Ein Genuss ist das Wetter aktuell ja noch nicht, ein wenig müssen wir uns wohl noch gedulden, bis der Frühling Einzug hält. Es ist immer Balsam für die Seele, wenn der erste grüne Flaum die Bäume bedeckt, man das Zwitschern der Vögel wieder wahrnimmt, die ersten Blumen sprießen und die Luft so unheimlich frisch und gefiltert ist. Aber es dauert eben noch ein wenig.

Die Wartezeit können Sie aber ganz einfach mit einem wunderbaren Gericht der süditalienischen Küche überbrücken. Wenn das Wetter also kein Genuss ist, warum sollte man sich dann nicht anderen Genüssen hingeben, beispielsweise den lukullischen?

Das Gericht, um das es heute geht, ist einfach toll, denn es verbindet quasi den Winter mit dem Frühling, und damit meine ich nicht unbedingt seine Zutaten. Nein, vielmehr wie es so daherkommt, denn es ist schön heiß und wohltuend wie eine Lasagne, dabei aber leicht und mediterran. Es besteht im Wesentlichen aus Aubergine, Tomate und etwas Käse, vor allem Parmesan und Mozzarella.

Wissen Sie schon, was es ist? Hört man den Namen, dann könnte man meinen, es komme aus dem Norden Italiens, um genauer zu sein aus der Stadt Parma. Dabei ist es ein traditionelles Gericht der südlichen Provinzen Kampanien, Apulien, Kalabrien und der Insel Sizilien. Jetzt sollten Sie das Rätsel gelöst haben, es handelt sich um die Parmigiana, eine wirklich himmlische vegetarische Mahlzeit.

Betrachtet man die Geschichte der Zutaten, erfährt man schnell, dass es sich eher um ein „junges“ Gericht handelt, denn Auberginen wurden zwar bereits im frühen Mittelalter durch arabische Händler aus Asien eingeführt, Tomaten aber erst im 16. Jahrhundert durch die Entdeckung Amerikas. Belegt sind Letztere als Lebensmittel sogar erst seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Italien, denn die Menschen standen Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln, Auberginen oder eben Tomaten lange skeptisch gegenüber. Käse gibt es natürlich deutlich länger, Mozzarella und Parmesan wahrscheinlich schon seit dem 12. Jahrhundert, gesichert aber seit 1570 respektive 1349.

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28.02.2024

29.02.2024

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29.02.2024

Das Rezept der „Melanzane alla parmigiana“, so der volle Name, wird in seiner heutigen Form das erste Mal in dem Kochbuch „Cucina Teorico-pratica“ von Ippolito Cavalcanti von 1839 erwähnt, also vor nicht einmal 200 Jahren. Es ist also ein Jungspund, deshalb aber keineswegs schlechter als andere Aufläufe.

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Das Wichtigste an dem Gericht ist eigentlich, dass man die Aubergine vor dem Backen entwässert, brät und anschließend ordentlich entfettet. Macht man sich diese Mühe, wird die Parmigiana „ottimo“, wie man in Italien sagt, was der Superlativ für die Beurteilung einer Speise ist. Wer jedoch faul ist, der hat dann eben diese wässrige und geschmacklose Aubergine, Sie kennen das ja, das ist grauselig und schmeckt allenfalls nach Jugendherbergsessen.

Nutzen Sie also bitte die mäßige Wetterlage und machen Sie zu Hause eine Parmigiana, ruhig eine große, denn gemeinsam mit Freunden genossen oder aufgewärmt schmeckt sie besonders gut. Hier ist das Rezept:

Zutaten: 2 Auberginen, 1 Dose Tomaten/Passata, 1 Zehe Knoblauch, 1 kleine Zwiebel, 1 Mozzarella, etwa 200 g geriebener Parmesan oder Pecorino, circa 12 Blätter Basilikum, Olivenöl, Salz und Pfeffer

Zubereitung: Zu Beginn schneiden wir die Aubergine der Länge nach in etwa drei Millimeter dicke Scheiben. Dann salzen wir diese kräftig und stellen alles es beiseite, ruhig 20 bis 30 Minuten. In der Zwischenzeit würfeln wir die Zwiebeln und den Knoblauch fein und schwitzen alles in Olivenöl an, bis es glasig ist. Dann kommen die Dosentomaten hinzu. Alles etwa eine Viertelstunde köcheln lassen und zur Seite stellen.

