Es ist so weit, jetzt ist sie wirklich da, die Weihnachtszeit. Das Wetter hat uns mancherorts sogar schon Schnee beschert, Mariah Carey, Wham! und Chris Rea laufen im Radio schon rauf und runter, und die ersten Türchen des Adventskalenders sind schon geöffnet. Kommende Woche werden zum Nikolaus tausende Stiefelchen mit Süßigkeiten, Nüssen und Plätzchen gefüllt, man sitzt viel zusammen und verdrückt allerlei süßes Weihnachtsgebäck.

Was die einen wunderbar finden, ist für einige Menschen jedoch ein Graus. Gemeint ist damit nicht der stressige Blues der Weihnachtszeit, sondern der ganze Zucker, den man jetzt überall quasi notgedrungen in den Einkaufswagen gelegt bekommt. Ob pappsüßer Glühwein und heißer Kakao, kandierte Äpfel, gebrannte Mandeln und Waffeln auf dem Weihnachtsmarkt oder Stollen, Lebkuchen und Plätzchen daheim, überall lauert die süße Verführung. Das hat man wirklich schnell über – es soll sogar Menschen geben, denen der süße Zahn schon früh gezogen wurde. Was also tun?

Gerade zuletzt berichteten einige Freunde von einer Reise durch das ländliche England, und natürlich waren sie, wie soll es auch anders sein, besonders angetan vom britischen Stil. Während langer Wanderungen entlang der Küste und durch herbstliche Wälder tauchte immer wieder ein alter Landrover auf, welcher aus dem Laderaum Portwein und Whiskey sowie Cracker mit Käse, Pastete und Chutney offerierte. Das hat Stil, finden wir!

30.11.2023

gestern

30.11.2023

Und Cracker passen doch auch gut in die Weihnachtszeit; man könnte fast behaupten, sie sind enge Verwandte der Plätzchen. Und auch das Angebot sollte es spielerisch mit dem Weihnachtsgebäck aufnehmen. Bleiben Sie beim nächsten Supermarktbesuch mal bei den Crackern stehen, Sie werden erstaunt sein, was es da alles gibt.

Weihnachtsbäckerei: In allen drei Nussecken soll Liebe drin stecken

25.11.2023

Restaurant der Woche: Aerde im Test – noch ein Schlückchen Brackwasser gefällig?

10.11.2023

Und bei Crackern kann man weit zurück in die Geschichte schauen, denn es gibt sie schon ewig, sozusagen. Vor allem Seefahrer und das Militär nutzten die günstigen und lange haltbaren Backwaren, und das sogar schon in der Antike. In der jüngeren Geschichte entwickelten sich allerlei Formen und Varianten, lange galt jedoch: rund für Seefahrer und eckig fürs Militär. Warum das so ist? Das wüssten ich auch nur zu gern, vielleicht ist unter den Lesern jemand, der es mir sagen kann.

Speck, Corned Beef und Hardtack, so der Spitzname der Militärs für die Cracker, waren lange die Standardration bei Armee und Marine. Auch heute finden sich noch sogenannte „Panzerplatten“ in den EPAs, das sind Einmannverpflegungspackungen, der Bundeswehr. In Florida kann man sogar einen solchen Cracker aus dem Bürgerkrieg (1861–1865) bestaunen, der älteste befindet sich jedoch im Maritimen Museum in Kronburg (Dänemark) und ist von 1852. Was man in Museen nicht so alles bestaunen darf! Aus dem zweckgebundenen Militärgebäck hat sich über die Jahrzehnte jedoch eine ganze Industrie entwickelt, und diese lebt heute eindeutig mehr vom Konsum der Zivilbevölkerung als des Militärs.

