Der Fall um Kevin Hönicke, den freigestellten SPD-Stadtrat im Bezirk Berlin-Lichtenberg, sorgt weiterhin für Aufsehen. Hönicke, der einer breiteren Öffentlichkeit durch seine offene Auseinandersetzung mit seiner Depression bekannt wurde, steht im Zentrum einer Ermittlung der Staatsanwaltschaft und wurde Ende Oktober 2023 von seinem Amt als Baustadtrat freigestellt, weil er verdächtigt wird, einen anonymen Brief mit internen Unterlagen des Bezirksamts an die Redaktion des Tagesspiegels geschickt zu haben. Hönicke bestreitet dies.

In den Unterlagen geht es um schwerwiegende Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter des Bezirksamts, den Katastrophen- und Zivilschutzbeauftragten Philipp Cachée. Dieser soll mehrere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und ein Klima der Angst verbreitet haben.

Zwar wurden die Vorwürfe gegen Cachée schnell zurückgezogen, wie Recherchen der Berliner Zeitung nun zeigen, geschah dies aber vor allem deswegen, weil Druck auf die Frauen ausgeübt wurde. So habe der beschuldigte Bezirksamtsmitarbeiter über Schlüssel zu den Büros der Frauen verfügt und diese „rund“ gemacht, berichten Quellen. Er sei ein Waffennarr mit besten Verbindungen zur Berliner Polizei und Justiz, eine angsteinflößende, möglicherweise sogar gefährliche Person.

Machtmissbrauch in Lichtenberg: Wie Stadtrat Hönicke aus dem Amt gejagt wurde

vor 2 Min.

Rauswurf von Stadtrat Hönicke in Lichtenberg: Ursache weiter unklar, CDU hat Nachfolgerin

24.10.2023

11.01.2024

gestern

11.01.2024

•gestern

gestern

Doch damit nicht genug. Die Recherchen der Berliner Zeitung, die Ermittlungsakten der Berliner Staatsanwaltschaft und interne Dokumente des Bezirksamtes auswerten konnte, zeigen außerdem, dass Philipp Cachée aktiv an der Enttarnung von Kevin Hönicke als Informant beteiligt war. Er täuschte die Sicherheitsabteilung der Deutschen Post, um zu erfahren, wer der Absender des anonymen Briefes war, und übte massiven Druck auf die ermittelnde Staatsanwältin aus, sodass ein zwischenzeitlich bereits eingestelltes Ermittlungsverfahren gegen Hönicke wiederaufgenommen wurde. CDU-Bezirksbürgermeister Martin Schaefer bestätigte der Berliner Zeitung, Cachée den Auftrag gegeben zu haben, herauszufinden, wer der anonyme Briefeschreiber war.

Die große Geschichte um den Skandal im Bezirksamt Berlin-Lichtenberg ist ab sofort auf den Online-Seiten der Berliner Zeitung verfügbar. Zudem erscheint sie in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung am 13. Januar 2024.

QOSHE - SPD-Stadtrat Hönicke: Wurden MeToo-Vorwürfe im Rathaus Berlin-Lichtenberg vertuscht? - Niklas Liebetrau
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

SPD-Stadtrat Hönicke: Wurden MeToo-Vorwürfe im Rathaus Berlin-Lichtenberg vertuscht?

27 30
13.01.2024

Der Fall um Kevin Hönicke, den freigestellten SPD-Stadtrat im Bezirk Berlin-Lichtenberg, sorgt weiterhin für Aufsehen. Hönicke, der einer breiteren Öffentlichkeit durch seine offene Auseinandersetzung mit seiner Depression bekannt wurde, steht im Zentrum einer Ermittlung der Staatsanwaltschaft und wurde Ende Oktober 2023 von seinem Amt als Baustadtrat freigestellt, weil er verdächtigt wird, einen anonymen Brief mit internen Unterlagen des Bezirksamts an die Redaktion des Tagesspiegels geschickt zu haben. Hönicke bestreitet dies.

In den Unterlagen geht es um schwerwiegende Vorwürfe gegen einen........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play