Kennen Sie den Dreikönigskuchen? Wahrscheinlich sind Ihnen Zimtschnecken und Kardamomballen geläufiger, einigen wird Panettone noch was sagen, den gibt es ja immer zu Weihnachten.

Doch auch über den Neujahrstag hinaus gibt es in so manchen Regionen der Welt noch etwas zu feiern – und wie sollte es anders sein, gibt es auch für diesen Anlass das entsprechende Festtagsgebäck. Nach Weihnachten folgt das Neujahrsfest, und damit enden für Ottonormalbürger die Feiertage und meistens auch das große Fressen.

Tatsächlich ist das relativ neu, denn ursprünglich feierte man auch hierzulande bis zum 6. Januar, den Tag der heiligen drei Könige beziehungsweise Epiphanias. Nach der Geburt des Christkindes am 24. Dezember kamen am 6. Januar schließlich die drei Könige, beziehungsweise die Weisen aus dem Morgenland, und brachten dem Neugeborenen Geschenke. Daher gibt es auch in vielen Ländern erst am 6. Januar Geschenke.

In Berlin und Brandenburg wird dieses Fest nicht gefeiert, und da wir nicht gerade feiertagsverwöhnt sind, haben wir auch jedes Recht dazu, noch nach dem 6. Januar einen Königskuchen zu backen.

Diese Gebäck variiert von Land zu Land und Region zu Region. Laut den „Leitsätzen der feinen Backwaren“ der Bäcker- und Konditorenverordnung sowie dem Bundesministerium für Ernährung besteht er in Deutschland aus einer Sandmasse und kandierten Früchten. So so, schön, dass auch das in Deutschland geregelt ist. In Osteuropa und in vielen Ländern des europäischen Südens handelt es sich um ein Hefegebäck mit kunterbunten kandierten Früchten, so bunt, dass Pippi Langstrumpf sicherlich ihre Freunde daran gehabt hätte. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den farbenfrohesten Kuchen leisten sich Spanien und Portugal, aber sogar in Louisiana (USA) gibt es den Kuchen, dort jedoch in den klassischen Mardi-Gras-Farben.

gestern

11.01.2024

11.01.2024

•gestern

gestern

Wie so oft bei Festtagsspeisen hat alles einen gemeinsamen Ursprung, vor allem ging es mal darum, alles farbenfroh und prächtig zu gestalten, aber auch tief ins Portemonnaie zu greifen, um das entsprechende Ereignis zu würdigen. Der Kuchen, dem ich heute meine Aufmerksamkeit widme, geht da fast unter, denn er besteht eigentlich nur aus Frangipane, das ist eine Mandelmasse, sowie Blätterteig und etwas Eigelb. Er ist typisch für den Norden Frankreichs, Belgien und Luxemburg, hat dort aber Kultstatus.

Die örtlichen Patissiers und Köche fluten die digitalen Netzwerke mit ihren Kreationen, und gleich mehrere Food-Influencer-Netzwerke haben dieses Jahr den besten „Galette des Rois“, so die französische Bezeichnung, in Paris gesucht. Für mein Rezept habe ich ihn natürlich etwas verfeinert, und zwar mit Pistazien.

Direktor der Grünen Woche: „Die deutschen Bauern sind in Europa am meisten belastet“

08.01.2024

Rezept der Woche: Leicht, saisonal und gesund – der Salat für den Winter

04.11.2023

Aber bevor wir dazu kommen, noch eine amüsante Kleinigkeit, die alle Kuchen verbindet: Diese Gemeinsamkeit ist uralt, denn bereits 1561 erwähnt der deutsche Humanist Johannes Böhm den Brauch, eine Münze oder Bohne in den Dreikönigskuchen einzubacken. Wer das Stück mit der Münze oder Bohne bekommt, der ist für den Rest des Tages der König und muss unbedingt als solcher behandelt werden. Über die Jahrhunderte blieb dieser Brauch erhalten. Ich finde, das ist weiter erhaltenswert und auch ganz amüsant, also empfehle ich Ihnen, Gleiches zu tun. Aber nun endlich zu meinem Rezept:

