Im aktuellen Lonely Planet Berlin, der erst letztes Jahr erschienen ist, taucht das Samuraimuseum in Mitte (noch) nicht auf. Dabei wäre das genau der Geheimtipp, den viele bei einem Berlinbesuch zu entdecken hoffen.

Denn das privat geführte Museum gilt als einziges seiner Art in Europa. Nirgends sonst kann man sich über die japanischen Krieger so detailliert informieren, bekommt so viel gezeigt und erklärt – und das in einer Art, wie sie selbst Menschen Spaß macht, die eigentlich nicht gern ins Museum gehen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) lobte die vollendete Museumspädagogik und meint damit das Präsentationskonzept. Das ist in der Tat modern, cool und interaktiv. Die zugrunde liegende Idee, wie man Wissen zeitgemäß in einem Museum vermittelt, wurde im Samuraimuseum perfektioniert.

Museum mal anders: Diese Geheimtipps sollte jeder Berliner kennen

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Seit Mai 2022 ist es in der Auguststraße ansässig, war vorher fünf Jahre lang in Dahlem und dort kein Publikumsmagnet. Das ist heute anders. Der Umzug und die neu erdachte Präsentation der Objekte bescherten der Sammlung einen echten Hype.

Die Kritiken waren und sind überschwänglich: Die Berliner Zeitung prophezeite dem Museum anlässlich der Neueröffnung vor knapp zwei Jahren, eine echte Konkurrenz zum Humboldtforum zu sein. Und die Rezensionen im Internet sind schwärmerisch; 4,8 von 5 möglichen Sternen hat das Samuraimuseum von den mehr als 1400 Google-Rezensierenden bekommen.

18.04.2024

•gestern

•heute

Früher war dort, wo jetzt Rüstungen und Schwerter zu sehen sind, eine Galerie. Hohe Decken, Treppen, Beton, Glas – typisch Mitte. Hier hat der Sammler Peter Janssen sein Samuraimuseum einquartiert und zu einem Multimedia-Erlebnis auf 1500 Quadratmetern geformt.

Zunächst wundert man sich: Warum sind die Exponate denn nicht angeleuchtet? Und dann, beim Näherkommen, geht einem buchstäblich ein Licht auf: Man muss an einem bestimmten Punkt stehen, damit die Beleuchtung das Objekt anstrahlt. Das ist ein wirklich spannender Effekt.

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Insgesamt sind es um die 1000 Ausstellungsstücke, die man zu sehen bekommt und die nachzeichnen, wer die Samurai waren und wie sie Kunst und Kultur beeinflusst haben.

Reich verzierte Anzüge, imposante Gewänder, Theatermasken, Helme, Fellschuhe, Säbel, Schmuckstücke. Einzeln und in Aktion, sozusagen: Einige Objekte wirken für sich, andere werden als Teil eines Ensembles gezeigt.

Man sieht lebensgroße, reitende Samurai – bereit, in den Kampf zu ziehen. Sowohl Reiter als auch Pferd wirken lebensecht. Entsprechende Geräusche untermalen verschiedene Szenerien und lassen so ein sehr authentisches Erlebnis entstehen.

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Vor den Sammlungsstücken sind Touchscreens angebracht. Sie ersetzen jene Erklärtafeln, die man aus anderen Museen kennt und bieten die Möglichkeit, sich durch die Infos zu navigieren.

Mitten im Hauptraum des Erdgeschosses steht ein wuchtiges Holzhaus, das sogenannte No-Theater. Hier finden alle halbe Stunde Aufführungen statt – allerdings virtuell.

Die Darbietungen werden auf eine Leinwand projiziert, wirken aber sehr echt. Die Inhalte variieren und dauern jeweils nur einige Minuten. Tipp: Aus dem Obergeschoss hat man auch eine gute Sicht.

Eine ähnliche Technik kommt auch im ersten Stock zum Einsatz; dort wird eine Tee-Zeremonie nachempfunden. Und es wird passendes Geschirr gezeigt. Es herrscht eine ruhige, tatsächlich fast zeremonielle Ruhe in dieser Ecke des Museums.

Man staunt auch, wie klein die Menschen früher offenbar waren: Im Obergeschoss ist eine Sänfte aus dem 18. Jahrhundert zu sehen, die getragen wird. Sie ist zwar wunderschön, aber auch reichlich eng. Und die dazu gruppierten Menschen sind so schmal und zierlich, dass man es kaum glauben mag.

