Die Aubergine ist der heimliche Star unter den Gemüsen in Deutschland. Wahrscheinlich hat das mit der wachsenden internationalen Bevölkerung im Land zu tun, denn vor allem die Menschen aus Südeuropa und dem Nahen Osten hatten die subtropische Pflanze einst im Gepäck, als sie in die Bundesrepublik kamen. Wir können ihnen sehr dankbar dafür sein!

Schaut man in die Geschichte, wird man verwundert sein, denn in den Überlieferungen der alten Römer und Griechen taucht die Aubergine nicht auf. Erst seit dem 15. Jahrhundert kocht man dort mit dem Nachtschattengewächs. In Nordeuropa kannte man die Pflanze zu dieser Zeit quasi gar nicht. Etwas früher tauchte sie in Andalusien auf. Dort wurde die Pflanze zuerst von den Sarazenen kultiviert, die hatten sie aus Persien nach Europa gebracht. Doch handelte es sich wohl nicht um die länglich-ovalen Auberginen mit der dunkelvioletten Schale. Nein, es war deutlich diverser, denn das Gemüse ist wesentlich vielfältiger als das, was wir heute aus unseren Supermärkten kennen.

Dem einen oder anderen sind kleine und runde, dünne und längliche Varianten in unterschiedlichen Farben zwar schon begegnet, vor allem auf schönen Märkten im Ausland. Gelbe und süße Auberginen aber, wie man sie in Ghana oder Thailand isst, kennen die wenigsten.

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20.03.2024

gestern

•vor 20 Min.

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Der Ursprung der Aubergine liegt indes auf dem asiatischen Kontinent, genauer lässt es sich aktuell kaum sagen. In China gibt es Belege für die Verwendung von Auberginen in der Küche aus dem Jahr 609. Bis es die ersten Rezepte aus dem fernen Osten nach Europa schafften, dauerte es allerdings noch einige Zeit. In Deutschland waren zunächst die Rezepte aus dem Mittelmeerraum beliebt, allen voran die gegrillten Auberginen als Teil der klassischen Antipasti beim Italiener.

Mittlerweile sind aber auch kalte Gerichte wie Patlican Salatasi (türkischer Auberginensalat), Baingan Bharta (indischer Auberginensalat) und Baba Ghanoush aus der arabischen Küche hierzulande verbreitet und gehören quasi zum Alltag. Letzteres findet man sogar bereits in nahezu jedem besseren Supermarkt, schön verpackt, allerdings nur in Industriequalität. Warme Zubereitungsarten wie Imam bayildi, geschmorte und gefüllte Auberginen wie in der Türkei, Bulgarien oder Albanien, das griechische Moussaka, die italienischen Parmigiana oder Caponata bedürfen hier nicht einmal mehr einer Erklärung, so selbstverständlich sind sie schon.

Etwas exotischer sind geschmorte Auberginen mit Chili-Knoblauch-Soße oder Nasu Dengaku, glasierte Miso-Aubergine aus Japan. Auch Social Media hat einiges zu bieten, derzeit besonders beliebt sind Auberginen, die im Stück gebacken und anschließend wie Schnitzel paniert serviert werden. Dazu pochierte Eier, Frühlingslauch und natürlich das omnipräsente Chili Crunch. Das klingt doch gar nicht schlecht und zeigt, wie die sozialen Medien die Küche internationalisieren.

Die Liste der zehn größten Auberginenproduzenten weltweit führt übrigens China an, als europäische Länder sind Italien und Spanien vertreten. Die Spanier sind dabei allerdings die größten Exporteure weltweit. Und wo bleibt Deutschland? Unsere Produktion ist zu vernachlässigen, aber immerhin sind wir die größten Importeure mit sage und schreibe 57.495 Tonnen Auberginen jährlich, das ist gar nicht mal so schlecht.

