Sie nennt sich Dafne, ganz ähnlich heißt in der antiken Sage die Nymphe Daphne, Tochter eines Flussgottes, die sich zum Schutz vor ihren Bedrängern in einen Lorbeerbaum verwandelt. Die mythische Gestalt inspirierte Künstler seit Jahrhunderten, von Tintoretto über Bernini zu Richard Strauss und bis zum ostdeutschen Bildhauer Wieland Förster, dessen fragmentarische Bronze-Daphne im Regierungsviertel steht.

Dafne B ist das Pseudonym einer Berliner Künstlerin und Friedensaktivistin. Und sie hat vor Tagen ganz spontan und ohne die Museumsinstanz zu fragen oder zu informieren (was daher ganz und gar nicht amüsierte und für entnervten Unmut sorgte), ihre silbrig glänzende, eine Tonne schwere Edelstahl-Skulptur in Form einer Panzersperre per Tieflader neben die Neue Nationalgalerie setzen lassen, auf den breiten Bürgersteig direkt vorm Aufgang zur großen Terrasse, auf der Plastiken berühmter Moderne-Künstler stehen. Eine komplett selbst finanzierte Guerilla-Kunstaktion, mit Friedensbotschaft, zudem unmittelbar vor dem Weltfrauentag, unangemeldet, frech, demonstrativ, ja, anarchistisch.

Die Leitung der Neuen Nationalgalerie hat die Künstlerin erst gebeten, dann strikt aufgefordert, die Skulptur vom Museumsgelände zu entfernen. Mit Ultimatum, ansonsten würde sie beseitigt, gar zerstört. Es gibt freilich sachliche Argumente, von der unangemeldeten, ungenehmigten Inanspruchnahme des Raumes am Museum bis zu Sicherheits- und Versicherungsproblemen.

Dafne B aber ist der Meinung, solch ein Antikriegszeichen solle in diesen kriegerischen Zeiten, in einer gesellschaftlich zerrissenen Atmosphäre von Hass, Anschuldigungen, Drohungen und gestörtem vernünftigen gesellschaftlichen Dialog unbedingt auch auf der Terrasse der Neuen Nationalgalerie stehen. Wir zitieren ihr Statement dazu: „Ich setze ein Zeichen für Frieden. Kunst steht für Frieden! Ich stehe für Frieden und sende meine Botschaft von dem Zentrum der Kunst Deutschlands, von der Neuen Nationalgalerie Berlin. Das ist der Ort für zeitgenössische Kunst und ich bin Zeitgenossin und Künstlerin und sehe die Notwendigkeit HIER UND JETZT, ein Zeichen zu setzen. Ich fordere die Leitung der Neuen Nationalgalerie heraus, meine, diese Botschaft in die Welt zu tragen. STELLT DIESE BOTSCHAFT AUF DAS PODEST. Der Friedensgedanke ist in mir verankert. Ich bin mit dem Lied ‚Kleine weiße Friedenstaube‘ aufgewachsen, so banal es klingen mag, ist es immer existenziell für mich. Als Aktionskünstlerin trage ich meine Auseinandersetzung mit den künstlerischen Gedanken in mir vom ersten Impuls bis zur pragmatischen Umsetzung, die ich in ihrem Lauf mit allem Risiko trage.“

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QOSHE - Kunst-Guerilla: Eine Panzersperre neben der Neuen Nationalgalerie - Ingeborg Ruthe
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Kunst-Guerilla: Eine Panzersperre neben der Neuen Nationalgalerie

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07.03.2024

Sie nennt sich Dafne, ganz ähnlich heißt in der antiken Sage die Nymphe Daphne, Tochter eines Flussgottes, die sich zum Schutz vor ihren Bedrängern in einen Lorbeerbaum verwandelt. Die mythische Gestalt inspirierte Künstler seit Jahrhunderten, von Tintoretto über Bernini zu Richard Strauss und bis zum ostdeutschen Bildhauer Wieland Förster, dessen fragmentarische Bronze-Daphne im Regierungsviertel steht.

Dafne B ist das Pseudonym einer Berliner Künstlerin und Friedensaktivistin. Und sie hat vor Tagen ganz spontan und ohne die Museumsinstanz zu fragen oder zu informieren (was daher ganz und gar nicht amüsierte und für entnervten Unmut sorgte), ihre silbrig glänzende,........

© Berliner Zeitung


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