Es war Mittwoch, der 16. August des vergangenen Jahres, die Sonne lachte über Köpenick und rund um das Stadion An der Alten Försterei war der Trubel groß. Mehr als 2500 Menschen hatten sich am Vormittag auf den Weg zur Heimspielstätte des 1. FC Union Berlin gemacht. Nicht etwa, weil die Profis dort ein Testspiel kurz vor dem Bundesliga-Saisonauftakt bestritten. Nein, angesetzt war ein öffentliches Mannschaftstraining, ein ganz besonderes, denn mit Robin Gosens trug erstmals der neue Rekordtransfer des Vereins die Farben der Eisernen auf dem Rasen.

Nicht einmal drei Monate zuvor hatte er noch im Champions-League-Finale mit Inter Mailand gestanden und genau in diesem Wettbewerb wollte der Nationalspieler nun mit seinem neuen Verein für Furore sorgen, sich ganz nebenbei ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land auch für die DFB-Elf empfehlen. Das geht als Stammspieler in der Bundesliga besser, denn als Ersatzspieler in der Serie A.

Der Plan, das ist spätestens sieben Monate später bekannt, scheint gescheitert zu sein. Für die letzten Testspiele vor der EM, die am 14. Juni für Deutschland mit dem Spiel gegen Schottland beginnt, wurde Gosens von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht berücksichtigt. Maximilian Mittelstädt (VfB Stuttgart) und David Raum (RB Leipzig), die auf Vereinsebene mit ihren Teams um den erneuten Einzug in die Champions League spielen, erhielten auf Gosens' Position den Vorzug.

„Der Zug ist für ihn noch nicht abgefahren. Union spielt nicht die Saison, wie es letztes Jahr noch der Fall war. Das ist nicht Robins alleinige Schuld, da ist es für jeden einzelnen Spieler schwer zu glänzen“, sagte Nagelsmann gegenüber dem ZDF. „Es ist die Gesamtgemengelage“, erklärte der Bundestrainer weiter. „Union hat sich ein bisschen stabilisiert, aber sie hatten lange Zeit keine gute Saison.“

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29.03.2024

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gestern

Union-Profi Robin Gosens gesteht: „Wir haben zu viel geträumt“

22.02.2024

1. FC Union Berlin: Robin Gosens verrät, warum sein Transfer so zäh war

23.08.2023

Worte, die Robin Gosens zu denken geben werden. Zwar sagte Nagelsmann auch, dass der 29-Jährige „ein Spieler mit großem Herz und großem Charakter“ sei, der sowohl im Verein, als auch in der Nationalmannschaft immer alles geben würde, doch die Aussagen des ehemaligen Bayern-Trainers sind nur logisch. Spieler, die bei erfolgreichen Vereinen spielen, haben eine größere Chance für die Nationalmannschaft aufzulaufen, als Akteure, die mit ihrem Klub auf niedrigerem Niveau spielen.

„Ich habe bislang immer nach jeder Saison reflektiert, ob das noch der jeweils richtige Ort ist, um weiter als Spieler zu wachsen. Klar ist, dass es nicht nur die EM gibt, sondern auch die Weltmeisterschaft 2026, für die ich mich empfehlen möchte. Die letzte WM habe ich nicht mitgespielt, mit 32 habe ich aber schon noch die Ambition das Turnier zu spielen“, antwortete Gosens im ZDF-Sportstudio am Sonnabend auf die Frage, ob er auch kommende Saison noch das Trikot der Berliner tragen werde.

„Fakt ist auch, dass man im Verein auf Top-Niveau spielen muss, um bei einer WM dabei zu sein. Nächste Saison werden wir mit Union nicht international spielen“, weiß Gosens. Ein klares Bekenntnis zum Verein sieht anders aus. „Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich nach der Saison schon wieder Abschied nehme“, erklärte Gosens zwar weiter, doch die Aussichten auf einen langfristigen Verbleib scheinen aufgrund der fehlenden Möglichkeit, sich im internationalen Wettbewerb zeigen zu können, arg gesunken zu sein.

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Der linke Schienenspieler, der sich im Interview wie immer sehr höflich und eloquent zeigte, dürfte von der Entscheidung Nagelsmanns, ihn nicht zu nominieren, auch deshalb nach eigener Aussage „ein bisschen überrascht“ gewesen sein, weil er in einer durchschnittlichen Union-Saison noch einer der auffälligsten Spieler ist. Mit sechs Treffern führt er beispielsweise die interne Torschützenliste an. „Ich bin der Meinung, dass meine Leistungen gepasst haben“, erklärte Gosens, der den Sieg der DFB-Elf in Frankreich nicht sah, weil er zu dieser Zeit mit seiner Familie Freunde in Bergamo besuchte.

„Das Spiel gegen die Niederlande habe ich gesehen. Ich finde, es liegt auch in meiner Verantwortung, zu schauen, wie die Jungs performen. Ich fühle mich nicht meilenweit weg von der Nationalmannschaft“, sagte Gosens und sprach sich darüber hinaus selbst Mut zu: „Solange die Tür noch nicht zu ist, kann man durchgehen.“ Fragt sich nur noch, an welchem Ort diese Tür in Zukunft am weitesten geöffnet sein wird.

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Robin Gosens vermeidet klares Bekenntnis zum 1. FC Union Berlin

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31.03.2024

Es war Mittwoch, der 16. August des vergangenen Jahres, die Sonne lachte über Köpenick und rund um das Stadion An der Alten Försterei war der Trubel groß. Mehr als 2500 Menschen hatten sich am Vormittag auf den Weg zur Heimspielstätte des 1. FC Union Berlin gemacht. Nicht etwa, weil die Profis dort ein Testspiel kurz vor dem Bundesliga-Saisonauftakt bestritten. Nein, angesetzt war ein öffentliches Mannschaftstraining, ein ganz besonderes, denn mit Robin Gosens trug erstmals der neue Rekordtransfer des Vereins die Farben der Eisernen auf dem Rasen.

Nicht einmal drei Monate zuvor hatte er noch im Champions-League-Finale mit Inter Mailand gestanden und genau in diesem Wettbewerb wollte der Nationalspieler nun mit seinem neuen Verein für Furore sorgen, sich ganz nebenbei ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land auch für die DFB-Elf empfehlen. Das geht als Stammspieler in der Bundesliga besser, denn als Ersatzspieler in der Serie A.

Der Plan, das ist spätestens sieben Monate später bekannt, scheint gescheitert zu sein. Für die letzten Testspiele vor der EM, die am 14. Juni für Deutschland mit dem Spiel gegen Schottland beginnt, wurde Gosens von........

© Berliner Zeitung


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