Immerhin: Die Wasserversorgung bleibt die ganze Zeit über gesichert, wird versprochen. Doch wer sich mit dem Auto oder der Straßenbahn über die Landsberger Allee in Berlin-Lichtenberg bewegen will, muss mit gravierenden Einschränkungen rechnen. Ein zwei Kilometer langer Abschnitt der stark genutzten Hauptverkehrsstraße im Nordosten Berlins wird zu einer Großbaustelle. Der Linke-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg hat den Senat gefragt, wie sich das Vorhaben auswirkt. „Es wird durch die notwendigen Baumaßnahmen zu lange andauernden Beeinträchtigungen kommen“, sagte er.

Ein Szenario wollen die Berliner Wasserbetriebe (BWB) in Lichtenberg auf jeden Fall verhindern: dass ein Rohrbruch nicht nur Teile des Versorgungsnetzes mit übergeordneter Bedeutung, sondern auch den Auto- und öffentlichen Verkehr plötzlich mehrere Monate lang lahmlegt. Erst im vergangenen Jahr mussten das Unternehmen und Berlin mit zwei großen Havarien zurechtkommen, die Abschnitte der Stralauer Allee in Friedrichshain und des Kaiserdamms in Charlottenburg unpassierbar machten.

Würde ein solches Unglück in der Landsberger Allee passieren, wäre der Schaden womöglich noch weitreichender. Denn diese Straße ist nicht nur eine wichtige Verkehrsader, die zudem wichtige Verbindungen im Straßenbahnverkehr ermöglicht. Unter ihr fließen jährlich rund 25 Millionen Kubikmeter Wasser, rund elf Prozent des gesamten Berliner Wasserverbrauchs. Die Leitungen, die dort verlaufen, sichern die Belieferung von 100.000 Menschen mit Trinkwasser. Zudem liegt an der Landsberger Allee ein Zwischenpumpwerk, das große Teile des Berliner Nordostens versorgt.

Aber auch die dortigen Leitungen sind in die Jahre gekommen, ein Teil der Anlagen ist bereits 120 Jahre alt. Deshalb bereiten die BWB die Erneuerung vor. Es geht um vier Trinkwasserhauptleitungen – zwei mit 1,20 Meter, zwei mit ein Meter Innendurchmesser. Trinkwasserversorgungsleitungen und zwei Abwasserleitungen stehen ebenfalls auf der Liste. Später als geplant soll das Projekt zwischen dem S-Bahnhof Landsberger Allee und der Einmündung der Vulkanstraße beginnen. Von April 2024 bis Ende 2029 soll nun gebaut werden. Geschätzte Kosten: 68 Millionen Euro.

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25.02.2024

25.02.2024

Doch was wird das Projekt für die Menschen bedeuten, die in der Landsberger Allee wohnen oder dort unterwegs sind? Sebastian Schlüsselburg, direkt gewählter Lichtenberger Wahlkreisabgeordneter, hat den Senat befragt. Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer (SPD) hat ihm jetzt geantwortet.

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Bereits bekannt (und kritisch diskutiert) wurde, dass das Bauvorhaben den Mittelstreifen in Anspruch nehmen muss – „um den Verkehrsfluss auf dieser wichtigen Magistrale trotz der notwendigen Baugruben sichern zu können“, wie Fischer bekräftigte. Deshalb mussten dort 63 Bäume gefällt werden. Das Straßen- und Grünflächenamt Lichtenberg pflanzt als Ersatz 70 neue Bäume, allerdings voraussichtlich überwiegend in Grünanlagen, wie es in der Parlamentsdrucksache hieß.

Doch auch wenn der Mittelstreifen in Beschlag genommen wird: Statt drei Fahrstreifen pro Richtung wird es nur noch jeweils zwei geben. Die „technische Leistungsfähigkeit der Landsberger Allee“ werde um bis zu ein Drittel abnehmen, bedauerte der Staatssekretär. „Zu Beginn der Baumaßnahme sind daher zunächst Stauerscheinungen zu erwarten, die sich voraussichtlich im Verlauf der Bautätigkeiten durch Verdrängungseffekte reduzieren werden.“ Autofahrer würden den Bereich umfahren – oder andere Verkehrsmittel nutzen. Aber auch die dort stark vertretene Straßenbahn wird beeinträchtigt.