Über die Jahrzehnte sind wir anscheinend auf den Geschmack gekommen und haben gelernt, mit dem Gemüse umzugehen. Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Die meisten Auberginen, die man heute kaufen kann, sind moderne Züchtungen und kaum noch bitter, es ist also nicht mehr notwendig, sie vorher zu salzen und zu entwässern. Die Sorten, die man bei uns findet, sollten jedoch anständig gegart werden; dafür nehmen Sie sich bitte entsprechend Zeit, dann schmecken Auberginen nämlich ganz besonders gut, versprochen! Eine wunderbare Zubereitung finden Sie im Anschluss; man isst sie so auf Sizilien, und der levantinische Einfluss ist noch ziemlich deutlich:

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Zutaten: 3 Auberginen, Olivenöl zum Braten, Salz, 2 Knoblauchzehen, fein gehackt, 10 Minzblätter, fein gehackt, 1 Spritzer Weißweinessig, 3–4 EL geröstete Semmelbrösel (am besten selbstgemacht und noch recht grob).

Zubereitung: Die Auberginen waschen und anschließend der Länge nach achteln, dann in der Mitte noch mal halbieren, sodass man circa vier bis fünf Zentimeter lange Stifte hat. Diese Stifte nun in reichlich Olivenöl in einer Pfanne braten beziehungsweise ausbacken; sie sollen rundum goldbraun sein, das dauert je nach Temperatur zwischen acht und zehn Minuten.

Nach etwa der Hälfte der Zeit die Minze dazugeben, so werden die Blätter kross, und ihr Geschmack verfliegt ein wenig. Dieses Mal ist das gewollt, denn sonst ist der Minzgeschmack zu präsent. Am Ende der Bratzeit den gehackten Knoblauch dazugeben und etwa zwei Minuten mitgaren. Bevor wir anrichten, geben wir die Auberginenstifte auf ein Küchenpapier, um sie von überschüssigem Fett zu befreien. Abschließend mit den krossen Semmelbröseln garnieren, salzen und noch warm genießen. Dazu passt übrigens ganz gut geröstetes Baguette, Aioli und ein kaltes Bier. Mahlzeit und Prost!

Felix Hanika war zunächst Investmentbanker, dann absolvierte er im Hotel & Restaurant Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre lang kochte er in den besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung veröffentlicht er regelmäßig seine Lieblingsrezepte.

QOSHE - Rezept der Woche: Die Aubergine – der beste Kumpel zu kaltem Bier - Felix Hanika
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Rezept der Woche: Die Aubergine – der beste Kumpel zu kaltem Bier

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23.03.2024

Die Aubergine ist der heimliche Star unter den Gemüsen in Deutschland. Wahrscheinlich hat das mit der wachsenden internationalen Bevölkerung im Land zu tun, denn vor allem die Menschen aus Südeuropa und dem Nahen Osten hatten die subtropische Pflanze einst im Gepäck, als sie in die Bundesrepublik kamen. Wir können ihnen sehr dankbar dafür sein!

Schaut man in die Geschichte, wird man verwundert sein, denn in den Überlieferungen der alten Römer und Griechen taucht die Aubergine nicht auf. Erst seit dem 15. Jahrhundert kocht man dort mit dem Nachtschattengewächs. In Nordeuropa kannte man die Pflanze zu dieser Zeit quasi gar nicht. Etwas früher tauchte sie in Andalusien auf. Dort wurde die Pflanze zuerst von den Sarazenen kultiviert, die hatten sie aus Persien nach Europa gebracht. Doch handelte es sich wohl nicht um die länglich-ovalen Auberginen mit der dunkelvioletten Schale. Nein, es war deutlich diverser, denn das Gemüse ist wesentlich vielfältiger als das, was wir heute aus unseren Supermärkten kennen.

Dem einen oder anderen sind kleine und runde, dünne und längliche Varianten in unterschiedlichen Farben zwar schon begegnet, vor allem auf schönen Märkten im Ausland. Gelbe und süße Auberginen aber, wie man sie in Ghana oder Thailand isst, kennen die wenigsten.

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20.03.2024

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gestern

Der Ursprung der Aubergine liegt indes auf dem........

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