Indien zeigt sich zunehmend unzufrieden damit, dass russische Öllieferanten die einst fetten Rabatte auf ein Minimum reduziert haben. Die Folge: Die Importe des Landes von russischem Rohöl sind zuletzt im Januar dieses Jahres auf ein Jahrestief gefallen. Der indische Ölminister Hardeep Singh Puri erklärt das mit der Notwendigkeit, „Energie zum günstigsten Preis zu liefern“.

Nun wird bekannt: Russland beginnt mit Öllieferungen nach Venezuela. Es gehe um die Lieferung von erst einmal 1,8 Millionen Barrel von russischem Urals-Standardöl, geht aus den Daten des Analyseunternehmens Kpler hervor, die der Berliner Zeitung vorliegen. Der Supertanker „Ligera“ bereitet sich demnach auf die Entladung des russischen Rohöls der Sorte Urals in Venezuela vor.

Das Schiff liegt nach Kpler-Angaben in der Nähe des örtlichen Jose-Terminals. „Ligera“ soll russisches Öl durch die sogenannte STS-Umladung (Schiff-zu-Schiff) von den Tankern „Nautilus“ und „Julia A“ bekommen haben, die mit Urals-Fracht die Häfen Noworossijsk und Ust-Luga verließen. Die Ladungen gehörten den russischen Ölexporteuren Rosneft bzw. Surgutneftegaz. Im Februar belieferte Russland bereits Venezuela mit 260.000 Barrel Dieselkraftstoff, der von Sibur-RT (früher Taif) hergestellt wurde.

Der Ölsektor Venezuelas steht seit 2019 durch die Sanktionen der USA unter Druck und musste seitdem stark die Exporte reduzieren. Aufgrund der Wirtschaftskrise und fehlender Neuinvestitionen in der Branche reduzierte das Land zudem von Jahr zu Jahr die Ölproduktion. Im Oktober 2023 lockerten die USA die Sanktionen gegen den venezolanischen Ölsektor erst einmal für sechs Monate. Die Entscheidung der USA zur Lockerung der Sanktionen erfolgte zu einem Zeitpunkt, als der Ölpreis im September 2023 die 100-Dollar-Marke pro Barrel überstieg, da Russland und Saudi-Arabien ihre Exporte freiwillig reduzierten.

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Die Lieferung von russischem Öl und Erdölprodukten nach Venezuela ist eher ungewöhnlich. Venezuela verwendet für die Verarbeitung hauptsächlich eigenes Schweröl und mischt es mit Rohbenzin oder Gaskondensat, um Rohstoffe entsprechender Qualität zu erhalten. Im Zeitraum 2022/2023 griff das Land auch auf den Kauf von Öl aus dem Iran zurück. Die Liefervolumina waren jedoch gering.

Venezuela wird im nächsten Monat im Fokus der Ölmärkte stehen, da die Biden-Regierung vor der schwierigen Entscheidung steht, ob sie ihre sechsmonatige Lockerung der Sanktionen verlängern soll. Gleichzeitig versucht die größte Erdölgesellschaft Lateinamerikas und Venezuelas größter Exporteur, PDVSA, das Beste aus seinen eigenen Ölexporten herauszuholen, weshalb die Exporte im Februar auf ein Vierjahreshoch stiegen. Russisches Urals-Rohöl spiele in diesem Sinne die Rolle eines Ersatzes für venezolanisches Öl auf dem inländischen Markt, so ein Kpler-Analyst.

Urals sei einfacher zu verarbeiten als jede andere Sorte des venezolanischen Öls, und die PDVSA könne sie für erziele Einnahmen aus den Exporten kaufen, heißt es. Ähnlich verhalte es sich mit der Lieferung von russischem Dieselkraftstoff, der für den Inlandsmarkt bestimmt sei. Die PDVSA nutzt die Lockerung der Sanktionen aus, exportiert so viel eigenes Öl wie möglich und ersetzt es durch Ölprodukte aus „befreundeten Ländern“ wie jetzt Russland.

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QOSHE - Nach Indiens Klatsche: Russisches Öl findet einen neuen Abnehmer - Liudmila Kotlyarova
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Nach Indiens Klatsche: Russisches Öl findet einen neuen Abnehmer

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13.03.2024

Indien zeigt sich zunehmend unzufrieden damit, dass russische Öllieferanten die einst fetten Rabatte auf ein Minimum reduziert haben. Die Folge: Die Importe des Landes von russischem Rohöl sind zuletzt im Januar dieses Jahres auf ein Jahrestief gefallen. Der indische Ölminister Hardeep Singh Puri erklärt das mit der Notwendigkeit, „Energie zum günstigsten Preis zu liefern“.

Nun wird bekannt: Russland beginnt mit Öllieferungen nach Venezuela. Es gehe um die Lieferung von erst einmal 1,8 Millionen Barrel von russischem Urals-Standardöl, geht aus den Daten des Analyseunternehmens Kpler hervor, die der Berliner Zeitung vorliegen. Der Supertanker „Ligera“ bereitet sich demnach auf die Entladung des russischen Rohöls der Sorte Urals in Venezuela vor.

Das Schiff liegt nach Kpler-Angaben in der Nähe des örtlichen Jose-Terminals. „Ligera“ soll russisches Öl durch die........

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