Je nach Teilstück und Tramlinien sei mit Behinderungen zu rechnen. So seien die Linien M13 und 16 rund 35 Wochen lang von einer Sperrpause betroffen, teilte Severin Fischer mit. Zwischen Roederplatz und der Hohenschönhauser Straße richten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein. Fahrgäste der Linien M5 und M6 wiederum müssten rund 14 Wochen mit einer Unterbrechung rechnen. Auf einem anderen Abschnitt gibt es zwei Sperrpausen: einmal sechs, einmal acht Wochen lang. Betroffen sind dort die Linien M5, M6, M7 und M18.

Sebastian Schlüsselburg erkennt an, dass die Baumaßnahmen nötig sind. Doch die „Landsberger Allee ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt“, gab der Abgeordnete zu bedenken. Er forderte eine bessere Aufklärung über das, was in den nächsten fünfeinhalb Jahren auf die Anwohner und Verkehrsteilnehmer zukommt.

„Es kann nicht sein, dass die Anwohnenden nur durch eine Abgeordnetenanfrage und einer Pressekonferenz informiert werden“, so der Linke-Politiker. „Ich erwarte, dass alle Anwohnenden schriftlich vor Beginn der jeweiligen Bauphasen über die konkreten Auswirkungen, insbesondere veränderte Linienführungen, Fahrzeitverzögerungen oder Schienenersatzverkehr bei der Tram informiert werden.“

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Schlüsselburgs Fraktionskollege Kristian Ronneburg erinnerte daran, dass auch ein anderer Bereich der Landsberger Allee zur Großbaustelle wird. „Ab 4. März 2024 wird bereits der Verkehrsknoten Marzahn im Zuge der Landsberger Allee über drei Monate komplett gesperrt“, teilte der Linke-Verkehrspolitiker mit. Anlass ist der Abbruch von zwei Straßenbrücken. Zwischen Pyramidenring und Märkische Allee werde bis spätestens 17. Juni kein Kraftfahrzeugverkehr möglich sein, hieß es. Autos und Lkw werden umgeleitet. Fußgänger, Radfahrer und BVG-Nutzer sind nicht betroffen.

„Im April fangen dann die Arbeiten der BWB in Lichtenberg an“, so Ronneburg. „Sicherlich wird das zu einer weiteren Reduzierung der Leistungsfähigkeit und Ausweichverkehren führen, Stau wird unvermeidlich sein. Ob diese Maßnahmen wirklich gut aufeinander abgestimmt sind?“

QOSHE - Großbaustelle Landsberger Allee: Was auf Autofahrer und BVG-Nutzer zukommt - Peter Neumann
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Großbaustelle Landsberger Allee: Was auf Autofahrer und BVG-Nutzer zukommt

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27.02.2024

Immerhin: Die Wasserversorgung bleibt die ganze Zeit über gesichert, wird versprochen. Doch wer sich mit dem Auto oder der Straßenbahn über die Landsberger Allee in Berlin-Lichtenberg bewegen will, muss mit gravierenden Einschränkungen rechnen. Ein zwei Kilometer langer Abschnitt der stark genutzten Hauptverkehrsstraße im Nordosten Berlins wird zu einer Großbaustelle. Der Linke-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg hat den Senat gefragt, wie sich das Vorhaben auswirkt. „Es wird durch die notwendigen Baumaßnahmen zu lange andauernden Beeinträchtigungen kommen“, sagte er.

Ein Szenario wollen die Berliner Wasserbetriebe (BWB) in Lichtenberg auf jeden Fall verhindern: dass ein Rohrbruch nicht nur Teile des Versorgungsnetzes mit übergeordneter Bedeutung, sondern auch den Auto- und öffentlichen Verkehr plötzlich mehrere Monate lang lahmlegt. Erst im vergangenen Jahr mussten das Unternehmen und Berlin mit zwei großen Havarien zurechtkommen, die Abschnitte der Stralauer Allee in Friedrichshain und des Kaiserdamms in Charlottenburg unpassierbar machten.

Würde ein solches Unglück in der Landsberger Allee passieren, wäre der Schaden womöglich noch weitreichender. Denn diese Straße ist nicht nur eine wichtige Verkehrsader, die zudem wichtige Verbindungen im Straßenbahnverkehr ermöglicht. Unter ihr fließen jährlich rund 25 Millionen Kubikmeter Wasser, rund elf Prozent des gesamten Berliner Wasserverbrauchs. Die Leitungen, die dort verlaufen, sichern die Belieferung von 100.000 Menschen mit........

© Berliner Zeitung


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