Ein Gericht in Delaware hat entschieden, dass das 55,8 Milliarden US-Dollar schwere Gehaltspaket für Tesla-Chef Elon Musk für nichtig erklärt wird. Der Richter stellte fest, dass die außergewöhnliche Vergütung nicht ordnungsgemäß vom Verwaltungsrat (Board) des Elektroautoherstellers genehmigt wurde und die Aktionäre des Unternehmens benachteiligt worden sein. Einige Tesla-Aktionäre hatten geklagt und argumentiert, dass die Vergütung überzogen und von Musk im Alleingang durchgesetzt worden sei. Richterin McCormick betonte, dass Musk zumindest in Bezug auf diese Transaktion die Kontrolle über Tesla ausgeübt habe, was unstatthaft sei. Das Urteil bezieht sich auf eine Entscheidung aus dem Jahr 2018, als Musk das bisher größte Vergütungspaket für einen Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten Unternehmens angeboten wurde, mit einer potenziellen Auszahlung von bis zu 55,8 Milliarden US-Dollar, abhängig von bestimmten Leistungszielen.

Musk zeigte sich nach dem Urteil auf seiner Plattform X empört und sagte, niemand solle sein Unternehmen in Delaware registrieren und stattdessen besser nach Nevada oder Texas gehen, wenn man wolle, dass die Eigentümer die Entscheidungen für ein Unternehmen treffen können.

Richterin Kathaleen McCormick aus Delaware argumentierte, dass Musk den Vorstand durch seine Persönlichkeit und seinen Einfluss kontrolliere, selbst mit nur 22 Prozent der Anteile an Tesla. Musk konnte nicht überzeugend nachweisen, dass die Aktienzuteilung zu einem fairen Preis und in einem durchgängig fairen Prozess erfolgt sei. McCormick charakterisierte Musk als den „Superstar-CEO“, der den Prozess zur Genehmigung seines Vergütungsplans dominierte.

29.01.2024

29.01.2024

29.01.2024

gestern

•gestern

Die Richterin warf in ihrem Urteil auch dem Board vor, nicht ernsthaft nachgefragt zu haben, ob eine derart exorbitante Vergütung im Interesse aller Aktionäre sie. Sie fragte unter anderem: Hatte es ernsthafte Verhandlungen zwischen Musk und Tesla über das Ausmaß der Vergütung gegeben? Denn schließlich sollte der Verwaltungsrat den Interessen der Aktionäre verpflichtet sein. Und war es überhaupt nötig, Musk so viel zu bieten, damit er mehr Interesse am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens hat? Schließlich habe es keine Notwendigkeit gegeben, Musk mit einer außergewöhnlichen Zahlung an das Unternehmen zu binden, da er keine Abwanderungspläne gehabt habe.

Elon Musk könnte durch das Urteil Optionen über 303 Millionen Tesla-Aktien verlieren, was fast zehn Prozent des Unternehmens entspricht. Dies würde seinen Anteil auf 13 Prozent reduzieren, deutlich unter seinem Ziel von 25 Prozent. Es ist unklar, ob Musk gegen das Urteil vom Dienstag Berufung einlegen wird oder ob das Board von Tesla ein neues Gehaltspaket vorlegen wird.

Musk hat Jahre damit verbracht und einen großen Teil seines Vermögens verwendet, mit seinem Unternehmen SpaceX zum Mars zu fliegen. SpaceX ist zum zweitwertvollsten Startup der Welt und zu einem wichtigen Player in der kommerziellen und militärischen Raumfahrtindustrie geworden. Musk hatte geplant, die Optionen aus dem Gehalts-Paket von 2018 zur Finanzierung der Kolonisierung des Mars zu nutzen. In einem Beitrag auf Twitter im Jahr 2018 hatte Musk geschrieben: „Etwa die Hälfte meines Geldes ist für die Lösung von Problemen auf der Erde und die andere Hälfte für die Errichtung einer sich selbst tragenden Stadt auf dem Mars gedacht, um den Fortbestand des Lebens aller Spezien sicherzustellen, falls die Erde von einem Meteor getroffen wird wie bei den Dinosauriern oder wie uns im Dritten Weltkrieg selbst zerstören.“

„Die Kolonisierung des Mars ist ein teures Unterfangen“, schrieb die Richterin „Musk glaubt, dass er eine moralische Verpflichtung hat, sein Vermögen auf dieses Ziel auszurichten, und Musk betrachtet sein Gehalt von Tesla als Mittel zur Finanzierung dieser Mission.“ Die Richterin bezweifelt, dass dieses Unterfangen im Interesse der Tesla-Aktionäre sei.

Die Entscheidung des Gerichts in Delaware vom Dienstag hatte unmittelbare Auswirkungen auf den Aktienkurs von Tesla, der im nachbörslichen Handel um mehr als vier Prozent fiel. Elon Musk, der aktuell Milliardeninvestitionen in ein neues Unternehmen für künstliche Intelligenz plant, muss sich nun nach einer anderen Finanzierung umsehen, um in das neue Geschäftsfeld vorzudringen.

Das Magazin Forbes warnte, dass die Gerichtsentscheidung auch Musks Position als reichster Mensch der Welt gefährden könnte, der zu Beginn des Jahres über ein Vermögen von 251 Milliarden US-Dollar verfügte. Bernard Arnault, Vorstandsvorsitzender der Luxusgütermarke LVMH, liegt laut Forbes mit einem Privatvermögen von 201 Milliarden US-Dollar auf dem zweiten Platz.

QOSHE - Schlappe für Elon Musk: Gericht streicht sein Gehalt bei Tesla - Michael Maier
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Schlappe für Elon Musk: Gericht streicht sein Gehalt bei Tesla

7 2
31.01.2024

Ein Gericht in Delaware hat entschieden, dass das 55,8 Milliarden US-Dollar schwere Gehaltspaket für Tesla-Chef Elon Musk für nichtig erklärt wird. Der Richter stellte fest, dass die außergewöhnliche Vergütung nicht ordnungsgemäß vom Verwaltungsrat (Board) des Elektroautoherstellers genehmigt wurde und die Aktionäre des Unternehmens benachteiligt worden sein. Einige Tesla-Aktionäre hatten geklagt und argumentiert, dass die Vergütung überzogen und von Musk im Alleingang durchgesetzt worden sei. Richterin McCormick betonte, dass Musk zumindest in Bezug auf diese Transaktion die Kontrolle über Tesla ausgeübt habe, was unstatthaft sei. Das Urteil bezieht sich auf eine Entscheidung aus dem Jahr 2018, als Musk das bisher größte Vergütungspaket für einen Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten Unternehmens angeboten wurde, mit einer potenziellen Auszahlung von bis zu 55,8 Milliarden US-Dollar, abhängig von bestimmten Leistungszielen.

Musk zeigte sich nach dem Urteil auf seiner Plattform X empört und sagte, niemand solle sein Unternehmen in Delaware registrieren und stattdessen besser nach Nevada oder Texas gehen, wenn man wolle, dass die Eigentümer die Entscheidungen........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play