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Ebenfalls im Obergeschoss wird dargestellt, wie Schwerter geschmiedet werden. Es ist wie eine virtuelle Reise vom Rohstoff übers Feuer bis hin zur glänzenden Klinge.

So erfährt man bei dem Rundgang, für den man eine gute Stunde- mit Kindern etwas mehr – einplanen sollte, allerhand Fakten, von denen man gar nicht wusste, dass sie einen interessieren. Viele Fachbegriffe vergisst man schnell wieder, aber die Eindrücke, die man mitnimmt, bleiben.

Bereits am Eingang wartet das erste Highlight auf kleine Besucher. Zwei große Bildschirme, auf denen die Umrisse eines Fuchses zu sehen sind, genauer: eines Kitsunes. Kitsune sind japanische Fabelwesen. Sie sehen aus wie ein Fuchs, haben aber mehrere Schwänze.

Die Kinder können ihn per Fingerstreich je nach Lust und Laune anmalen. Sobald sie fertig sind, springt er auf einen etwa kindergroßen Bildschirm daneben und bewegt sich, sodass die Kleinen mit ihrem Kunstwerk posieren können.

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Je nach Besucherandrang muss man hier Wartezeit einplanen, insbesondere dann, wenn Erwachsene sich vordrängeln und „auch mal probieren“ wollen. Eine kleine Lektion in Sachen Frustrationstoleranz – wichtig fürs spätere Leben.

Der Kitsune taucht im Museum an vielen Stellen auf, huscht mal über die Wände, blickt sich um, ist auf den digitalen Erklärtafeln vor den Exponaten zu finden. Dort begleitet er die Kinder durch die verschiedenen Quizfragen. Diese sind mal leichter, mal schwerer.

Oft muss man die Texte zuvor gelesen haben, um die Fragen richtig beantworten zu können. Vor allem kleinere Kinder überfordert das. Aber eigentlich sind sie meistens auch schon glücklich, wenn sie auf dem Touchscreen rumdrücken dürfen, durch Zufall die richtige der vier vorgegebenen Antworten erwischen und der Fuchs sich dann freut.

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Faszinierend ist auch die Shoji-Wand mit den Zauber-Fächern. Shoji sind japanische Schiebetüren, klassischerweise bestehend aus Holzstreben, die mit weißem Papier bespannt sind.

Aber im Samuraimuseum sind es nicht nur einfache weiße Flächen. Sie bergen ein buntes Geheimnis, das sichtbar wird, wenn man einen der dort aufgehängten Fächer nimmt und vor die Shoji-Wand hält.

Richtig cool finden die meisten Kinder das interaktive XXL-Videospiel im Erdgeschoss, direkt neben dem Ninja. Per Lasertechnik werden Bewegungen auf eine bunte Landkarte übertragen.

So müssen die Kinder Rätsel lösen beziehungsweise Fabelwesen finden, indem sie per Handbewegung Ringe auf der Leinwand bewegen. Zum Glück gibt es eine Sitzbank, denn hier sollten Eltern ein bisschen Zeit mitbringen.

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Übrigens: Seien Sie gewappnet, falls Ihre Kinder auf dem Weg zum Ausgang im Museumsshop den dreischweifigen Kitsune als Kuscheltier entdecken. Der ist wirklich sehr flauschig und süß, kostet aber 15 Euro.

Wer in Shoppinglaune ist, findet ausgefallene Souvenirs wie den Katana-Regenschirm (25 Euro). Das sind schwarze Schirme, die zusammengefaltet aussehen wie ein japanisches Langschwert.

Wer mag, kann sich auch Sake mit nach Hause nehmen (330 ml, 14 Euro). Außerdem gibt es Design-Sushistäbchen aus Holz (fünf Paar, 14 Euro) und Noboris, japanische Windfänger in Form von Koi-Karpfen (8 Euro).

Rucksäcke und Taschen müssen in Schließfächern neben den Kassen eingeschlossen werden – die Mitnahme ist laut Hausordnung nicht gestattet. Hierfür sollten Sie ein Geldstück (Ein-Euro-Münze) bereithalten. Jacken können an einem Garderobenständer aufgehängt werden.

Die Toiletten befinden sich im Museum selbst, kurz hinter dem Eingang links. Sie müssen also erst durch die Einlasstür, die – gut für Rollstuhlfahrer und kleine Kinder – kein Drehkreuz ist, sondern eine Glastür, die aufschwenkt, wenn man sein Ticket scannt.

