Um eines gleich vorwegzunehmen: Ja, Hunde und Kinder dürfen auf den Laufsteg. Ein Gesetz, was das verbietet, gibt es jedenfalls nicht. Dennoch hat es schon für Empörung gesorgt – gerade wenn Models vermeintlich echte Babys trugen. Bei Hunden überwog dagegen die Entzückung, werden die wuscheligen Vierbeiner vom Menschen ja sowieso mehr strapaziert als Menschenbabys.

Welche Belastungen man Kindern und Hunden während einer Modenschau auferlegt, ist Ermessenssache. Stressig sollte es für die süßen Wesen aber nicht werden, denn das schadet nicht nur ihnen, sondern auch dem Image der Marke. Ist jedoch alles stimmig arrangiert, dann kann sich das Label, das mit Baby und Co. anrückt, besonders wohlwollender medialer Aufmerksamkeit sicher sein; denn der Faktor Niedlichkeit zieht immer. In den folgenden fünf Beispielen ist das geglückt.

Daniel Roseberry, seines Zeichens Kreativdirektor des Couture-Hauses Schiaparelli, ist für seine fantasievollen und witzigen Entwürfe bekannt. Erinnert sei an das Kleid mit Löwenkopf, das schon Kylie Jenner trug. Zur gerade in Paris laufenden Couture Week schickte Roseberry jetzt seine Muse Maggie Maurer mit einem seltsam umhüllten Baby über den Runway. Der kleine Körper wippte derart gelenkig zu den Schritten des Models, dass man dachte, das Kind wäre echt. War es aber nicht.

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23.01.2024

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Bei der Pariser Show des Vetements-Ablegers VTMNTS im Frühjahr 2022 liefen die Models zu lautem Gitarrengeschrammel durch ein geschlossenes Monoprix-Kaufhaus. Und zwar extrem zügig. Da hat man sich schon ein bisschen Sorgen um den süßen cognacfarbenen Pudel gemacht, den sich ein Model in schwarzer Ledermontur unter den Arm geklemmt hatte. Das niedliche Tier hatte aber offenbar schon Schlimmeres erlebt und ließ den Walk ohne zu knurren über sich ergehen.

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Als der Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier im September 2014 seinen Abschied von der Prêt-à-porter feierte, inszenierte er eine Modenschau im historischen Kino Le Grand Rex in Paris. In der revueartigen Präsentation wuselten die unterschiedlichsten Gaultier-Charaktere über den Laufsteg. Fahrräder und Sonnenblumen gehörten dabei ebenso zur Ausstattung wie ein kleines beigefarbenes Hündchen mit Knopfaugen, das so aussah, als würde es sowieso immer getragen werden.

Als die Paris Fashion Week im Oktober 2022 in der legendären „Mud-Show“ gipfelte, war die Welt im Hause Balenciaga noch in Ordnung. Entsprechend selbstverständlich waren auch Kinder Teil der Balenciaga-Welt, in Babygurten wurden sie von den Models durch die Schlammwüste getragen. Als die ersten Bilder davon auf Instagram zu sehen waren, begann man sich zu empören: ohrenbetäubende Musik, Kälte und Schlamm – das wäre in der Tat nicht kindgerecht gewesen. Doch obwohl die Babys täuschend echt wirkten, waren es nur Puppen.

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Bei dem Berliner Label SF1OG schaffte es im Herbst 2022 doch tatsächlich ein echtes Baby auf eine Modenschau. Zu getragenen Cello-Klängen schritten die Models zeitlupenartig langsam durch die Feuerle Collection; die Stimmung war geradezu andächtig. So gab es auch kein Entsetzen, dass neben einem Hund auch ein echtes Baby durch den Raum getragen wurde. Dem Kind hat’s gefallen, den Gästen auch.

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Kinder und Hunde auf dem Laufsteg: Darf man das?

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25.01.2024

Um eines gleich vorwegzunehmen: Ja, Hunde und Kinder dürfen auf den Laufsteg. Ein Gesetz, was das verbietet, gibt es jedenfalls nicht. Dennoch hat es schon für Empörung gesorgt – gerade wenn Models vermeintlich echte Babys trugen. Bei Hunden überwog dagegen die Entzückung, werden die wuscheligen Vierbeiner vom Menschen ja sowieso mehr strapaziert als Menschenbabys.

Welche Belastungen man Kindern und Hunden während einer Modenschau auferlegt, ist Ermessenssache. Stressig sollte es für die süßen Wesen aber nicht werden, denn das schadet nicht nur ihnen, sondern auch dem Image der Marke. Ist jedoch alles stimmig arrangiert, dann kann sich das Label, das mit Baby und Co. anrückt, besonders wohlwollender medialer Aufmerksamkeit sicher sein; denn der Faktor Niedlichkeit zieht immer. In den folgenden fünf Beispielen ist das geglückt.

Daniel........

© Berliner Zeitung


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