Zutaten: 2-mal Blätterteig, rund, 150 g Mandelgrieß, 150 g Pistaziengrieß (im Zweifel selber in der Küchenmaschine machen), 150 g Zucker, 150 g Butter, 2 EL Haushaltsmehl, 4 Eier, 1 Eigelb, Abrieb von einer Orange

Zubereitung: Zuerst schlagen wir 4 Eier mit etwa der Hälfte des Zuckers schaumig. Anschließend den restlichen Zucker mit der zimmerwarmen Butter aufschlagen, bis alles ganz weiß ist. Dann die beiden Massen gründlich vermengen und anschließend die restlichen Zutaten darunterheben. Nun die Frangipanemasse am besten in einen Spritzbeutel geben und circa 30 bis 45 Minuten kaltstellen.

Jetzt nehmen wir die erste Schicht Blätterteig, rollen sie auf dem Backpapier aus und spritzen dann kreisförmig die Masse auf, circa daumendick. Zum Rand hin lassen wir circa 1,5 Zentimeter Platz. Anschließend legen wir die zweite Schicht Blätterteig auf und drücken die Schichten am Rand zusammen, zum Beispiel mit einer Gabel. Nun alles mit dem Eigelb ordentlich einpinseln, wenn nötig noch einen Spritzer Milch zur Hilfe nehmen.

Mit einem Messer ritzen wir dann eine sternförmige Form in die obere Schicht mit dem Ei. Das ist nicht nur eine schöne Verzierung, sondern soll an den Stern von Bethlehem erinnern, der Caspar, Melchior und Balthasar den Weg zum Christkind wies.

Ist doch irgendwie auch schön. Und wenn Ihnen das nicht zusagt, dann machen Sie halt was anderes, ist auch in Ordnung. Vor allem in Berlin, da macht ja eh jeder, was er will.

Felix Hanika war zunächst Investmentbanker, dann absolvierte er im Hotel & Restaurant Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre lang kochte er in den besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung veröffentlicht er regelmäßig seine Lieblingsrezepte.

QOSHE - Rezept der Woche: Ein Königreich für einen Kuchen - Felix Hanika
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Rezept der Woche: Ein Königreich für einen Kuchen

7 1
13.01.2024

Kennen Sie den Dreikönigskuchen? Wahrscheinlich sind Ihnen Zimtschnecken und Kardamomballen geläufiger, einigen wird Panettone noch was sagen, den gibt es ja immer zu Weihnachten.

Doch auch über den Neujahrstag hinaus gibt es in so manchen Regionen der Welt noch etwas zu feiern – und wie sollte es anders sein, gibt es auch für diesen Anlass das entsprechende Festtagsgebäck. Nach Weihnachten folgt das Neujahrsfest, und damit enden für Ottonormalbürger die Feiertage und meistens auch das große Fressen.

Tatsächlich ist das relativ neu, denn ursprünglich feierte man auch hierzulande bis zum 6. Januar, den Tag der heiligen drei Könige beziehungsweise Epiphanias. Nach der Geburt des Christkindes am 24. Dezember kamen am 6. Januar schließlich die drei Könige, beziehungsweise die Weisen aus dem Morgenland, und brachten dem Neugeborenen Geschenke. Daher gibt es auch in vielen Ländern erst am 6. Januar Geschenke.

In Berlin und Brandenburg wird dieses Fest nicht gefeiert, und da wir nicht gerade feiertagsverwöhnt sind, haben wir auch jedes Recht dazu, noch nach dem 6. Januar einen Königskuchen zu backen.

Diese Gebäck variiert von Land zu Land und Region zu Region. Laut den „Leitsätzen der feinen Backwaren“ der Bäcker- und Konditorenverordnung sowie dem Bundesministerium für Ernährung besteht er........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play