Bekommt das 29-Euro-Ticket einen Nachfolger – oder nicht? Die Ungewissheit dauert an. Zwar hat die Senatsverwaltung für Mobilität nach Informationen der Berliner Zeitung jetzt die Tarifgenehmigung für das geplante Berlin-Abo erteilt. Doch es gilt ein wichtiger Vorbehalt: Wenn die Finanzierung des neuen Angebots nicht sichergestellt werden kann, wird die Genehmigung widerrufen. Nicht nur für die Fahrgäste bedeutet dies eine Hängepartie. Auf die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S-Bahn kommt nun noch mehr Arbeit zu – obwohl die Gefahr besteht, dass der Aufwand vergebens ist.

Es war eines der wenigen substanziellen Themen, mit denen die SPD Anfang des vergangenen Jahres zur Wiederholungswahl antrat. Wenn das 29-Euro-Ticket Ende April 2023 abgeschafft wird, bedeutet dies nicht den Abschied für immer, versprach Spitzenkandidatin Franziska Giffey den Wählern. Das Billigangebot soll wiederkommen, in neuer Form. Inzwischen haben die Vorbereitungen für das neue Berlin-Abo begonnen.

Wie sein Vorläufer soll das Ticket ausschließlich innerhalb der Berliner Stadtgrenzen gelten, also zum Beispiel nicht zum Flughafen BER oder nach Potsdam. Der Preis bleibt bei 29 Euro im Monat, hochrangige SPD-Politiker wünschen sich eine Preisgarantie mindestens bis zur nächsten Wahl 2026. Als persönliches Ticket wird das Jahresabo nicht auf andere Personen übertragbar sein. Betont wird auch, dass das Abonnement ein Jahr nicht kündbar ist. Ein Hund darf gratis mitgenommen werden, ein Fahrrad nicht.

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Straßenbahn M1: Was ist los mit der BVG-Tram von Mitte nach Pankow?

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Nach Informationen der Berliner Zeitung wollen BVG und S-Bahn am 18. April mit dem Verkauf beginnen. Im Zentrum der Kampagne stehen die fast 900.000 Berliner, die derzeit noch das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat nutzen. Die Verkehrsunternehmen wollen sie fragen, ob sie dem bundesweit gültigen Abo treu bleiben – oder zum neuen Berlin-Abo wechseln, das ab 1. Juli 2024 gültig sein soll.

26.03.2024

26.03.2024

•gestern

26.03.2024

gestern

Noch als die Grünen die Verkehrssenatorin stellten, machte die Verwaltung deutlich, dass das Berlin-Abo das Land teuer zu stehen kommen wird. Wie berichtet wurden in den neuen Landeshaushalt 300 Millionen Euro pro Jahr eingestellt. Hinzu käme der Berliner Landesanteil an den Kosten des Deutschlandtickets: rund 135 Millionen Euro pro Jahr. Doch weil sich die Sparzwänge wieder verschärfen, fordert Finanzsenator Stefan Evers von allen Senatsverwaltungen, dass sie ihre Ausgaben um 5,9 Prozent kürzen. Würde die Koalition an der Einführung des Berlin-Abos festhalten, müsste Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) anderswo heftige Einschnitte im Etat vornehmen.

Doch wie berichtet beginnt sich das Blatt zu wenden. Die CDU schaut auf den Koalitionspartner SPD, wo sich zwei der drei Kandidaten-Duos skeptisch zum 29-Euro-Ticket geäußert haben. Sie sind zugleich die aussichtsreichsten Bewerber für die neue Landesspitze. Vom 6. bis 19. April findet eine Mitgliederbefragung statt, die Gewinner werden dem Landesparteitag am 25. Mai vorgeschlagen. Ein Beobachter: „Es ist spürbar, dass die Sozialdemokraten Franziska Giffey eins auswischen wollen.“

Die BVG und S-Bahn sind in der Bredouille. Zwar steht der Plan, am 18. April mit dem Vorverkauf zu beginnen. Aber wegen des Vorbehalts in der Tarifgenehmigung müssen sie ihre Kunden darauf hinweisen, dass noch nicht garantiert werden kann, dass sie das Berlin-Abo tatsächlich bekommen. Konkret bedeutet dies, dass die IT-Leute nun ein Programm entwickeln müssen, das es erlaubt, alle Bestellungen erst einmal auf einen virtuellen Stapel zu legen – bis klar ist, ob das neue Ticket tatsächlich kommt oder nicht.

BVG: Kommt das neue 29-Euro-Ticket für Berlin im Juli 2024?

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29-Euro-Ticket würde Berlin fast eine halbe Milliarde Euro pro Jahr kosten

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Der Zeitplan der SPD trägt weitere Unwägbarkeiten in das Verfahren hinein. Denn wenn erst Ende Mai in letzter Konsequenz feststeht, ob das Berlin-Abo kommt. könnte das für eine Einführung zum geplanten Termin 1. Juli zu spät sein. Denn erst dann könnte damit begonnen werden, die Fahrgastanträgen weiter zu bearbeiten, Anfragen zu beantworten, Chipkarten und Handytickets auszugeben. „Ein großes Problem für den Vertrieb“, sagte ein Insider. Schließlich wird erwartet, dass ein Großteil der Deutschlandticket-Inhaber (allein bei der BVG sind es rund 670.000) zum neuen 29-Euro-Ticket wechseln.

„Das könnte ein großes Chaos werden“, so ein Beobachter. „Auf jeden Fall wäre es nicht machbar, dass das Berlin-Abo ab Juli gilt.“ Der Termin ließe sich nicht halten, die Vorbereitungszeit wäre zu kurz. So viel steht fest: Es droht ein Durcheinander.

QOSHE - Neues 29-Euro-Ticket für Berlin: Bei der Einführung droht ein Chaos - Peter Neumann
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Neues 29-Euro-Ticket für Berlin: Bei der Einführung droht ein Chaos

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28.03.2024

Bekommt das 29-Euro-Ticket einen Nachfolger – oder nicht? Die Ungewissheit dauert an. Zwar hat die Senatsverwaltung für Mobilität nach Informationen der Berliner Zeitung jetzt die Tarifgenehmigung für das geplante Berlin-Abo erteilt. Doch es gilt ein wichtiger Vorbehalt: Wenn die Finanzierung des neuen Angebots nicht sichergestellt werden kann, wird die Genehmigung widerrufen. Nicht nur für die Fahrgäste bedeutet dies eine Hängepartie. Auf die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S-Bahn kommt nun noch mehr Arbeit zu – obwohl die Gefahr besteht, dass der Aufwand vergebens ist.

Es war eines der wenigen substanziellen Themen, mit denen die SPD Anfang des vergangenen Jahres zur Wiederholungswahl antrat. Wenn das 29-Euro-Ticket Ende April 2023 abgeschafft wird, bedeutet dies nicht den Abschied für immer, versprach Spitzenkandidatin Franziska Giffey den Wählern. Das Billigangebot soll wiederkommen, in neuer Form. Inzwischen haben die Vorbereitungen für das neue Berlin-Abo begonnen.

Wie sein Vorläufer soll das Ticket ausschließlich innerhalb der Berliner Stadtgrenzen gelten, also zum Beispiel nicht zum Flughafen BER oder nach Potsdam. Der Preis bleibt bei 29 Euro im Monat,........

© Berliner Zeitung


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