Danny J. sei der allerglücklichste und allerstolzeste Vater gewesen – bei seiner Tochter. Das sagt Verena R. an diesem Donnerstag im Prozess um den gewaltsamen Tod des kleinen Emil am Landgericht Berlin. Danny J., 38 Jahre alt und von Beruf Scrum-Master bei einem Softwareentwicklungsdienst, ist Angeklagter in diesem Verfahren. Er soll seinen drei Monate alten Sohn ertränkt haben. Emils Mutter, Nora L.*, ist in diesem Prozess Nebenklägerin.

Die Zeugin Verena R. ist eine Freundin von Nora L. und Danny J. Die 42-jährige Job-Coacherin erzählt von Telefonaten. Darin habe Danny erzählt, dass er seine schwangere Partnerin aufgefordert habe, abzutreiben. „Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht verlangen kann“, so die Zeugin. Er habe sich schließlich vor der Schwangerschaft darauf eingelassen.

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Ihm gehe es aber nicht gut, habe der Angeklagte erwidert. Daraufhin empfahl ihm Verena R., mit einem Therapeuten zu sprechen. „Und“, fragt der Vorsitzende Richter, „hat er sich Hilfe geholt?“ Die Zeugin nickt, Danny sei beim Psychotherapeuten gewesen.

Der Experte habe allerdings gesagt, die Angst, noch einmal Vater zu werden, sei kein Therapiethema. Das sei ein Fall für die Familienberatung. Später habe Danny ihr geschrieben, dass er Noras Entscheidung, das Kind zu bekommen, akzeptiert habe.

Danny J. muss sich wegen Mordes verantworten. Er soll seinen drei Monate alten Sohn aus niedrigen Beweggründen getötet haben. Am Nachmittag des 11. August vorigen Jahres war er mit dem Baby allein in der Wohnung in der Wiecker Straße in Berlin-Lichtenberg.

Seine fünfjährige Tochter war bei der Oma, Nora L. kurz beim Junggesellinnenabschiedsessen ihrer Schwester. In der Wohnung soll der Angeklagte eine Babybadewanne mit heißem Wasser gefüllt und den bekleideten Säugling hineingelegt haben, um ihn zu ertränken.

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In einem anderen Zimmer soll Danny J. so lange gewartet haben, bis die Planschgeräusche verstummt seien. Er habe das Kind getötet, weil es seine Lebensgestaltung gestört habe, so die Anklage. Danny J. hat die Tat gestanden, erzählt, dass er seine Freundin gebeten hatte, abzutreiben, er hat von Überforderung geredet und von seiner Angst, die Liebe zu seiner Tochter teilen zu müssen.

Verena R. erzählt, dass Danny schon traurig und verzweifelt gewirkt habe. Aber diese Tat könne sie bis heute nicht in das Bild integrieren, das sie von Danny habe.

Auch Philipp L., ein Freund von Danny J., erzählt, dass der Angeklagte ein sehr freundliches Wesen besitze, sehr viel wisse, nachdenklich sei. „Er hat vieles auch mehrfach überdacht, weil er es gut machen wollte“, sagt der 42-jährige Projektleiter, der den Angeklagten seit dem Studium kennt. Seinen Freund habe er als liebevollen Vater der Tochter kennengelernt. Danny habe, als Nora schwanger geworden sei, über Abtreibung geredet, sagt auch dieser Zeuge und fügt hinzu, dass Nora so etwas niemals getan hätte.

Später habe sich Danny Gedanken gemacht, ob er es mit noch einem Kind schaffen werde. „Kann ich das zweite Kind genauso sehr lieben wie das erste?“, habe Danny gefragt. Philipp L. sagt, dass er selbst Vater von zwei Kindern, drei und sechs Jahre alt, sei. Es werde nicht leicht, habe er dem Freund geantwortet. Aber es werde schon gehen. Er habe die Probleme nie als Welle empfunden, die auf seinen Freund zurollen würde.

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„Ich habe nicht verstanden, wo seine Angst und seine Panik herkommen“, sagt Philipp L. Er denke, dass Danny zu viel darüber nachgedacht habe, wie es sein könne mit einem zweiten Kind. Sein Freund habe alles Mögliche über das Elternsein gelesen, sich Podcasts über Erziehung angehört. Andere Zeugen hatten Danny J. als Perfektionisten bezeichnet.

Philipp L. erzählt auch, dass er seinen Freund niemals aggressiv oder gereizt gesehen habe. „Haben Sie die Tat kommen sehen?“, fragt der Vorsitzende Richter den Zeugen. „Nein, gar nicht, überhaupt nicht“, antwortet Philipp L. „Es ist einfach unfassbar.“

Der Prozess wird fortgesetzt.

*Name geändert.

QOSHE - Ertränktes Baby in Berlin: Zeugen nennen Angeklagten einen liebevollen Vater - Katrin Bischoff
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Ertränktes Baby in Berlin: Zeugen nennen Angeklagten einen liebevollen Vater

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08.02.2024

Danny J. sei der allerglücklichste und allerstolzeste Vater gewesen – bei seiner Tochter. Das sagt Verena R. an diesem Donnerstag im Prozess um den gewaltsamen Tod des kleinen Emil am Landgericht Berlin. Danny J., 38 Jahre alt und von Beruf Scrum-Master bei einem Softwareentwicklungsdienst, ist Angeklagter in diesem Verfahren. Er soll seinen drei Monate alten Sohn ertränkt haben. Emils Mutter, Nora L.*, ist in diesem Prozess Nebenklägerin.

Die Zeugin Verena R. ist eine Freundin von Nora L. und Danny J. Die 42-jährige Job-Coacherin erzählt von Telefonaten. Darin habe Danny erzählt, dass er seine schwangere Partnerin aufgefordert habe, abzutreiben. „Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht verlangen kann“, so die Zeugin. Er habe sich schließlich vor der Schwangerschaft darauf eingelassen.

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Ihm gehe es aber nicht gut, habe der Angeklagte........

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