartal 2023 schaffte es die Mailänder Marke erneut auf den ersten Platz, vor so populären Labels wie Louis Vuitton, Dior oder Loewe. Aber woran liegt das? Die Antwort: Prada hat ein makelloses Image.

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