Marken gibt es fast so viel wie Varianten, denken Sie doch nur mal an die amerikanischen Ritz Cracker, die sind ja schon legendär. Bei meinen Großeltern gab es die oft mit Bresso-Kräuterfrischkäse, dazu Sekt, das muss damals sehr chic gewesen sein. Dann Tuc Cracker, ebenfalls aus den USA, Italien schenkt uns die berühmten Pavesi Cracker mit vielerlei mediterranen Geschmacksrichtungen und natürlich Taralli, die schwedische Firma Wasa bietet neben Knäckebrot allerlei an, Marmite Cracker aus Australien und eben ziemlich viel aus England. Die Supermärkte und Gourmetgeschäfte sind voll, greifen Sie mal zu! Es lohnt sich, und es ist mal eine Abwechslung zum typischen Süßkram.

Neben Bresso dürfen Sie natürlich auch allerlei Käse, Aufschnitt und Pasteten, Cremes und Chutney verwenden, da wird sich für jeden etwas finden, ganz egal ob Fleischfresser oder Veganer. Meine Favoriten sind Taralli mit Fenchelsaat, Gruyère und Quittengelee, sowie Roggencracker mit Schmand, Schnittlauch und Lachskaviar.

Zutaten (für ca. 3–4 Backbleche): 5–6 EL Saaten wie Mohn, Sesam, Leinsamen, Sonnenblumen- oder Kürbiskerne etc., 100 g Roggenmehl, 100 g Weizenmehl (Typ 550), 2 EL Rapsöl, 1 EL Honig, 200 ml Wasser, ½ TL feines Salz

Zubereitung: Wenn Sie größere Körner wie Sonnenblumen- oder Kürbiskerne benutzen, hacken Sie diese noch mal fein durch, so ist der Teig später besser auszurollen. Ansonsten ist alles ganz einfach: Mehl, Wasser, Salz, Honig und Öl vermengen und zu einem Teig verkneten. Nach fünf Minuten die Saaten dazugeben und gute fünf Minuten weiterkneten.

Den Teig dann 30 Minuten ruhen lassen. Wer eine Nudelmaschine hat, kann den Teig nun damit ausrollen, circa drei Millimeter dick. Ansonsten müssen Sie alles mit einem Nudelholz machen, aber auch das geht. Die Teigbahnen anschließend mit Backpapier auf ein Backblech geben und im vorgeheizten Ofen bei 150 Grad Umluft für 20 bis 25 Minuten backen. Zum Schluss in crackergroße Stücke brechen. Einfach, nicht wahr?

Felix Hanika war Investmentbanker, dann absolvierte er im Hotel Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre lang kochte er in einigen der besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung veröffentlicht er regelmäßig seine Lieblingsrezepte.

QOSHE - Rezept der Woche: Lasst es krachen mit Crackern! - Felix Hanika
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Rezept der Woche: Lasst es krachen mit Crackern!

5 0
02.12.2023

Es ist so weit, jetzt ist sie wirklich da, die Weihnachtszeit. Das Wetter hat uns mancherorts sogar schon Schnee beschert, Mariah Carey, Wham! und Chris Rea laufen im Radio schon rauf und runter, und die ersten Türchen des Adventskalenders sind schon geöffnet. Kommende Woche werden zum Nikolaus tausende Stiefelchen mit Süßigkeiten, Nüssen und Plätzchen gefüllt, man sitzt viel zusammen und verdrückt allerlei süßes Weihnachtsgebäck.

Was die einen wunderbar finden, ist für einige Menschen jedoch ein Graus. Gemeint ist damit nicht der stressige Blues der Weihnachtszeit, sondern der ganze Zucker, den man jetzt überall quasi notgedrungen in den Einkaufswagen gelegt bekommt. Ob pappsüßer Glühwein und heißer Kakao, kandierte Äpfel, gebrannte Mandeln und Waffeln auf dem Weihnachtsmarkt oder Stollen, Lebkuchen und Plätzchen daheim, überall lauert die süße Verführung. Das hat man wirklich schnell über – es soll sogar Menschen geben, denen der süße Zahn schon früh gezogen wurde. Was also tun?

Gerade zuletzt berichteten einige Freunde von einer Reise durch das ländliche England, und natürlich waren sie, wie soll es auch anders sein, besonders angetan vom britischen Stil. Während langer Wanderungen entlang der Küste und durch herbstliche Wälder tauchte immer wieder ein alter Landrover auf, welcher aus dem Laderaum Portwein und........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play