Das Basilikum waschen wir und zupfen die Blätter, wer mag, kann die Stiele ganz klein schneiden und mit in die Tomatensoße geben. Nun entfernen wir das Salz von den Auberginen, dafür benutzen wir Küchenpapier oder ein Küchentuch. Dann ab in die Pfanne damit, mit ordentlich Olivenöl, und von beiden Seiten schön goldbraun ausbacken.

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Sind die Scheiben fertig, kommen sie auf Küchenpapier, so entfernt man überschüssiges Fett, und die Parmigiana ist später nicht so ölig. In einer passenden Auflaufform bauen wir nun unsere Parmigiana zusammen. Eine Schicht Aubergine, 2 bis 3 EL Tomatensoße und 1 EL Parmesan im Wechsel. In der Mitte legen wir dann noch eine Handvoll Basilikumblätter dazwischen. Selbiges tun wir bei der letzten Schicht.

Obenauf kommt dann der Mozzarella und ebenfalls noch mal etwas Parmesan. Kleiner Tipp: Schneiden Sie den Mozzarella rechtzeitig und legen Sie ihn auf ein Tuch, so wässert er später beim Backen nicht so sehr.

Abschließend backen wir alles bei 210 Grad im Ofen, bei Ober- und Unterhitze, etwa 20 Minuten. Der Käse sollte leicht braun werden, also spielen Sie ruhig mit der Temperatur. Selber lasse ich alles abkühlen und serviere erst dann, denn allzu heiß ist es mir immer lästig. Viel Freude beim Nachkochen!

Felix Hanika war zunächst Investmentbanker, dann absolvierte er im Hotel & Restaurant Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre lang kochte er in den besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung veröffentlicht er regelmäßig seine Lieblingsrezepte.

QOSHE - Rezept der Woche: Die Parmigiana vermählt Winter und Frühjahr - Felix Hanika
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Rezept der Woche: Die Parmigiana vermählt Winter und Frühjahr

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02.03.2024

Ein Genuss ist das Wetter aktuell ja noch nicht, ein wenig müssen wir uns wohl noch gedulden, bis der Frühling Einzug hält. Es ist immer Balsam für die Seele, wenn der erste grüne Flaum die Bäume bedeckt, man das Zwitschern der Vögel wieder wahrnimmt, die ersten Blumen sprießen und die Luft so unheimlich frisch und gefiltert ist. Aber es dauert eben noch ein wenig.

Die Wartezeit können Sie aber ganz einfach mit einem wunderbaren Gericht der süditalienischen Küche überbrücken. Wenn das Wetter also kein Genuss ist, warum sollte man sich dann nicht anderen Genüssen hingeben, beispielsweise den lukullischen?

Das Gericht, um das es heute geht, ist einfach toll, denn es verbindet quasi den Winter mit dem Frühling, und damit meine ich nicht unbedingt seine Zutaten. Nein, vielmehr wie es so daherkommt, denn es ist schön heiß und wohltuend wie eine Lasagne, dabei aber leicht und mediterran. Es besteht im Wesentlichen aus Aubergine, Tomate und etwas Käse, vor allem Parmesan und Mozzarella.

Wissen Sie schon, was es ist? Hört man den Namen, dann könnte man meinen, es komme aus dem Norden Italiens, um genauer zu sein aus der Stadt Parma. Dabei ist es ein traditionelles Gericht der südlichen Provinzen Kampanien, Apulien, Kalabrien und der Insel Sizilien. Jetzt sollten Sie das Rätsel gelöst haben, es handelt sich um die Parmigiana, eine wirklich himmlische vegetarische Mahlzeit.

Betrachtet........

© Berliner Zeitung


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