Wichtig: Passen Sie gut auf Ihre Eintrittskarte auf. Sie müssen Sie erneut an den Scanner halten, wenn Sie das Museum wieder verlassen wollen.

Der Eintritt ist online immer günstiger als vor Ort. Zudem gilt: Je früher man bucht, desto weniger zahlt man. Insgesamt variieren die Preise zwischen 5 und 19 Euro; Kinder bis fünf Jahren kommen umsonst rein. Es gibt kein Familienticket.

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Mit den Öffentlichen ist das Samuraimuseum gut zu erreichen. Vom S-Bahnhof Oranienburger Straße (u.a. S1, S2) sind es vier Minuten zu Fuß und im Prinzip nur einmal ums Eck. Der 142er-Bus hält an der Tucholskystraße, von dort braucht man auch nur fünf Minuten. Vom U-Bahnhof Oranienburger Tor (U6) sind’s acht Minuten. Und falls Sie mit der U8 anreisen: Zwischen dem Bahnhof Rosenthaler Platz und dem Samuraimuseum liegen knapp zehn Fußminuten.

Parkplätze sind in der Auguststraße und rundherum schwer zu finden, dafür aber umso teurer. Mitte halt. Es gibt gegenüber vom Friedrichstadtpalast, im Spreekarree, eine Tiefgarage (3 Euro pro Stunde). Von dort brauchen Sie allerdings fast eine Viertelstunde bis zum Museum. Die Tiefgarage des Amano-Hotels in der Auguststraße ist nur für Gäste und muss vorab reserviert werden.

Geöffnet ist das Museum täglich von 11 bis 19 Uhr, es gibt keine Schließtage. Es befindet sich in der Auguststraße 68 in 10117 Berlin-Mitte.

QOSHE - Samuraimuseum in Berlin: Lohnt es sich auch für Kinder? - Nicole Schulze
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Samuraimuseum in Berlin: Lohnt es sich auch für Kinder?

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20.04.2024

Im aktuellen Lonely Planet Berlin, der erst letztes Jahr erschienen ist, taucht das Samuraimuseum in Mitte (noch) nicht auf. Dabei wäre das genau der Geheimtipp, den viele bei einem Berlinbesuch zu entdecken hoffen.

Denn das privat geführte Museum gilt als einziges seiner Art in Europa. Nirgends sonst kann man sich über die japanischen Krieger so detailliert informieren, bekommt so viel gezeigt und erklärt – und das in einer Art, wie sie selbst Menschen Spaß macht, die eigentlich nicht gern ins Museum gehen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) lobte die vollendete Museumspädagogik und meint damit das Präsentationskonzept. Das ist in der Tat modern, cool und interaktiv. Die zugrunde liegende Idee, wie man Wissen zeitgemäß in einem Museum vermittelt, wurde im Samuraimuseum perfektioniert.

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Die Kritiken waren und sind überschwänglich: Die Berliner Zeitung prophezeite dem Museum anlässlich der Neueröffnung vor knapp zwei Jahren, eine echte Konkurrenz zum Humboldtforum zu sein. Und die Rezensionen im Internet sind schwärmerisch; 4,8 von 5 möglichen Sternen hat das Samuraimuseum von den mehr als 1400 Google-Rezensierenden bekommen.

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Früher war dort, wo jetzt Rüstungen und Schwerter zu sehen sind, eine Galerie. Hohe Decken, Treppen, Beton, Glas – typisch Mitte. Hier hat der Sammler Peter Janssen sein Samuraimuseum einquartiert und zu einem Multimedia-Erlebnis auf 1500 Quadratmetern geformt.

Zunächst wundert man sich: Warum sind die Exponate denn nicht angeleuchtet? Und dann, beim Näherkommen, geht einem buchstäblich ein Licht auf: Man muss an einem bestimmten Punkt stehen, damit die Beleuchtung das Objekt anstrahlt. Das ist ein wirklich spannender Effekt.

Ein Beitrag geteilt von Bernd💪😀👊 柔道 (@judo_bernd_official)

Insgesamt sind es um die 1000 Ausstellungsstücke, die man zu sehen bekommt und die nachzeichnen, wer die Samurai waren und wie sie Kunst und Kultur........

© Berliner Zeitung


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