Wissen Sie, warum wir an Ostern Schokoladenhasen, bunt gefärbte Eier und Lamm essen? Wissen Sie, was man in Osteuropa, Skandinavien oder in Südamerika zu Weihnachten isst? Warum gibt es an Feiertagen bestimmte Speisen?

Oft sind die Hintergründe verschwommen, haben sowohl weltlichen als auch religiösen Charakter, sind geprägt von der Jahreszeit oder der jeweiligen Region. Und wie sieht es eigentlich an anderen Feiertagen aus? Was isst man an Festtagen, die bei uns weniger bekannt sind? Vom 9. auf den 10. April findet zum Beispiel dieses Jahr das muslimische Fest des Fastenbrechens statt. In einigen Bundesländern habe Muslime sogar die Möglichkeit, sich für diesen Tag freizunehmen. Wussten Sie das? Das Fest des Fastenbrechens, so die eingedeutschte Bezeichnung, wird auch Zuckerfest, Ramazan Bayrami (Türkei, Aserbaidschan), Korité (Mali, Senegal), Lebaran (Indonesien) oder Eid al-Fitr (arabische Länder) genannt, es gibt jedoch auch weitere Bezeichnungen, je nachdem, wo man sich auf der Welt eben befindet – der Islam hat global rund 1,6 Milliarden Anhänger.

Laut der Deutschen Islam-Konferenz leben 5,5 Millionen Muslime in Deutschland (Stand Juni 2023). Das sind circa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung. Und das ist spannend, auch aus kulinarischer Sicht, denn wie viele andere Religionen bereichert auch der Islam Deutschland um einige seiner lukullischen Traditionen.

Dem Fastenbrechen geht der Ramadan voran, also der Fastenmonat der Muslime. Die Regeln dieser Fastenzeit wollen wir hier ausblenden, denn sie führen auch in der arabisch-muslimischen Gemeinschaft gelegentlich zu kontroversen Diskussionen. Grundsätzlich beschäftigen sich meine Artikel ohnehin mit Kulinarik und Genuss, also soll das Augenmerk auch hier darauf liegen. Dass nicht wenige Festtagsrezepte religiösen Ursprung haben, ist vielleicht auch nicht jedem klar, daher ein wenig gut gemeinte Aufklärung, aber bitte frei von oberlehrerhafter Besserwisserei. Viel mehr als Orientierung in einer Welt voller Wandel, vor allem im kulturellen Schmelztiegel Berlin.

Welche kulinarischen Highlights hat das muslimische Fastenbrechen also zu bieten und wo kommen diese her? Wir schauen mal nach, bitten aber um Verständnis betreffend der Vollständigkeit, denn die Liste wird sich wohl lange fortführen lassen und oft sind die traditionellen Festtagsspeisen auch mit den regionalen Küchentraditionen verbunden – die Übergänge sind also gelegentlich fließend.

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04.04.2024

03.04.2024

04.04.2024

Aber beginnen wir einmal: In der Türkei wird das Fest natürlich gemeinsam mit der Familie begangen, wobei es viele salzige Speisen wie Ezogelin çorbasi, eine Suppe mit Reis, Bulgur, Linsen, Paprika und Minze gibt. Dann Hasanpasa Köfte, würzige Nester aus Hackfleisch, Kreuzkümmel, Pinienkernen, Kartoffelpüree und Dill. Es gibt Karottenjoghurt mit Walnüssen, Bulgur-Klößchen mit Mangold und viele süße Speisen wie z.B. Sadrazam Lokumu („Das kleine Vergnügen des Wesirs“) , Biskuittaschen mit Kokosraspel und einer Vanillefüllung. Und dann ist da natürlich das berühmte Baklava: Die kleinen Gebäcke aus Blätter- oder Filoteig, Zuckersirup, Nüssen und Trockenfrüchten sind in Deutschland bereits bekannt und sehr beliebt. Sogar so beliebt, dass hiesige Discounter sie regelmäßig als Aktionswaren anbieten.

In Jordanien gibt es Ouzi, ein Gericht aus gebackenem Geflügel mit würzigem Reis, frischen Kräuter. In Ägypten isst man Fattah, ein Gericht aus geschmortem Lamm, Tomatenreis und Pitabrot. Als Süßspeise Kahk, ein traditionelles Gebäck ähnlich wie Sandgebäck-Kekse – in vielen arabischen Ländern ist die Tradition des Keksebackens zum Fastenbrechen übrigens weit verbreitet – so auch in Südostasien, wo jeder Haushalt stolz die uralten Varianten präsentiert, die seit Generationen weitergereicht werden. Kommt einem fast bekannt vor, nicht wahr?

Lassen Sie uns doch an dieser Stelle bereits ein Resümee ziehen, ich denke, der Punkt, den ich betonen wollte, ist deutlich: An Feiertagen gibt es weltweit die unterschiedlichsten Festtagsspeisen; viele Traditionen haben einen gemeinsamen Ursprung, haben sich aber auch im Laufe der Jahrhunderte und mit ihrer geografischen Expansion verändert. Einige davon sind während ihrer Reise auch in Berlin angekommen und haben sich sogar schon etwas etabliert. Das ist doch eine große Bereicherung. Nutzen Sie also einfach auch als Nicht-Muslim die Gelegenheit dieses Feiertags und gehen Sie in ein entsprechendes Restaurant. Warum nicht auch, wenn Sie als Nicht-Muslim keinen freien Tag in Anspruch nehmen können? Waren Sie zum Beispiel mal in einem ägyptischen Restaurant? Alternativ kochen Sie einfach daheim etwas nach, zum Beispiel Lamm-Biryani, was angeblich von iranischen Muslimen mit nach Südasien gebracht wurden. Ein einfaches Rezept dazu finden Sie hier:

