Hans Vent hat noch geklärt, was andere gealterte Künstler oft vor sich herschieben: den Nachlass zu regeln. Der Maler aus Pankow verfügte vor seinem Tod im Jahr 2018, dass ein Großteil des Werkes auf die Cajewitz-Stiftung übertragen werde, um es der Öffentlichkeit zum Zweck generationsübergreifender Kommunikation zugänglich zu machen. Und so gibt es seit 2019 die Hans-Vent-Stiftung unter dem Dach der Cajewitz-Stiftung.

Dabei hätte er die Party so gerne erlebt: Am 13. Februar wäre Hans Vent, gebürtiger Weimarer, 90 geworden. Der Nachlass des langjährigen AdK-Mitglieds gilt als besonderer Beitrag zur deutschen Malerei. Wie besonders, das belegt eine Ausstellungsreihe der Galerie Amalienpark mit Vents Nachlass, die der Kunsthistoriker Claude Keisch mit großer Kennerschaft kuratiert.

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In den Galerieräumen begegnen wir dem Künstler aus einer Generation, die von Jugend an skeptisch war und vorsichtig gegenüber jeder Phrase, alt oder neu. Und so blieb für den markanten Vertreter der Berliner Schule, die sich im Osten der Frontstadt 40 Jahre lang ideologischer Bevormundung mit stillem Trotz entzog, auch in der Zeit nach 1990 nur schön, „was wahr ist“.

Bedachtsam, mit subtiler Malkultur umkreiste Vent seine Themen: Akte, Figuren im Stadtraum, Charakterköpfe. Wie schon Paul Cézanne ging es ihm um die Eigenwertigkeit der Farbe, die zu charakteristischen Motiven führt. Vent wollte Zustände darstellen, nicht Ähnlichkeiten. In einem langsamen Malprozess reduzierte er weibliche und männliche Körper und Köpfe auf Grundhaltungen, karg, doch sinnlich.

Den fast an Gesteinsformationen erinnernden, rätselhaften Figurengefügen, oft im Wechsel von silhouettenhaftem Profil und Frontalansicht, gab er Plastizität. Oft arbeitete der Maler in der Keramikwerkstatt seiner Lebensgefährtin Christina Renker. Er zeichnete, malte, ritzte auf ihre Gefäße Akt-Aphorismen. Dann formte er eigene plastische Figuren. Die Gliedmaßen kühn auseinandergezogen, verformt, um einen Kern leeren Raumes geschlungen. All das kam von Seherlebnissen, Seherfahrungen. Von der Improvisierlust.

So fand Vent seine Behauptung von Figuren im Raum. Er verspannte die Gestaltzeichen in diagonalen, horizontalen und vertikalen Kräfteverhältnissen, die existenzielle Grunderfahrungen des Daseins ausdrücken. Seine fragmentarischen Figuren, gemalt, gezeichnet oder in Ton geformt, bestimmen ihren eigenen Raum, losgelöst vom Abbildhaften, aber Ausdruck für Existenzkampf, Geschlechterkampf – ein Amalgam aus geistvollem Humor und Melancholie.

Hans Vent: Im Raum der Figur. Galerie Amalienpark, Breite Straße 23, Pankow, Di–Fr 14–19, Sa 12–17 Uhr. Bis 17. Februar

QOSHE - Hans Vent aus Pankow, Maler der Berliner Schule: Figuren, die sich im Raum behaupten - Ingeborg Ruthe
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Hans Vent aus Pankow, Maler der Berliner Schule: Figuren, die sich im Raum behaupten

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24.01.2024

Hans Vent hat noch geklärt, was andere gealterte Künstler oft vor sich herschieben: den Nachlass zu regeln. Der Maler aus Pankow verfügte vor seinem Tod im Jahr 2018, dass ein Großteil des Werkes auf die Cajewitz-Stiftung übertragen werde, um es der Öffentlichkeit zum Zweck generationsübergreifender Kommunikation zugänglich zu machen. Und so gibt es seit 2019 die Hans-Vent-Stiftung unter dem Dach der Cajewitz-Stiftung.

Dabei hätte er die Party so gerne erlebt: Am 13. Februar wäre Hans Vent, gebürtiger Weimarer, 90 geworden. Der Nachlass des langjährigen AdK-Mitglieds gilt als besonderer Beitrag zur deutschen Malerei. Wie besonders, das belegt eine Ausstellungsreihe der Galerie Amalienpark mit Vents Nachlass, die........

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