Zutaten: 500 g Lammfleisch, in Würfel geschnitten, 2 Tassen Basmati-Reis, 1 große Zwiebel, fein gehackt, 2 Knoblauchzehen, fein gehackt, 1 Stück Ingwer (etwa daumengroß), fein gehackt, 2 Tomaten, gewürfelt, ½ Tasse Joghurt, 2 Lorbeerblätter, 4 Gewürznelken, 4 Kardamomkapseln, 1 Zimtstange, 1 Teelöffel Kreuzkümmel, 1 Teelöffel Kurkuma, 1 Teelöffel gemahlener Koriander, 1 Teelöffel Chilipulver (optional, je nach gewünschter Schärfe), Salz nach Geschmack, 2 Esslöffel Ghee oder Pflanzenöl. Eine Handvoll gehackter frischer Koriander und Petersilie sowie geröstete Cashewnüsse und Rosinen zum Garnieren.

Zubereitung: Den Basmati-Reis gründlich waschen und mindestens 30 Minuten einweichen.

Dann in einem großen Topf das Ghee oder Öl erhitzen und die ganzen Gewürze hinzufügen. Unter ständigem Rühren rösten, bis die Gewürze anfangen, kräftig zu duften. Dann die gehackte Zwiebel hinzufügen und goldbraun anschwitzen. Nun den gehackten Knoblauch und Ingwer dazugeben und für weitere 2–3 Minuten anschwitzen. Kurz alles aus dem Topf holen und beiseite stellen. Dann das Lammfleisch in den Topf geben und anbraten, bis es von allen Seiten schön braun ist.

Anschließend die Gewürzmischung zurückgeben, die gewürfelten Tomaten, Joghurt, Kurkuma, gemahlenen Koriander, Chilipulver (falls verwendet) und Salz hinzufügen. Alles gut vermischen und für circa 20 Minuten köcheln lassen, bis das Fleisch zart wird und die Soße eindickt. Dabei gelegentlich umrühren.

In einem separaten Topf Wasser zum Kochen bringen und den eingeweichten Reis abgießen. Dann den Reis zum Kochen in das neue Wasser geben und etwa 70–80 Prozent zu Ende kochen lassen, er sollte noch etwas Biss haben.

Den fast fertig gekochten Reis auf die Lammfleischmischung geben und leicht vermengen. Danach den Topf mit einem Deckel verschließen und bei niedriger Hitze etwa 10–15 Minuten bei mäßiger Temperatur köcheln lassen, bis der Reis gar ist und das Aroma aufgenommen hat. Vor dem Servieren das Biryani mit gehacktem frischen Koriander oder Petersilie garnieren und gegebenenfalls mit gerösteten Cashewnüssen und Rosinen bestreuen.

Felix Hanika war zunächst Investmentbanker, dann absolvierte er im Hotel & Restaurant Bareiss im Schwarzwald eine Kochlehre. Acht Jahre lang kochte er in den besten Restaurants der Welt. In der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung veröffentlicht er regelmäßig seine Lieblingsrezepte.

QOSHE - Eid Mubarak! – Unser Rezept zum Fastenbrechen - Felix Hanika
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Eid Mubarak! – Unser Rezept zum Fastenbrechen

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06.04.2024

Wissen Sie, warum wir an Ostern Schokoladenhasen, bunt gefärbte Eier und Lamm essen? Wissen Sie, was man in Osteuropa, Skandinavien oder in Südamerika zu Weihnachten isst? Warum gibt es an Feiertagen bestimmte Speisen?

Oft sind die Hintergründe verschwommen, haben sowohl weltlichen als auch religiösen Charakter, sind geprägt von der Jahreszeit oder der jeweiligen Region. Und wie sieht es eigentlich an anderen Feiertagen aus? Was isst man an Festtagen, die bei uns weniger bekannt sind? Vom 9. auf den 10. April findet zum Beispiel dieses Jahr das muslimische Fest des Fastenbrechens statt. In einigen Bundesländern habe Muslime sogar die Möglichkeit, sich für diesen Tag freizunehmen. Wussten Sie das? Das Fest des Fastenbrechens, so die eingedeutschte Bezeichnung, wird auch Zuckerfest, Ramazan Bayrami (Türkei, Aserbaidschan), Korité (Mali, Senegal), Lebaran (Indonesien) oder Eid al-Fitr (arabische Länder) genannt, es gibt jedoch auch weitere Bezeichnungen, je nachdem, wo man sich auf der Welt eben befindet – der Islam hat global rund 1,6 Milliarden Anhänger.

Laut der Deutschen Islam-Konferenz leben 5,5 Millionen Muslime in Deutschland (Stand Juni 2023). Das sind circa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung. Und das ist spannend, auch aus kulinarischer Sicht, denn wie viele andere Religionen bereichert auch der Islam Deutschland um einige seiner lukullischen Traditionen.

Dem Fastenbrechen geht der Ramadan voran, also der Fastenmonat der Muslime. Die Regeln dieser Fastenzeit wollen wir hier ausblenden, denn sie führen auch in der arabisch-muslimischen Gemeinschaft gelegentlich zu kontroversen Diskussionen. Grundsätzlich beschäftigen sich meine Artikel ohnehin mit Kulinarik und Genuss, also soll das Augenmerk auch hier darauf liegen. Dass nicht wenige Festtagsrezepte religiösen Ursprung haben, ist vielleicht auch nicht........

© Berliner Zeitung


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